26. Oktober 2014
Internationale Konferenz Chess in Schools in Jerewan (Armenien)
2 wunderbare Tage im Schachland Nummer eins und ein Meilenstein im Schulschach
Die zweitägige Konferenz Chess in Schools war schlicht und ergreifend überragend. Ein vielseitiges Programm war für dieses internationale Treffen kennzeichnend. Ein Höhepunkt war der Besuch in einer Grundschule, um den Pflichtunterricht zu bewundern. Überraschend war, dass kein Schachbrett im Einsatz war, es wurde sehr theoretisch gearbeitet.
Professor Chachatur Abowjan erläuterte in seinem Vortag “Wie bringe ich Schach in der Grundschule bei” das Konzept. Die Grundschüler haben Schach von Klasse 2 bis 4 zweistündig in der Woche als Pflichtfach, ein Versuch, den die Schachwelt sehr interessiert beobachtet. Die meisten Trainer sind keine Lehrer, allerdings steigt jetzt die Zahl der Lehrkräfte, die Schachunterricht gibt.
In der ganzen Welt wird Schach benutzt, positive Eigenschaften und Verhalten zu entwickeln, wie Fernando Moreno (USA) eindrucksvoll in seinem Vortrag “C.H.E.S.S. - Chess helps every student succeed. Developing socio-emotional skills for all students not only the tournament players” erläuterte. Jesper Hall aus Schweden erläuterte grandios, warum der Spieler, der beim Schulschachturnier am meisten verliert, der wichtigste ist. Dies ist ein Gedanke, der nicht nur vom Schulschach aufgegriffen werden muss.
Mir zeigte ein freundlicher armenischer Schachspieler am Abend die Gedenkstätte von Tigran Petrosjan, dem besten Torwart des Schachs, den Tigran Petrosjan Schachclub und seine Nachwuchsarbeit. Die U12–Spieler hatten alle knapp unter Elo 2000, sie wurden von IM's trainiert. In vielen Räumen wurde sehr konzentriert trainiert.
Mats Jacobsen aus Dänemark war brillant. Seine Frage: Wer sind wir? sollte auch von der Deutschen Schulschachstiftung geklärt werden. Sind wir eine Schulorganisation oder eine Vereinsschachorganisation? Die Beantwortung dieser Frage hat weichreichende Folgen. In Dänemark gibt es an jeder fünften Schule einen Schachclub. Diese Entwicklung wird auch in Deutschland eintreten, weil die Kinder mittlerweile sehr viel Zeit in der Woche in der Schule verbringen.
Konstantinos Giouvantsioudis aus Griechenland war mein Favorit. Er erläuterte uns Kleine Spiele für Schachanfänger, die sofort anwendbar sind und das Lernen mit allen Sinnen ermöglichte. Ich erläuterte die Deutsche Schulschachszene mit der Präsentation“8 x 8 = 64 School chess ideas from German". Die vielen guten Ideen des Arbeitskreises Schulschach der DSJ wurden sehr positiv aufgenommen.
Anschließend waren wir Gast in der Schachakademie des Verbandes, dort wo die Großmeister von Morgen in Armenien ihre Karriere beginnen. Ein eindrucksvolles Gebäude, welches ein einziger großer Traum ist. Ein Spielraum für 600 Kinder hat nicht jedes Schachgebäude auf der Welt.
Ein sehr nettes Galadinner beendete die zweitägige Konferenz, bei der sich alle Anwesenden prima verstanden, kein Wunder, denn wir sind ja schließlich eine große Schachfamilie. Großes Lob verdienten die Organisatoren, die wirklich jeden Wunsch erfüllten und sich um alles perfekt kümmerten. Der lange Anfahrtsweg hat sich auf jeden Fall gelohnt, das Schachland, wo Milch und Honig fließt, wurde seinem großartigen Ruf mehr als gerecht.
Walter Rädler
Deutsche Schulschachstiftung
(Redaktionell leicht bearbeitet)
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