14. Oktober 2022
Die Saison 2022/2023 der Frauenbundesliga (FBL) startet dieses Wochenende am 15. und 16. Oktober mit dem ersten Doppelspieltag. Wir stellen euch die drei aufgestiegenen Teams genauer vor. Was steckt alles hinter der SG Solingen, dem FC Bayern München und SV Medizin Erfurt? Außerdem blicken wir auf den Titelkampf: Wer kann der OSG Baden-Baden den Titel streitig machen oder sind die Siegerinnen des Vorjahres als Favoritinnen bereits für den Titel gesetzt?
Die Meisterinnen von der OSG Baden-Baden werden versuchen, ihren Titel zu verteidigen. Die Chancen dafür stehen gut, denn an den ersten sechs Brettern haben sie ein Who's who der weiblichen Weltspitze gemeldet. Neben der deutschen Nummer eins Elisabeth Pähtz sind unter anderem die drei WM-Kandidatinnen Mariya Muzychuk, Anna Muzychuk und Alexandra Kosteniuk im Kader. Mit Josefine Heinemann spielt außerdem eine weitere deutsche Nationalspielerin für die OSG Baden-Baden. Trotz dieses herausragenden Kaders müssen sie sich allerdings wieder starker Konkurrenz erwehren.
Als größter Widersacher hat sich erneut der SK Schwäbisch Hall in Stellung gebracht. Auch hier ist der von Alina Kashlinskaya angeführte Kader mit Spielerinnen der erweiterten Weltspitze sehr stark und vor allem auch in der Breite gut aufgestellt. In der letzten Saison hielten sie den Titelkampf bis zur vorletzten Runde spannend und das Ziel wird sicher sein, nach der Vizemeisterschaft 2022 dieses Jahr endlich den zweiten Titel der Vereinsgeschichte zu erringen.
Eher Außenseiter im Titelkampf ist der Meister von 2019 und 2021, der SC Bad Königshofen. Das starke Team um die beiden deutschen Nationalspielerinnen Jana Schneider und Dinara Wagner sollte aber auf keinen Fall unterschätzt werden, zumal sie sich in Bad Königshofen mit Überraschungscoups inzwischen sehr gut auskennen!
Br. | Name | Land | Elo |
---|---|---|---|
1 | FM Jana Schneider | 2323 | |
2 | GM Olga Girya | 2395 | |
3 | IM Iulija Osmak | 2418 | |
4 | WIM Oliwia Kiolbasa | 2410 | |
5 | IM Aleksandra Maltsevskaya | 2356 | |
6 | WGM Dinara Wagner | 2358 |
Br. | Name | Land | Elo |
---|---|---|---|
1 | GM Mariya Muzychuk | 2527 | |
2 | GM Anna Muzychuk | 2526 | |
3 | GM Alexandra Kosteniuk | 2521 | |
4 | GM Zhansaya Abdumalik | 2503 | |
5 | GM Antoaneta Stefanova | 2472 | |
6 | IM Elisabeth Pähtz | 2477 |
Br. | Name | Land | Elo |
---|---|---|---|
1 | IM Alina Kashlinskaya | 2491 | |
2 | IM Lela Javakhishvili | 2475 | |
3 | GM Nino Batsiashvili | 2477 | |
4 | IM Meri Arabidze | 2422 | |
5 | IM Ekaterina Atalik | 2406 | |
6 | IM Irina Bulmaga | 2417 |
Nachdem wir uns letztes Jahr von der SG 1871 Löberitz, dem Ausrichter der Endrunde der Saison 2021/2022 SK Lehrte, sowie dem ausgeschlossenen Team Kisschess als Absteiger verabschieden mussten, können wir zur neuen Saison folgerichtig drei neue Teams begrüßen. Die SG Solingen, die Schachabteilung des FC Bayern München und der SV Medizin Erfurt konnten jeweils ihre Staffel der 2. Frauenbundesliga gewinnen und dürfen sich dieses Jahr mit den besten Frauenteams Deutschlands messen.
Wir möchten die Gelegenheit nutzen, euch alle drei Teams genauer vorzustellen und haben deswegen den Mannschaftsleiterinnen und Mannschaftsleitern einige Fragen zu ihren Teams und ihren Vereinen gestellt!
