9. Juni 2013
Heute hatten die Spieler und Besucher der Pokalendrunde etwas Schwierigkeiten zum "Haus des Sports" in Kreuzberg zu kommen. Die Innenstadt von Berlin war wegen einer Radrennveranstaltung an diesem Wochenende weiträumig abgesperrt und der öffentliche Nahverkehr teilweise eingestellt oder wurde umgeleitet.
Rund eine Viertelstunde nach Partiebeginn traf dann auch erst Kommentator GM Robert Rabiega am Spielort ein - und das obwohl er mit PKW etwas flexibler war. Aber auch er mußte Umwege fahren und unerwartete Staus in Kauf nehmen.
Etwas demotiviert schien der Pokalverteidiger und Deutsche Meister nach der gestrigen Niederlage gegen Porz. Doch vielleicht wuchsen die Sachsen auch über sich hinaus. An drei Brettern erreichten sie phänomenale Punkteteilungen und fast hätte es zum Stichkampf gereicht, denn auch Andreas Schultz hoffte gegen GM Fabian Döttling auf eine Punkteteilung. Die Sensation trat dann aber doch nicht ein. Möglicherweise hätten die Badener das Blitzduell dann auch zu dritt bestreiten müssen, denn GM Georg Meier hatte schon kurz nach seinem schnellen Remis das Areal verlassen.
Die Leipziger dagegen blieben bis zum Schluß und stellten sich als Erste bei der Siegerehrung an die Wand:
Unerwartet schnell ging das Spiel an Brett eins (Foto) zu Ende. Nationalspieler Georg Meier begnügte sich als Nachziehender gegen den fast 400 Wertungspunkte schwächeren Leipziger Hendrik Hoffmann mit einem schnellen Remis. Aber wahrscheinlich mußte er sich auch begnügen, denn Hoffmann stand in der Abbruchstellung schon sehr vorteilhaft. Gegen einen Weltklassespieler greift man da schon gern nach dem Spatz, anstatt sich möglicherweise an der Taube zu verheben.
Kein Pardon hatten die Kölner mit dem Gastgeber. Dabei sahen für Kommmentator GM Robert Rabiega die Kreuzberger Stellungen nach zwei Stunden noch hoffnungsvoll aus. Doch wenig später kippten alle Partien. Beim Stand von 3:0 wehrte sich nur noch der 22-jährige Berliner Robert Glantz. Doch auch er mußte dem großmeisterlichen Druck von Wladimir Baklan irgendwann nachgeben.
Christopher Lutz, Jan Timman, Loek van Wely und Wladimir Baklan mit dem Pokal. Der war allerdings nur geliehen aus der Trophäensammlung des SC Kreuzberg. Das echte Teil war den Badenern zu schwer, um ihn nach Berlin zu wuchten. Ahnte ja auch keiner, daß sie ihn abgeben müssen...
Mit Spannung wurde die Entwicklung in der Partie von Christopher Lutz vom Analysten Rabiega verfolgt. Der Berliner Großmeister referierte eine Etage tiefer vor rund einem Dutzend Zuhörern und sah den Porzer GM-Kollegen nach 15. ... hxg6 bereits klar im Vorteil:
Hier überlegte der Porzer eine halbe Stunde (sh. Foto oben). Rabiega vermutete, er würde Dg4 mit der Folge Scd4 und Sxc2+ durchrechnen. Lutz entschied sich dann für die sichere lange Rochade.
Bei Robert Glantz (Kreuzberg, mit Weiß) kam es zu folgender Stellung gegen Wladimir Baklan (Porz):
Der in Berlin lebende Kölner Bernd Daverkausen schlug hier ganz trocken 26. .... d5 vor, was von Rabiega auf die Schnelle nicht entkräftet werden konnte.
Die erste Partie in der Finalpaarung war zwischen Loek van Wely (Porz) und Sergej Kalinitschew beendet. Der Berliner bot im Zentrum ein Qualitätsopfer an, welches van Wely aber nicht sofort annahm. Die Stellung war zu diesem Zeitpunkt allerdings schon klar vorteilhaft für den Holländer. Nachdem sich das Spielfeld immer mehr lichtete, gab Kalinitschew den Widerstand auf und gesellte sich zu den Kiebitzen die Rabiega lauschten.
Zu dieser Runde stieß wenig später der Sieger der Partie. Van Wely wurde von Rabiega und den inzwischen zwei Dutzend Zuschauern mit Beifall begrüßt und analysierte seine aktuelle Partie. Anschließend schaute er gleich noch über die anderen Partien und wurde von Rabiega zu seinem Verhältnis zu Porz und seinen persönlichen Ambitionen befragt. "Finanziert Du eigentlich Deine Pokerkarriere mit Schach?" war eine der Fragen, die für allgemeine Erheiterung sorgten.
Die Beiden kennen sich seit der Kadetten-Weltmeisterschaft 1987 in Innsbruck, wo van Wely einen sehr guten dritten Platz belegte und Rabiega Siebzehnter wurde.
Br. | OSG Baden-Baden | DWZ | 1½:2½ | SG Porz | DWZ |
---|---|---|---|---|---|
1 | GM Rustam Kasimdschanow | 2713 | 0:1 | GM Loek van Wely | 2703 |
2 | GM Georg Meier | 2611 | ½:½ | GM Jan Timman | 2568 |
3 | GM Jan Gustafsson | 2608 | ½:½ | GM Christopher Lutz | 2517 |
4 | GM Fabian Döttling | 2588 | ½:½ | GM Wladimir Baklan | 2602 |
Br. | SG Leipzig | DWZ | ½:3½ | SC Kreuzberg | DWZ |
---|---|---|---|---|---|
1 | FM Roland Voigt | 2444 | ½:½ | GM Sergej Kalinitschew | 2381 |
2 | FM Hendrik Hoffmann | 2182 | 0:1 | FM Atila Gajo Figura | 2335 |
3 | Andreas Schultz | 2213 | 0:1 | Dr. Schmidt-Schäffer | 2345 |
4 | FM Thomas Gempe | 2165 | 0:1 | FM Robert Glantz | 2258 |
Br. | SC Kreuzberg | DWZ | 0:4 | SG Porz | DWZ |
---|---|---|---|---|---|
1 | GM Sergej Kalinitschew | 2381 | 0:1 | GM Loek van Wely | 2703 |
2 | FM Robert Glantz | 2258 | 0:1 | GM Wladimir Baklan | 2602 |
3 | IM Dr. Manfred Glienke | 2210 | 0:1 | GM Jan Timman | 2568 |
4 | Dr. Schmidt-Schäffer | 2345 | 0:1 | GM Christopher Lutz | 2517 |
Br. | OSG Baden-Baden | DWZ | 2½:1½ | SG Leipzig | DWZ |
---|---|---|---|---|---|
1 | GM Georg Meier | 2611 | ½:½ | FM Hendrik Hoffmann | 2182 |
2 | GM Rustam Kasimdschanow | 2713 | ½:½ | FM Roland Voigt | 2444 |
3 | GM Fabian Döttling | 2588 | 1:0 | Andreas Schultz | 2213 |
4 | GM Jan Gustafsson | 2608 | ½:½ | FM Thomas Gempe | 2165 |
// Archiv: DSB-Nachrichten - DSB // ID 43