22. Januar 2012
Die Spannung scheint nach dem siebten Spieltag der Frauen-Bundesliga wie weggeblasen zu sein. War es zuvor noch ein Quartett, das um die Meisterschaft spielte, so kann man es nur es mit einem Augenzwinkern aus dem Silvester-Kult-Sketch "Dinner for One" auf den Punkt bringen: "The same procedure as every year!". Wenn es nämlich wirklich darauf ankommt, dann ist auf die Mädels vom OSG Baden-Baden absolut Verlass.
Am zurückliegenden langen Schachwochenende - für vier Reisepartner-Klubs standen bereits am Freitag noch die Nachholspiele aus Runde 5 an - gab der Titelverteidiger denn auch sein Bestes im wahrsten Sinn des Wortes. Erst wurde die überraschend bis dahin noch verlustpunktfreien Karlsruher SF mit 4:2 bezwungen, tags darauf folgte gegen Aufsteiger SV Stuttgart-Wolfbusch ein standesgemäßes 6:0, bevor es am Sonntag zum Showdown im Spitzenspiel gegen den Tabellenzweiten SC Bad Königshofen kam. Die Kurstädterinnen aus Unterfranken hatten allerdings ein großes Handicap zu tragen, denn mit Elisabeth Pähtz fehlte ihnen das wohl nicht zu ersetzende Brett 1 in diesem vorentscheidenden Meisterschaftsduell. So kam es denn, wie es kommen musste. Obwohl Baden-Baden in der bisherigen Saison auch auf die beiden Spitzenspielerinnen Anna Musitschuk und Viktorija Cmilyte - sie spielt wie Elisabeth in Wijk aan Zee, allerdings in der Großmeister-Gruppe B - verzichtet hat, gab es einen klaren 4,5:1,5-Erfolg. Die Österreicherin Eva Moser setzte mit ihrem fünften Sieg in Folge - davon allein drei an diesem Wochenende - dabei ein besonderes Ausrufezeichen. Was diese individuelle Bilanz angeht, so kann hier nur noch Olga Dolgova vom Hamburger SK mithalten, die mit 4/4 ebenfalls alle Partien gewonnen hat.
Apropos Hansestädterinnen. Nach fünf Runden lag man ja mit Bad Königshofen bei 9:1 Mannschafts- und 19,0 Brettpunkten noch an der Spitze. Aber der Aufsteiger Sfr. Friedberg erwies sich in Runde 6 doch als ein zu schwerer Brocken. Bei den "Burgfräuleins" klammerten Melanie Ohme (gegen Monika Socko) und Elena Levushkina (gegen Marta Michna) an Brett 1 und 2 jeweils ein Remis ab. Zu Matchwinnern wurden so Deimante Daulyte und Adriana Nikolova, die an Brett 3 und 4 die sieggewohnten Hamburgerinnen Sarah Hoolt und Judith Fuchs bezwingen konnten. Am Ende hieß es 3,5:2,5 für die Friedbergerinnen, die aber bereits in der nächsten Begegnung gegen den SV Mülheim-Nord erfahren mussten, wie hoch doch die Trauben in Liga 1 hängen. Am Ende hieß es leistungsgerecht 3:3, wobei ausgerechnet das Oberhaus der Schachfreunde unerwartet Feder ließen. Melanie Ohme verlor gegen Anna Zozulia, Deimante Daulyte gegen Olga Kalinina, und auch Elena Levushkina holte nur einen halben Punkt gegen Zoya Schleining. Wenn da nicht das starke Unterhaus gewesen wäre...
Der aktuelle Blick auf die Tabelle zeigt eine "Dreiklassengesellschaft", wobei für die OSG Baden-Baden doch die Meister-Messen schon gelesen sein sollten.
In drei Wochen (11./12. Februar) warten mit Gastgeber Hamburg und Mülheim-Nord zwar noch zwei Prüfungen, aber es ist wohl kaum zu erwarten, dass die Baden-Badenerinnen gänzlich versagen.
Was die drei Absteiger angeht, so dürfte angesichts der noch ausstehenden vier Runden das Trio am Tabellenende wieder in Liga 2 landen, wobei die Berlinerinnen vom SC Rotation Pankow durchaus eine Bereicherung gewesen sind. Das beweisen nicht zuletzt die 14 erzielten Brettpunkte.
Während die Männer-Bundesliga bekanntlich die Titelkämpfe mit einer zentralen Auftakt im Oktober in Mülheim begann, haben die Frauen am 21./22. April im hessischen Gladenbach - das liegt südlich von Marburg - ein großes Finale mit allen zwölf Teams. Bleibt zu hoffen, dass diese Premiere auch so erfolgreich wird wie bei den Herren. Immerhin stehen noch einige spannende Begegnungen auf dem Programm, darunter Halle gegen Baden-Baden und Karlsruhe sowie Bad Königshofen gegen Hamburg und Mülheim.
Tabelle 1. Bundesliga:
Pl. | Verein | Sp. | MP | BP |
---|---|---|---|---|
1. | OSG Baden-Baden | 7 | 14:0 | 29,0 |
2. | Hamburger SK | 7 | 11:3 | 27,5 |
3. | SC Bad Königshofen | 7 | 11:3 | 25,0 |
4. | Karlsruher SF | 7 | 10:4 | 27,0 |
5. | USV Volksbank Halle | 7 | 9:5 | 25,5 |
6. | Sfr. Friedberg | 7 | 8:6 | 25,0 |
7. | Rodewischer Schachmiezen | 7 | 7:7 | 21,0 |
8. | SV Mülheim-Nord | 7 | 6:8 | 20,0 |
9. | SV Chemie Guben | 7 | 6:8 | 16,5 |
10. | SV Stuttgart Wolfbusch | 7 | 2:12 | 9,0 |
11. | Rotation Pankow | 7 | 0:14 | 14,0 |
12. | TSV Schott Mainz | 7 | 0:14 | 8,0 |
Hinweis: Die drei letztplatzierten Teams steigen ab! Alle Ergebnisse finden Sie unter dem Link Spielbetrieb Bundesligen!
// Archiv: DSB-Nachrichten - DSB // ID 220