11. Dezember 2023
Am heutigen Montag war in Rosenheim der Startschuss für die beiden Turniere der besten Schachspielerinnen und Schachspieler Deutschlands, das German Masters und das German Masters der Frauen. Fünf der zehn Partien konnten dabei gewonnen werden, zwei davon vom eloschwächeren Gegner. Dennis Wagner triumphierte im offenen Turnier mit Schwarz über Mitfavorit Frederik Svane, bei den Frauen besiegte Hanna Marie Klek Ex-Nationalspielerin Zoya Schleining. Der jüngste Teilnehmer Leonardo Costa holte ein respektables Remis gegen die ehemalige deutsche Nummer eins Alexander Donchenko, der im November mit der Nationalmannschaft Silber bei der Team-EM in Montenegro holte.
Im offenen Wettbewerb gab es nach einer bzw. zwei Stunden die ersten Punkteteilungen des Turniers. Zwischen Michael Prusikin und Daniel Fridman war durch Stellungswiederholung bereits nach einer Stunde und 18 Zügen Schluss, bei Matthias Blübaum und Rasmus Svane war ebenfalls durch Stellungswiederholung nach nur 15 Zügen Schluss, brauchten dafür aber immerhin zwei Stunden. Deutlich umkämpfter war die Remispartie zwischen Leonardo Costa und Alexander Donchenko. Das junge bayerische Talent erhielt Ausgangs der Eröffnung ein Endspiel mit Mehrbauern, bei dem Alexander Donchenko dafür etwas aktiver Stand, sodass die Partie im Gleichgewicht war. Spätestens als im 30. Zug der Mehrbauer von Alexander Donchenko aber wieder einkassiert war, begnügten sich beide Seiten auch hier mit einer Stellungswiederholung und dem Remisschluss.
Jonas Roseneck unterlief im siebten Zug bereits ein Fehler in einer Partie, die in der Folge zu einem Eröffnungsdesaster geriet. Zwar spielte er durchaus interessant und opferte sogar seine Dame für lediglich einen Springer. Im Gegenzug erhielt er Aktivität, einen gefährdeten gegnerischen weißen König und einen gedeckten Freibauern auf der zweiten Reihe. Nur leider ist eine Dame für einen Springer doch ein bisschen zu viel materielles Ungleichgewicht. Objektiv war diese Vorgehensweise nicht zu rechtfertigen. Christopher Noe ließ nichts mehr anbrennen und konnte sich den ersten Sieg des diesjährigen German Masters sichern.
Zwischen Frederik Svane und Dennis Wagner entwickelte sich die längste und dramatischste Partie des Tages. In einer italienischen Partie wich Frederik im 27. Zug der angebotenen Zugwiederholung aus, er wollte mehr als ein Remis. Frederik knetete sehr lange ein leicht besseres Endspiel, in dem beide Seiten eine Dame sowie ungleichfarbige Läufer hatten. Im 63. Zug unterlief Dennis dann tatsächlich der vermeintlich entscheidende Fehler. Doch dann geschah etwas fast Unfassbares. Fredrik stellte sechs Züge später zweizügig seinen Läufer ein und verlor damit nicht nur seinen Vorteil, sondern im Prinzip direkt die gesamte Partie. Es wurde zwar noch 20 Züge weitergekämpft doch am Ende stand das unvermeidliche Ergebnis und Dennis konnte sich über einen glücklichen Punktgewinn freuen.
Br. | Weiß | Elo | - | Schwarz | Elo |
---|---|---|---|---|---|
1 | FM Leonardo Costa | 2472 | ½ : ½ | GM Alexander Donchenko | 2634 |
2 | IM Christopher Noe | 2528 | 1 : 0 | IM Jonas Roseneck | 2390 |
3 | GM Matthias Blübaum | 2670 | ½ : ½ | GM Rasmus Svane | 2628 |
4 | GM Michael Prusikin | 2513 | ½ : ½ | GM Daniel Fridman | 2580 |
5 | GM Frederik Svane | 2639 | 0 : 1 | GM Dennis Wagner | 2589 |
Noch mehr entschiedene Partien gab es allerdings beim German Masters der Frauen! Sage und schreibe drei Partien fanden ihre Siegerinnen. Und dabei hätte es sogar fast vier sein können. Für Spannung war in Rosenheim also bestens gesorgt.