Für die SG Solingen hat uns Rafael Müdder mit einigen Informationen versorgt: Er ist seit der Gründung des Frauenteams der SG Solingen vor drei Jahren der Mannschaftsleiter, dürfte vielen aber vor allem durch seine jahrzehntelange Tätigkeit im Jugendbereich bekannt sein. Für dieses Engagement wurde er 2021 von der Deutschen Schachjugend mit der goldenen Ehrennadel geehrt.
Die Motivation für die Gründung des Frauenteams der SG Solingen bestand ursprünglich darin, dass sie "die eigenen Jugendlichen aus dem Verein und der näheren Umgebung hochbringen und ihnen gute Spielmöglichkeiten geben wollten." Nachdem bereits Titel mit den Jugendteams in den Altersklassen u14w und u20w errungen werden konnten, sei das nur der nächste logische Schritt gewesen. Dementsprechend besteht der Stamm seit Gründung des Teams einerseits aus drei jungen Frauen des eigenen Vereins - Luisa Bashylina, Melanie Müdder und Yaroslava Sereda - und zusätzlich dreien aus der näheren Umgebung - Eva Rudolph, Rebecca Browning und Alicia Orlova.
Mit diesem Frauenteam gelang dann direkt der Durchmarsch von Frauenregionalliga West bis in die Frauenbundesliga. Für die Frauenbundesligasaison ist das Saisonziel der Klassenerhalt. Damit dieses Ziel erreicht wird, gab es einige Verstärkungen, bei denen die Frauenmannschaft von den Verbindungen ihres Bundesligateams profitieren konnten. So ist mit Machthild van Foreest unter anderem die Schwester des Bundesligaspielers Jorden van Foreest im Kader und mit Lorena Zepeda steht die Ehefrau von Loek van Wely im Kader. Dass Luisa Bashylina Spielerinnen kannte, die aus der Ukraine nun in der näheren Umgebung Solingens gelandet waren, machte zwei weitere starke Verpflichtungen möglich.
Für die Saison ist Solingen aber wichtig, dass ihre eigenen Jugendspielerinnen trotz der starken Neuzugänge auf ihre Einsatzzeiten kommen. Jeden Spieltag sollen "zwei bis drei Jugendliche oder fast noch Jugendliche zum Einsatz kommen. Alle sollen ihre Einsatzzeiten kriegen und zwar kontinuierlich und nicht nur punktuell." Das hätten sie sich mit ihrem Aufstieg verdient. Und insbesondere die Vorfreude auf die großen Matches wie gegen Baden-Baden sei bereits besonders groß.
Von den Aufsteigern ist die SG Solingen auf dem Papier sicherlich das stärkste Team und hat die besten Chancen auf den Klassenerhalt. Ob sie diese nominellen Stärken aber auch aufs Brett bringen können, muss sich noch zeigen. Direkt am Sonntag steht mit dem Match gegen den FC Bayern München das erste richtungsweisende Match an.
Um mehr über genau diesen FC Bayern München und sein Frauenteam zu erfahren, haben wir mit dem Mannschaftsleiter Holger Werner gesprochen. Er engagiert sich seit fünf Jahren in dieser Position und hat dabei einige Höhen und Tiefen erlebt. Er beschreibt die Frauen des FCB als "typische Fahrstuhlmannschaft." Kontinuität und das Mannschaftsgefüge sind dem Verein wichtiger, als mit Zugängen von außen kurzfristige Erfolge zu erzielen. "Wer aus der 2. Liga aufsteigt, soll auch in der 1. Liga spielen." So spielen Milka Ankerst und Anita Stangl bereits seit 20 Jahren für die FCB-Frauen. Aber auch die Einbindung von jungen Spielerinnen wie z. B. Kaderspielerin Svenja Butenandt ist wichtig und erfolgt immer wieder, sagt der bayerische Mannschaftsführer.
Getragen wird das Team finanziell vom Hauptverein, der den FCB-Schachfrauen großzügige Unterstützung zukommen lässt. Das Saisonziel ist der Klassenerhalt, wobei Holger Werner selbst darauf hinweist, dass der FCB auf dem Papier nicht allzu viele Punkte holen sollte und den Klassenerhalt somit aus der Rolle des deutlichen Außenseiters schaffen muss.
Als letzte Aufsteigerinnen stellen wir das Team des SV Medizin Erfurt vor. Hierfür stand uns Mannschaftsführerin Kristin Müller-Ludwig Rede und Antwort.
