6. Mai 2015
Das German Masters geht in seine 2. Auflage! Nachdem das Turnier im letzten Jahr ein ausschließliches Frauenturnier war, geht es in diesem Jahr um die deutschen Elo-Besten. Turnierorganisator Dr. Dirk Jordan hat sich ein ganz besonderes Format einfallen lassen, um das Dresdner Schachfestival, in dessen Rahmen das German Masters stattfinden wird, für Teilnehmer und Zuschauer interessant und spannend zu gestalten. In dem folgenden Interview erklärt er nochmal, was es genau mit dem German Masters sponsored by UKA auf sich hat.
DSB: Herr Dr. Jordan, das German Masters der Frauen im letzten Jahr war ein voller Erfolg. Nicht nur die teilnehmenden Damen hatten damals besonders geschätzt, dass Sie sich im Frauenschach engagieren. So ein hochkarätiges Turnier nur für Frauen hatte es in Deutschland noch nicht gegeben, trotzdem ist das jetzige German Masters offen für Männer und Frauen. Verspielen Sie sich damit nicht gerade gewonnene Sympathien? War es Wunsch des Sponsors, dieses Jahr ein gemischtes German Masters auszurichten?
D.J.: Ich hoffe, auf die erste Frage darf ich und auf die zweite Frage kann ich mit Nein antworten.
DSB: Im Zusammenhang mit Ihren Turnierformaten fallen Begriffe wie "originell", "kreativ" oder sogar "cool". Was ist Ihre Motivation für ein originelles Turnierformat und was ist der Kick am German Masters 2015?
D.J.: Viele Spieler sagen, dass sich die Anzahl der Spielmöglichkeiten (international bedeutende Veranstaltungen, nationale Turniere, im Internet, …) deutlich erhöht hat. Es ist also nicht mehr unbedingt nötig ein neues Open ins Leben zu rufen. Darüber hinaus gibt es für die absolute Spitze mit Dortmund und Baden Baden zwei tolle Turniere in Deutschland. Deshalb sind unseres Erachtens eher neue interessante Ideen gefragt.
Das Besondere am German Masters 2015 (und hoffentlich auch 2017, 2019, …) ist der Eventgedanke gekoppelt mit der für alle deutschen Titelträger möglichen Qualifikation für ein deutsches Superturnier.
DSB: Und wie kann man sich kreatives Turnierdesign vorstellen? Gibt es erst das German Masters mit dem Sponsor UKA und dann müssen Sie lange überlegen, wie man dem Turnier das besondere Etwas verleiht oder haben Sie schon vorher einen ganzes Sammelsurium von besonderen Ideen und müssen dann noch das passende Turnier dazu aus der Taufe heben - sprich Namen und Datum festlegen und eventuell einen Sponsor finden?
D.J.: Vielleicht ist es ein wenig, wie in Ihren Fragen aufgelistet und darüber hinaus doch anders. Wie Sie wissen, habe ich in der Mathematik gelehrt, geforscht sowie promoviert und bin seit einigen Jahren Geschäftsführer der Joodix GmbH, die neue methodisch/didaktische Materialien und Spiele (Englisch, Mathematik, …) entwickelt. Da ist man quasi neben dem „Alltagsgeschäft“ permanent im „Neuentwicklungsmodus“.
Etwas konkreter kann man es vielleicht so formulieren: Zum Einen hat man neue Ideen im Hinterkopf und zum Anderen braucht man einen Anlass oder Partner zur Umsetzung.
Anlässe boten das Jubiläumsjahr des Deutschen Schachbundes 2002 (es entstand die Deutsche Schachamateurmeisterschaft) oder die Schacholympiade 2008 (der Deutschland-Cup wurde ins Leben gerufen). In Gesprächen mit unseren Schachfreunden aus Linz besprachen wir bei einem Ausflug auf die Bastei im Jahre 1996 die Idee der Mannschaftseuropameisterschaft für Senioren (ab 1998 umgesetzt). Analoges gilt für die Neuauflage der Mannschafts-WM für Senioren (2014/15/16), die ich zum FIDE-Kongress 2014 in Tallin vorgestellt habe.
Die Idee der Weltmeisterschaft im Schach für Menschen mit Behinderungen wurde im Freundeskreis unseres Vereins (ZMDI Schachfestival Dresden e.V.) in Jahr 2010 gemeinsam geboren.
DSB: Das German Masters ist in Kooperation von ZMDI und DSB entstanden, UKA bildet den Sponsor. Waren Sie sich immer schnell einig, wie das Ganze ablaufen soll oder musste im Entscheidungsgremium viel gegenseitige Überzeugungsarbeit geleistet werden?