Dabei war der Auftakt eher verhalten. Josefine Heinemann und die ehemalige Aktivensprecherin Sarah Papp trennten sich in einer ruhigen Partie remis. Beide Seiten gossen nicht unnötig Öl ins Feuer, sodass schon ausgangs der Eröffnung alsbald die Figuren nach und nach vom Brett genommen wurden. Das entstehende Turmendspiel bot keiner Spielerin sonderlich viel, sodass man sich auf die Punkteteilung einigte.
Den ersten vollen Punkt des Frauenwettbewerbs sammelte Lara Schulze gegen Melanie Lubbe ein. In einer umkämpften Partie schwächte Melanie mit dem Aufzug des f-Bauern ihre Königsstellung. Zum folgenden Königsangriff musste man Lara nicht zweimal bitten. Das finale Damenopfer mit Mattkombination beendete eine stark geführte Partie sehenswert!
Zum vollen Punkt kam mit Hanna Marie Klek gegen Zoya Schleinig eine aktuelle gegen eine ehemalige Nationalspielerin. Ausgangs einer italienischen Partie hatte Hanna Marie nicht nur die bessere Bauernstruktur, sondern ebenfalls die zentraler postierten Figuren. Mit dem Aufzug des h-Bauern bis nach h6 schlug sie eine Bresche in die schwarze Königsstellung. Hanna Marie gewann erst einen, dann einen anderen Bauern und verwertete schließlich im Damenendspiel mit zwei Mehrbauern den Materialvorteil zum Sieg.
Ebenfalls gut ins Turnier startete die amtierende German Masters Siegerin, Dinara Wagner. Mit Schwarz gegen die Nachwuchsspielerin Luisa Bashylina spielend diktierte Wagner bereits frühzeitig das Geschehen auf dem Brett. Erst gewann Dinara einen Bauern, dann setzte sie energisch am Königsflügel fort. Als alle ihre Figuren dort versammelt waren, setzte sie zur finalen Kombination an. Die Folge: Zwei Mehrbauern und mit Springer gegen Läufer die bessere Leichtfigur. Den Vorteil verdichtete Dinara schlussendlich souverän zum Sieg.
Einen Sieg hatte sicherlich auch Jana Schneider gegen Fiona Sieber angepeilt. In einer starken Partie überspielte sie die ehemalige Masters-Siegerin. Doch gerade, als das Endspiel mit zwei Mehrbauern sich dem siegreichen Ende zu nähern schien, kam Sand ins Getriebe. Fiona hatte einige trickreiche Verteidigungen und nur ein unbedarfter Bauernzug sollte schlussendlich reichen, um den Gewinn noch aus der Hand zu geben. Remis nach 74 Zügen! Bitter für unsere Goldmedaillengewinnerin der Schacholympiade 2022, aber auch ein Fingerzeig von Fiona, die ein gutes schachliches Jahr 2023 mit einem starken Masters beenden will.
Morgen geht es um 15 Uhr mit der zweiten Runde weiter, auch dann könnt ihr wieder live auf www.schachdeutschland.tv mit dabei sein!
Br. | Weiß | Elo | - | Schwarz | Elo |
---|---|---|---|---|---|
1 | WFM Luisa Bashylina | 2179 | 0 : 1 | WGM Dinara Wagner | 2452 |
2 | WGM Jana Schneider | 2255 | ½ : ½ | WGM Fiona Sieber | 2274 |
3 | WGM Sarah Papp | 2309 | ½ : ½ | WGM Josefine Heinemann | 2360 |
4 | FM Lara Schulze | 2299 | 1 : 0 | WGM Melanie Lubbe | 2257 |
5 | WGM Hanna Marie Klek | 2236 | 1 : 0 | IM Zoya Schleining | 2338 |
Turnierseite | Fotos | Live-Kommentierung | Ergebnisse: Offen / Frauen
Live-Partien Offen: ChessBase / Lichess
Live-Partien Frauen: ChessBase / Lichess
// Archiv: DSB-Nachrichten - DSB // ID 11225