Die Erfurterinnen sind in der Liga durchaus schon bekannt und das im doppelten Sinne: Nicht nur ist es ihre fünfte FBL-Saison, bis auf die Jugendspielerinnen Maria Tsakona und Natalie Pflugradt spielte der gesamte Kader bereits in der Saison 2019/21 für Erfurt. Und viele Spielerinnen haben jede der fünf FBL-Gastspiele miterlebt. Das verwundert auch nicht, da laut eigener Aussage das Besondere am Team ist, dass es sich über all die Jahre wenig verändert hat.
Kristin Müller-Ludwig drückt es selbst so aus: "Die Kernmannschaft ist seit vielen Jahren konstant. Wir kennen uns sogar noch aus Nachwuchszeiten, wir leben eigentlich davon, dass wir uns an diesen Punktspielen sehen, einige sind inzwischen auch übers Bundesgebiet verstreut, aber bei unseren Spielen, da sehen wir uns immer wieder."
Die Erfurterinnen sind eine reine Amateurtruppe, alle sind berufstätig oder gehen in die Schule. Der Verein unterstützt bei manchen Kosten, aber ansonsten wird die FBL-Teilnahme durch die Spielerinnen selbst getragen.
Das Ziel kann natürlich nur der Klassenerhalt sein, auch wenn die Erfurterinnen große Außenseiter sind. Außenseiterchancen gibt es aber immer, das haben die letzten Jahre gezeigt und in der Saison 2016/17 wurde dieses Ziel von Erfurt ja auch bereits einmal erreicht. Laut eigener Aussage versuchen sie einfach gutes Schach zu spielen und gucken dann, was möglich ist. Ob sie am Ende wieder 1. oder 2. Liga spielen, sei letzten Endes nicht entscheidend, sondern das gemeinsame Spielen und ein guter Zusammenhalt.
Eine Besonderheit: Drei Männer aus dem Verein sind bei jedem Auswärtsspiel dabei und feuern vor Ort an. In der Regel sind die Erfurterinnen nicht als 6er-Truppe sondern als 9er- oder 10er-Truppe unterwegs.
Br. | Name | Land | Elo |
---|---|---|---|
1 | IM Inna Gaponenko | 2339 | |
2 | FM Machteld van Foreest | 2141 | |
3 | WIM Annmarie Mütsch | 2238 | |
4 | IM Tatiana Kononenko | 2353 | |
5 | IM Anna Zozulia | 2243 | |
6 | WFM Luisa Bashylina | 2018 |
Br. | Name | Land | Elo |
---|---|---|---|
1 | WIM Barbara Mihok-Juhasz | 2244 | |
2 | Meike Ratay | 1973 | |
3 | Ha Thanh Nguyen | 1967 | |
4 | Maria Tsakona | 1975 | |
5 | WCM Elisa Reuter | 1924 | |
6 | WFM Kristin Müller-Ludwig | 2048 |
Br. | Name | Land | Elo |
---|---|---|---|
1 | WIM Elena Boric | 2194 | |
2 | WFM Katharina Ricken | 2136 | |
3 | WIM Veronika Exler | 2137 | |
4 | Marharyta Khrapko | 2128 | |
5 | WFM Alessia Santeramo | 2162 | |
6 | WFM Nikola Mayrhuber | 2115 |
Das Mittelfeld der Frauenbundesliga lässt sich noch einmal zweiteilen. Mit dem Hamburger SK, den Rodewischer Schachmiezen und den Schachfreunden Deizisau gibt es drei starke Teams, die sich eher nach oben orientieren werden. Alle diese drei Teams haben in der Vergangenheit bereits Medaillen errungen und konnten die Großen immer wieder ärgern.
Auf der anderen Seite gibt es die drei Mittelfeldteams, die vorrangig um den Klassenerhalt kämpfen werden. Die Frauen vom SV Hemer werden nach ihrer Debütsaison im letzten Jahr mit dem Klassenerhalt am vorletzten Spieltag versuchen, sich dieses Jahr bereits früher zu retten.
TuRa Harksheide geht in die vierte Frauenbundesligasaison in Folge. Es wird spannend sein zu beobachten, ob es den Schleswig-Holsteinerinnen gelingt, den Klassenerhalt wieder frühzeitig zu sichern und dabei vielleicht einigen Top-Teams Schwierigkeiten zu bereiten.
Ein echtes Herzschlagfinale lieferte sich die Spielerinnen vom SV Weißblau Allianz Leipzig am letzten Spieltag der Saison 2021/22 gegen die SG Löberitz, wo sie sich gerade so den Klassenerhalt sichern konnten. Mit dem nahezu identischen Team werden sie versuchen, es in dieser Saison weniger spannend zu machen.
