18. Oktober 2022
Nach dem ersten Wochenende der Frauenbundesligasaison 2022/23 sind mit der OSG Baden-Baden, SK Schwäbisch Hall und den Schachfreunden Deizisau genau die drei Teams verlustpunktfrei an der Tabellenspitze, die in der Vorsaison die Medaillen errungen haben. Schwäbisch Hall musste dafür mit dem SV Hemer und der SG Solingen zwei Teams aus der nominell unteren Tabellenhälfte besiegen. Baden-Baden und Deizisau hatten hingegen die stets gefährlichen Teams vom Hamburger SK und TuRa Harksheide vor der Brust. Beide hatten sich in der Vergangenheit als gefährliche Stolpersteine für Teams mit Spitzenambitionen entpuppt. Doch gehen wir der Reihe nach die Ereignisse des Wochenendes in Solingen, Harksheide und Erfurt durch.
Zum Debüt in der Frauenbundesliga hatte die SG Solingen auch direkt ihr erstes Heimwochenende. Neben Reisepartner SV Hemer traten der SK Schwäbisch Hall und FC Bayern München in Solingen auf. Der SK Schwäbisch Hall wurde dabei der Favoritinnenrolle am ersten Spieltag gegen Solingen voll und ganz gerecht. Beim 1:5 waren für die Solingerinnen nur zwei halbe Punkt drin, u.a. von Kaderspielerin Annmarie Mütsch gegen Meri Arabidze. Im Parallelkampf des FC Bayern gegen Hemer war die nominelle Ausgangslage nicht genauso deutlich, dafür aber das Ergebnis. Hier konnte sich der FCB ebenfalls 5:1 durchsetzen.
(Fotos: SK Schwäbisch Hall)
Der zweite Spieltag brachte bei Schwäbisch Hall ein ähnliches Bild. Dem SV Hemer wurde mit einem überzeugenden 6:0 keine Chance gelassen. Die SG Solingen versuchte sich derweil gegen den FC Bayern an der Revanche für die Niederlage ihrer Bundesligamannschaft gegen den FCB vor zwei Wochen im Europapokal. Es entwickelte sich ein enger Kampf, der am Ende mit 4:2 an die SG Solingen ging. Dabei erwies sich der Erfolg als echtes Familienunternehmen: Während Rafael Müdder als Teamleiter an der organisatorischen Front arbeitet sowie während des Kampfes an der Seitenlinie mitfiebert, steuerte seine Tochter Melanie Müdder mit ihrem Sieg einen entscheidenden Punkt zum Mannschaftserfolg bei!
Die SG Solingen hat insgesamt sechs spannende Interviews mit verschiedenen Spielerinnen geführt, die ihr alle auf dem Kanal Chessfiles auf Youtube sehen könnt. Die Videos sind qualitativ gut aufbereitet, reinschauen lohnt sich definitiv!
Außerdem berichtet der SK Schwäbisch Hall aus eigener Perspektive und mit vielen Bilder über ihren "Start mit zwei überzeugenden Siegen!"
Mit dem SV Medizin Erfurt hatte ein weiterer Aufsteiger zum Auftakt ein Heimwochenende. Als Gegnerinnen für Erfurt und den Reisepartner SV Bad Königshofen kamen die Rodewischer Schachmiezen sowie der SV Weißblau Allianz Leipzig nach Thüringen. Am Samstag hieß es zum Auftakt Erfurt gegen die Schachmiezen und Leipzig gegen Bad Königshofen. Nominell waren beide Matches eine klare Angelegenheit. Die Schachmiezen hatten an allen Brettern die höhere Elo und insbesondere an den ersten vier Brettern war der Elo-Unterschied heftig. Bad Königshofen hatte an jedem Brett eine Spielerin mit mehr als 2300 Elo und an den letzten vier Brettern stets 200 bis 400 Elopunkte mehr sitzen.
Entwickeln sollten sich allerdings zwei knappe Kämpfe, die am Ende beide mit einem 3:3 und somit zwei Außenseitererfolgen enden sollten. Die "Freie Presse" schrieb in ihrem Bericht anschließend treffend vom "Aufstand der Außenseiter" (mit Paywall).
Für die Rodewischer Schachmiezen konnte Alicja Sliwicka gegen Erfurt den einzigen Sieg verbuchen. Durch den Sieg der Erfurter Mannschaftsführerin Kristin Müller-Ludwig blieb der Kampf insgesamt ausgeglichen und endete überraschend Unentschieden.
Leipzig konnte sich durch Siege von Klaudia Kulon und Evelyn Wagenschütz einen Mannschaftspunkt sichern. Die beiden Favoritensiege durch Anastasia Savina und Alexandra Obolentseva auf Bad Königshofer Seite and den Brettern 5 und 6 reichten im Ergebnis nur zum Abwenden einer Mannschaftsniederlage.
