19. Juli 2016
Die „Senioren“-Mannschaftsweltmeisterschaften in Radebeul (26.6.-4.7.2016) waren ein großartiges Treffen von fast 500 Spielern aus 24 Nationen. Herausragend natürlich eine Reihe von legendären Meistern, die jahrzehntelang Schachgeschichte geschrieben haben, wie Yuri Balashov, Andreas Dückstein, Artur Jussupov, Fridrik Olafsson, Evgeny Shveshnikov, Rafael Vaganjan, Evgeni Vasiukov und Heikki Westerinen.
An dieser Stelle sei ein kleiner Exkurs zu FIDE-Regularien erlaubt: Warum schreiben wir „Senioren“ in Anführungszeichen? Weil der Begriff „Senioren“ laut FIDE-Sprachregelung ersetzt wurde durch „50+“ und „65+“! D. h. der potenziell diskriminierende Begriff „Senior“ ist aus der Ausschreibung und auch aus den zu vergebenden Titeln verschwunden. Das Turnier heißt jetzt dementsprechend korrekt: Mannschaftsweltmeisterschaft 50+, 65+ bzw. World Team Championship 50+, 65+.
In der Sektion 50+ gab es ein Foto-Finish zwischen Germany 1 mit einem bestens aufgelegten Uwe Bönsch am Spitzenbrett (7,5/9) und dem Team Armenia mit Rafael Vaganjan. Armenia besiegte am Schlusstag das starke Team der „Emanuel-Lasker-Gesellschaft“ nur mit 2 ½ während Germany 1 mit 3 ½ Punkten gegen Thüringen gewann und das Brettpunktekonto deutlich aufstocken konnte. Damit hatten beide Teams 16 Mannschaftspunkte und die Zweitwertung musste über den Turniersieg entscheiden. Mit nur einem halben Brettpunkt Vorsprung lag Germany 1 ganz knapp vorne und wurde Turniersieger vor Armenien. Die Plätze 3-5 belegten England 1, die Emanuel-Lasker-Gesellschaft und die Hessische Seniorenmannschaft.
In der Sektion 65+ zeigte das Team Russia 65+ die gewohnt souveräne Leistung und wurde mit 18 Mannschaftspunkten erneut ungefährdet Weltmeister; von den 36 Partien ging nur eine einzige verloren! Vizeweltmeister wurde das Team aus St. Petersburg vor dem Überraschungsdritten Belgium mit dem überragenden Jan Rooze am Spitzenbrett (8/9). Auf den Plätzen 3-6 folgten England 1, Germany 2, Hessen 1 sowie auf Platz 7 die Sportfreunde Katernberg als beste Vereinsmannschaft.
Bei den Frauen, die im Turnier der Sektion 50+ mitspielten, lagen vor der Schlussrunde mehrere Teams noch dicht beisammen, so dass die Entscheidung erst in letzter Stunde fallen konnte. Russia Women hatte schließlich durch ein Unentschieden gegen Austria das Glück der Tüchtigen und wurde neuer Mannschaftsweltmeister der Frauen. Zweiter wurde etwas überraschend Germany 2, die in der Schlussrunde gegen die Schachfreunde Leipzig 50+ gewinnen und dadurch Latvia Women sowie den Titelverteidiger Germany 1 hinter sich lassen konnten. Den fünften Platz belegte das weitgereiste Team Mongolia Women, die das Turnier mit einem Sieg gegen die Schachfreunde Mecklenburg-Vorpommern abschlossen.
Das Turnier war in jeder Hinsicht exzellent organisiert. Das gesamte Team um Turnierdirektor Dr. Dirk Jordan, Turnierleiter Guntram Ledfuß und Hauptschiedsrichter Egmont Pönisch verdient Dank und Anerkennung. Auf der reichhaltigen und tagesaktuellen Turnierseite finden sich neben Ergebnissen, Tabellen, Fotos auch alle Partien zum Nachspielen bzw. Herunterladen.
Bilder: Karsten Wieland
Text: Bruno Müller-Clostermann
// Archiv: DSB-Nachrichten - Senioren // ID 21138