Br. | Name | Land | Elo |
---|---|---|---|
1 | IM Anastasia Bodnaruk | 2378 | |
2 | IM Stavroula Tsolakidou | 2400 | |
3 | WIM Fiona Sieber | 2280 | |
4 | WGM Melanie Lubbe | 2320 | |
5 | WGM Joanna Majdan | 2307 | |
6 | WGM Julia Movsesian | 2300 |
Br. | Name | Land | Elo |
---|---|---|---|
1 | WGM Hanna Marie Klek | 2301 | |
2 | IM Zoya Schleining | 2338 | |
3 | WGM Dina Belenkaya | 2280 | |
4 | WGM Jovana Rapport | 2294 | |
5 | WGM Elena Köpke | 2249 | |
6 | WGM Vera Nebolsina | 2237 |
Br. | Name | Land | Elo |
---|---|---|---|
1 | IM Sarasadat Khademalsharieh | 2490 | |
2 | GM Monika Socko | 2420 | |
3 | IM Rout Padmini | 2390 | |
4 | Eline Roebers | 2375 | |
5 | WIM Zsòka Gaàl | 2330 | |
6 | WGM Sarah Papp | 2290 |
Br. | Name | Land | Elo |
---|---|---|---|
1 | FM Lara Schulze | 2288 | |
2 | WGM Elena Luminita Cosma | 2243 | |
3 | WGM Iozefina Werle | 2312 | |
4 | WGM Carmen Voicu-Jagodzinsky | 2243 | |
5 | WFM Alessia-Mihaela Ciolacu | 2147 | |
6 | WFM Honorata Kucharska | 2207 |
Br. | Name | Land | Elo |
---|---|---|---|
1 | WGM Julia Antolak | 2387 | |
2 | IM Laura Unuk | 2329 | |
3 | WIM Zala Urh | 2204 | |
4 | WIM Irina Utiatskaja | 2154 | |
5 | WFM Anamarija Radikovic | 2112 | |
6 | WFM Maria Gosciniak | 2094 |
Br. | Name | Land | Elo |
---|---|---|---|
1 | IM Karina Cyfka | 2352 | |
2 | IM Klaudia Kulon | 2253 | |
3 | WGM Barbara Jaracz | 2185 | |
4 | WFM Olga Hincu | 2104 | |
5 | WIM Evelyn Wagenschütz | 2080 | |
6 | WIM Kerstin Kunze | 2014 |
Datum | Ausrichter | Uhrzeit | Heim | - | Gast | Schiedsrichter |
---|---|---|---|---|---|---|
15.10. | Solingen | 14:00 | SG Solingen | - | SK Schwäbisch Hall | ISR Jürgen Göldenboog |
15.10. | Solingen | 14:00 | SV Hemer | - | FC Bayern München | ISR Jürgen Göldenboog |
15.10. | Harksheide | 14:00 | TuRa Harksheide | - | OSG Baden-Baden | FSR Claudia Münstermann |
15.10. | Harksheide | 14:00 | Hamburger SK | - | Schachfreunde Deizisau | FSR Claudia Münstermann |
15.10. | Erfurt | 14:00 | SV Medizin Erfurt | - | Rodewischer Schachmiezen | FSR Sven Baumgarten |
15.10. | Erfurt | 14:00 | SC Bad Königshofen | - | SV Weißblau Allianz Leipzig | FSR Sven Baumgarten |
16.10. | Solingen | 09:00 | FC Bayern München | - | SG Solingen | ISR Jürgen Göldenboog |
16.10. | Solingen | 09:00 | SK Schwäbisch Hall | - | SV Hemer | ISR Jürgen Göldenboog |
16.10. | Harksheide | 09:00 | Schachfreunde Deizisau | - | TuRa Harksheide | FSR Claudia Münstermann |
16.10. | Harksheide | 09:00 | OSG Baden-Baden | - | Hamburger SK | FSR Claudia Münstermann |
16.10. | Erfurt | 09:00 | SV Weißblau Allianz Leipzig | - | SV Medizin Erfurt | FSR Sven Baumgarten |
16.10. | Erfurt | 09:00 | Rodewischer Schachmiezen | - | SC Bad Königshofen | FSR Sven Baumgarten |
// Archiv: DSB-Nachrichten - Frauenschach // ID 24345