D.J.: Es gab schon eine etwas längere Entstehungsgeschichte. Wobei es eher nicht um das Ob sondern mehr um das Wie ging. Die Idee wurde zum Mitropa-Cup 2013 in Meißen bei der UKA erstmals auf den Tisch gelegt. Alle Gesprächspartner waren sofort aufgeschlossen. Zur Abgrenzung zu bestehenden Veranstaltungen traf ich damals mit dem „German Masters“ (angelehnt an andere Sportarten) auf offene Ohren. In einem ersten Schritt haben wir dann kurzfristig den Gedanken des DSB, dies als Rundenturnier für die besten Deutschen Frauen zu organisieren, im November 2014 in Dresden umgesetzt.
Der großartige Erfolg bestärkte uns dies nun aufzunehmen und in den geraden Jahren ein Event mit dem Sahnehäubchen Frauenturnier und in den ungeraden Jahren Challenge sowie German Masters zu organisieren. Dazu gehören jeweils das passende Open und Begleitevents.
DSB: Sie werben mit dem Preisfonds >30.000 € - wie teilt der sich genau auf?
D.J.: Im German Masters erhält jeder Spieler einen garantierten Preis (5.000 €, 3.000 €, 2.500 €, 2.000 €, 1.500 €, 1.000 €) also insgesamt 15.000 €. Das ZMDI-Open hat auch 15.000 € Preisfonds und im Challenge wird mindestens das Startgeld ausgeschüttet. Dabei haben wir uns eine hoffentlich ausgefallene und „hübsche“ Startgeldermittlung ausgedacht:
höchste aktuelle dt. Elozahl - persönliche Elozahl [Stand 1. August]
10
in Euro.
Um es an einem aktuell schon angemeldeten Spieler, Alexander Donchenko mit Stand 14.04.15 zu errechnen:
(Elo 2720 [A. Naiditsch] – Elo 2575 [A. Donchenko]) /10 = 14 € (gerundet)
DSB: Können Sie uns noch weitere Details zum German Masters 2015 (2016, 2017 etc.) verraten?
D.J.: Vielleicht sollte man noch einmal die Eventidee ausführlicher aufschreiben.
a) Es wird zu einer traditionell schon bestehenden Veranstaltung (Dresdner Schachsommer) ein Topturnier nur für deutsche Schachspieler ins Leben gerufen.
b) Dabei bildet in den geraden Jahren (2014, 2016, …) ein 9-rundiges Damenturnier den „Hingucker“ im Gesamt-Event (Open, Elo-Blitztturnier, Pegasus Summitt, Gala, ...).
c) In den ungeraden Jahren mit 2015 beginnend wird für alle deutschen Titelträger (Elo 2200) eine Kombination aus Challenge, German Masters und Basisopen angeboten.
- Im German Masters werden drei deutsche Top-Spieler eingeladen. Drei sich im Challenge Qualifizierende ergänzen das Teilnehmerfeld. Nach einem Ruhetag (Dienstag) spielen diese 6 „besten“ Deutschen ein 5-rundiges Turnier (100 min + 50 min, 30 sec/Zug) um Platz und Sieg sowie 15.000 € Preisfonds. Die Turniertage sind Mittwoch bis Sonntag parallel zum ZMDI-Open.
- Das Challenge ist ein 9-Runden Schnellschachtunier an drei Tagen mit der international üblichen Bedenkzeit 25 min + 10 sec. Es qualifizieren sich die drei Erstplatzierten für das German Masters. Die anderen Teilnehmer können in die vierte Runde des ZMDI-Open mit 3 Punkten (oder wenn sie weniger als 50 % im Schnellschach erspielt haben mit 2 Punkten) einsteigen. Ein Preisfonds von mindestens dem Startgeld der Teilnehmer wird ab Platz vier ausgeschüttet.
– Das traditionelle ZMDI-Open hat 9 Runden in drei Kategorien (A, B, C). Es beginnt zeitgleich mit dem Challenge (dieses Jahr am Samstag, dem 15.08.). In der vierten Runde werden die Spieler aus dem Challenge (wenn sie es möchten) mit 3 Punkten (bzw. 2 Punkten s.o.) in das A-Open integriert. Hier können sie von der Spitze in den verbleibenden 6 Runden um Punkte und wiederum einen Preisfonds von 15.000 € spielen.
d) Dieses deutsche Sommerhighlight (2015 vom 15. bis 23. August) soll mittelfristig etabliert werden und man darf erfreulicher Weise festhalten, dass dieses Format mindestens bis 2016 auch schon finanziell untersetzt ist.
DSB: Vielen Dank für Ihre ausführlichen Antworten
Einleitungstext und Fragen DSB Louisa Nitsche
// Archiv: DSB-Nachrichten - DSB // ID 19739