14. Juli 2014
Die Schachwelt schaut auf Dortmund, wo am Samstag das 42. Sparkassen-Chess-Meeting eröffnet wurde. Acht Großmeister kämpfen in diesem Jahr um den Sieg, unter ihnen sechs Spieler, die das Turnier schon gewinnen konnten: Wladimir Kramnik (10mal), der Stammgast Peter Leko (dreifacher Sieger) sowie Ruslan Ponomarjow, Michael Adams, Fabiano Caruana und Arkadij Naiditsch (je einmal gewonnen). Georg Meier und Turnierneuling David Baramidze komplettieren das illustre Feld. Für die drei deutschen Großmeister ist das Treffen mit der Weltspitze eine gute Gelegenheit, sich auf die Schacholympiade in Norwegen vorzubereiten.
Alle Schachstars kamen gut gelaunt und scherzten viel bei der Pressekonferenz oder beim Eröffnungsbankett am Vorabend. Seit 15.30 Uhr aber sprechen in der neuen Spielstätte, dem NRW-Orchesterzentrum in Dortmund, die Figuren. Und gleich am ersten Spieltag gab es mit einem Schwarzsieg von Georg Meier gegen Wladimir Kramnik eine dicke Überraschung.
Zur Eröffnung des Turniers wurden traditionell zwei Preise vergeben: für den Schach-Nachwuchs und für einen Förderer des Sparkassen-Chess-Meetings. Der Katholische Kindergarten „Christus unser Friede“ aus Dortmund erhielt den mit 500 € dotierten Ferdinand-Fabra-Preis zur Förderung des Schachnachwuchses.
„Ich bin sehr froh über diese gezielte und umfassende Förderung in Dortmund“, unterstrich die Schirmherrin des Sparkassen-Chess-Meetings, Bürgermeisterin Birgit Jörder, die den Preis gemeinsam mit Sparkassendirektor Uwe Samulewicz überreichte. Die Unterstützung setze sich über die zahllosen Arbeitsgemeinschaften an Schulen fort und münde ein in die von der Sparkasse unterstützte Schachschule, die mittlerweile ein Modell für den gesamten Schachsport sei. Zwei Spieler, die früher dem Dortmunder Schachnachwuchs angehörten und gezielt gefördert wurden, saßen auf der Bühne beim Chess-Meeting: Arkadij Naiditsch und David Baramidze.
Ferdinand Fabra war der erste Meistertrainer des BVB. Er gewann mit den Borussen 1947 die Westfalenmeisterschaft und ein Jahr später die erste Westdeutsche Meisterschaft der DFB-Geschichte. Zu Anfang der 1960er Jahre führte der passionierte Schachspieler als Gymnasiallehrer in Lippstadt Schach als Schulfach ein und wurde damit zu einem der wichtigsten Pioniere des Schulschachs in Nordrhein-Westfalen. Der nach ihm benannte Preis wird seit 2008 vergeben.
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DSB-Präsident Herbert Bastian war ebenfalls zur Eröffnung gekommen. Er dankte den Organisatoren und Sponsoren, dass sie mit dem Chess-Meeting ein Vorzeigeturnier etabliert haben, das eine große Tradition und Anziehungskraft besitze. Bürgermeisterin Birgit Jörder führte am Brett des Dortmunder Seriensiegers Wladimir Kramnik den ersten Zug aus. In der ersten Runde spielte der russische Exweltmeister gegen Georg Meier, Arkadij Naiditsch gegen Vorjahressieger Michael Adams, David Baramidze gegen den Mitfavoriten Fabiano Caruana und Peter Leko gegen Exweltmeister Ruslan Ponomarjow.
Held des Tages war der deutsche Nationalspieler Georg Meier. Der 26-jährige Großmeister aus Trier gewann mit den schwarzen Steinen gegen Wladimir Kramnik. Diese Partie war als erste nach vier Stunden beendet. Kramnik begann das Spiel mit 1.c4 sowie 2.Sf3 und fianchettierte kurz darauf seinen Königsläufer, so dass sich eine Reti-Eröffnung ergab. Ganz schnell aber entstanden königsindische Strukturen, denn auf Meiers Antworten wich Wladimir schon früh von der Theorie ab, so dass 6.a3 schon neu für Georg war. In der komplizierten Partie spielte Meier aktiv und couragiert. „Es gab sehr viele Möglichkeiten, ich bin nicht sicher, immer die besten Züge gefunden zu haben“, gab sich Georg hinterher bescheiden. Er hatte sich mit Kramnik schon in den vergangenen Jahren in Dortmund interessante Partien geliefert, aber dabei auch viel Lehrgeld zahlen müssen. Umso größer war jetzt die Freude über den ersten Sieg gegen den renommierten Gegner.
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Hinterher bemerkte Georg Meier noch lächelnd, dass seine beste Vorbereitung auf Dortmund die Schnell- und Blitz-WM in Dubai gewesen sei. Dort hatte der Trierer so viele starke Leute geschlagen, dass er nun ganz befreit aufspielen konnte.
Fabiano Caruana war der zweite Gewinner des Tages. Er musste aber über sechs Stunden hart kämpfen, um David Baramidze im 75. Zug zu bezwingen. Peter Leko hatte einen schweren Stand gegen Ruslan Ponomarjow, schaffte aber im Endspiel trotz Minusbauern ein Remis durch Zugwiederholung. Arkadij Naiditsch teilte gegen Michael Adams in einer Spanischen Partie ebenfalls den Punkt.
Dagobert Kohlmeyer
Dieser Artikel erschien im Original auf www.sparkassen-chess-meeting.de
(Redaktionell gekürzt)
Br. | Weiß | Elo | Ergebnis | Schwarz | Elo |
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1 | David Baramidze | 2616 | 0:1 | Fabiano Caruana | 2789 |
2 | Arkadij Naiditsch | 2705 | ½:½ | Michael Adams | 2743 |
3 | Wladimir Kramnik | 2777 | 0:1 | Georg Meier | 2632 |
4 | Peter Leko | 2737 | ½:½ | Ruslan Ponomarjow | 2723 |
// Archiv: DSB-Nachrichten - DSB // ID 9928