Am zweiten Spieltag des Wochenendes konnten sich sowohl Leipzig gegen die Erfurterinnen als auch Bad Königshofen gegen die Rodewischer Schachmiezen mit 4,5 zu 1,5 durchsetzen. Bad Königshofen war insbesondere durch das Fehlen der beiden Rodewischer Spitzenbretter klar favorisiert, während sich Erfurt trotz eines Achtungserfolges mit einem halben Punkt am ersten Brett durch Ha Thanh Nguyen der Leipziger Elo-Übermacht an den vorderen Brettern beugen musste.
Damit haben die Leipzigerinnen mit bereits drei Mannschaftspunkten einen guten Grundstein für eine ruhigere Saison mit weniger Abstiegssorgen gelegt, während das Erfurter Aufstiegsteam sich über ihren einen Mannschaftspunkt und das erste "geärgerte" Team freuen darf.
In Harksheide trafen die Gastgeber zusammen mit ihren Reisepartnerinnen vom Hamburger SK auf den Titelverteidiger Baden-Baden sowie die Vorjahresdritten SF Deizisau. Während Harksheide als krasser Außenseiter die 2 zu 4 Niederlage gegen Baden-Baden als starken Achtungserfolg sehen konnte, wird sich der Hamburger SK über die knappe Niederlage gegen Deizisau ärgern. Das Debüt des neuen Teamchefs Georgios "The Big Greek" Souleidis, der den langjährigen Teamchef Andreas "Andi" Albers nach 10 Jahren als Mannschaftsleiter beerbt hat, ging bei der 2,5 zu 3,5 Niederlage knapp daneben, zumal zwischendurch ein Mannschaftssieg mehr als möglich erschien. Laut eigener Aussage des HSK ließen sie sich davon allerdings nicht die Laune verderben und freuten sich am Abend über den Besuch ihres Sponsors, dem Hamburger Bio-Backwerk mit dem passenden Namen Springer.
Am nächsten Tag bekam es der Hamburger SK mit dem Titelverteidiger Baden-Baden zu tun. Die Weltklassetruppe mit den deutschen Nationalspielerinnen Elisabeth Pähtz und Josefine Heinemann waren nach dem umkämpften Vortag konzentriert und gnadenlos bei der Sache und sicherten sich mit 5,5 zu 0,5 den Kantersieg.
Harksheide spielte gegen Deizisau 2:4. Dabei klingt das Ergebnis wohl knapper als es war, denn zu keinem Zeitpunkt schien Harksheide nahe an einem Unentschieden zu sein. Trotzdem war das erneut ein respektables Ergebnis gegen eines der starken Teams der Liga und man darf gespannt sein, ob am nächsten Spieltag gegen Bayern München dann bereits der erste Schritt Richtung Klassenerhalt gelingt.
Ausführliche Berichte zum Wochenende in Harksheide findet ihr auch aus den Perspektiven der jeweiligen Vereine.
TuRa Harksheide: "Frauen-Bundesliga-Auftakt für TuRa-Schach!"
Hamburger SK: "Harmonie lässt Niederlagen verblassen!"
OSG Baden-Baden: "OSG-Team startet erfolgreich in die neue Saison der FBL-Schach"
Pl. | Mannschaft | 1 | 2 | 3 | 4 | 5 | 6 | 7 | 8 | 9 | 10 | 11 | 12 | Sp | MP | BP |
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1 | SK Schwäbisch Hall | 5 | 6 | 2 | 4 | 11 | ||||||||||
2 | OSG Baden-Baden | 4 | 5½ | 2 | 4 | 9½ | ||||||||||
3 | Schachfreunde Deizisau | 4 | 3½ | 2 | 4 | 7½ | ||||||||||
4 | SV Weißblau Allianz Leipzig | 3 | 4½ | 2 | 3 | 7½ | ||||||||||
5 | SC 1957 Bad Königshofen | 3 | 4½ | 2 | 3 | 7½ | ||||||||||
6 | FC Bayern München | 2 | 5 | 2 | 2 | 7 | ||||||||||
7 | SG Solingen | 1 | 4 | 2 | 2 | 5 | ||||||||||
8 | Rodewischer Schachmiezen | 1½ | 3 | 2 | 1 | 4½ | ||||||||||
9 | SV Medizin Erfurt | 1½ | 3 | 2 | 1 | 4½ | ||||||||||
10 | TuRa Harksheide | 2 | 2 | 2 | 0 | 4 | ||||||||||
11 | Hamburger SK | ½ | 2½ | 2 | 0 | 3 | ||||||||||
12 | SV Hemer 1932 | 0 | 1 | 2 | 0 | 1 |
// Archiv: DSB-Nachrichten - Frauenschach // ID 24351