13. November 2015
Am 21. Oktober ging eine der prägendsten Persönlichkeiten des Berliner Schachs in den letzten Jahrzehnten von uns - Alfred Seppelt. Der Ehrenpräsident des Berliner Schachverbandes, Präsident desselbigen von 1984 bis 2004 und Goldene Ehrennadelträger des Deutschen Schachbundes (2004) wurde 86 Jahre alt. Am 3. November fand seine Beisetzung auf dem Luther- und Kreuz-Kirchhof in Berlin-Lankwitz unter der Anteilnahme von vielen Angehörigen, Freunden und Weggefährten statt.
Unter den etwa 60-70 Trauergästen waren auch rund ein Dutzend Schachfreunde, die Alfred Seppelt teils bereits seit Jahrzehnten kannten.
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Mein erste Begegnung mit ihm war Ende 1996, bei einer Sitzung des erweiterten Präsidiums, als ich mein Amt als DWZ- und Paßreferent des Berliner Schachverbandes (BSV) antrat. Die erste Begegnung könnte aber durchaus auch schon 1990 gewesen sein, denn zum Mauerfall war ich Klassifizierungsbearbeiter im Bezirksfachauschuß Schach im Osten Berlins. Oder ich habe Seppelt bei seinen regelmäßigen Besuchen in den Vereinen der Hauptstadt kennengelernt. Er tauchte nicht nur einmal in den damalig nicht gerade zeigefreudigen Räumen unseres Vereins unverhofft auf.
Diese Besuche durfte ich sogar einmal erwidern, als er mich zu sich nach Hause in die Tautenburger Straße einlud. Seine Frau beköstigte uns und er erzählte Geschichten aus seiner schachlichen Vergangenheit. Er gestattete mir auch einen Blick in sein Reich mit den ganzen Sachen aus seinem Schachversand. Einige Jahrgänge von Arno Nickel's Schachkalender wechselten dabei den Besitzer. Ein Geschenk über das ich mich sehr gefreut habe.
Wenig am Hut hatte Alfred Seppelt mit dem ganzen neuen Zeug's wie Internet und all den technischen Spielereien. 'Da kennen Sie sich viel besser aus' höre ich ihn immer noch sagen. Sein Sohn hatte ihm zum Beispiel einen PC mit Email eingerichtet, aber wirklich genutzt hat er das wohl nie.
Im Wissen um sein Nichtinteresse an den neuen Medien, vermied ich es auch auf Sitzungen des erweiterten Präsidiums des BSV, ihn mit langen Ausführungen zu aktuellen Dingen auf den Internetseiten des Verbandes zu langweilen.
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Neben Vertretern seines Schachvereins, der SG Lasker Steglitz-Wilmersdorf, und des BSV, erwies auch der Deutsche Schachbund dem Verstorbenen die letzte Ehre. Sportdirektor und stellvertretender Geschäftsführer Uwe Bönsch und Ehrenmitglied Horst Metzing waren Gäste der Trauerfeier. Vom BSV war Seppelt's Nachfolger im Präsidentenamt, Matthias Kribben, erschienen. Ebenso wie das aktuelle Führungsduo des Verbandes Carsten Schmidt (Präsident) und Martin Sebastian (Vize). Schmidt hielt eine bewegende Trauerrede, die wir nachfolgend wiedergeben. Nach ihm sprach der katholische Pfarrer, bevor die Trauergemeinde hinter dem Sarg des Verstorbenen zur Grabstätte aufbrach.
Für uns, den Berliner Schachverband, für das Berliner Schachleben und auch für den Berliner Sport ist mit Alfred Seppelt ein besonderer Mensch verstorben. Die Nachricht von seinem Tode hat uns vor fast zwei Wochen schmerzvoll getroffen.
Auch wenn Alfred Seppelt in letzter Zeit aus gesundheitlichen und auch aus Altersgründen nicht mehr mit vollem Einsatz für sein größtes Hobby, für seine Bestimmung, den Schachsport in Berlin, mitarbeiten konnte, hat er die Arbeit seiner Nachfolger immer mit viel Interesse verfolgt. Ein letztes Mal konnten wir ihn Ende März diesen Jahres auf unserem Verbandstag begrüßen. Er ließ es sich nicht nehmen, trotz der gesundheitlichen Einschränkung die Berliner Vereinsvorsitzenden, auf seine spezielle Weise, ein wenig mit dem Alter kokettierend, zu begrüßen.
In seinem Leben hat Schach zumindest eine Hauptrolle gespielt und Sie, liebe Familienangehörigen, mussten sicher oft auf Ihren Vater verzichten, weil er für eine andere, sehr große Familien unterwegs war – für die Berliner Schachfamilie. Für Ihre Geduld mit ihm und für uns möchte ich Ihnen an dieser Stelle danken.
Es gab in seiner Zeit als Präsident kaum einen Schachspieler, der Alfred Seppelt nicht kannte. Seine uneingeschränkte Präsenz auf allen Berliner Schach- und Sportereignissen bleibt uns allen unvergessen.
Als ich ihn Anfang der 90er Jahre als junger Student kennenlernte, war es für mich etwas ganz Besonderes. Sehr plötzlich musste ich damals die Koordination der Jugendarbeit im Verband übernehmen und war auf einmal im Präsidium. Auf einmal war er da, der große Präsident, der das für mich als normalen Schachspieler so beeindruckende internationale Schachturnier „Berliner Sommer“ in Berlin organisierte, und war jetzt Vorsitzender des Vorstands, in dem ich nun saß. Herr Seppelt erlebte mich ein ums andere Mal als jungen, manchmal rebellischen Heißsporn. Ich habe es ihm sicher nicht immer leicht gemacht. Wir waren bei Weitem nicht nur ein paar Mal verschiedener Meinung. Und auch wenn es manchmal hoch herging, war es doch so, dass ich meist gleich am nächsten Tag einen Anruf von ihm erhielt und die Arbeit im Sinne des Berliner Schachs fortgesetzt wurde. Nachgetragen wurde mir nichts. Es ging in unserer Arbeit ja um mehr, nämlich um das Berliner Schach!
Schach war und ist in Berlin unglaublich bekannt. Das haben wir zum großen Teil Alfred Seppelt zu verdanken.
Ob es nun seine vielen Auftritte an öffentlichen Stellen waren,
Als Alfred Seppelt im Jahre 2004 sein Amt aus Altersgründen abgab, wurde er sogleich zum Ehrenpräsidenten ernannt und konnte so weiter unermüdlich für das Berliner Schach arbeiten – das war ihm wichtig. Oft war er weiter bei Empfängen, bei Sitzungen oder anderen Veranstaltungen, und wenn es nur ein Diskussionsforum war, der Teilnehmer, den alle mit Schach in Verbindung brachten.
Heute noch, nun bin ich selbst Präsident des Berliner Schachverbandes, werde ich bei Sitzungen des Landessportbundes, bei Empfängen von Parteien oder Botschaften auf meinen Vorgänger Alfred Seppelt angesprochen, herzliche Grüße werden ausgerichtet und sein Name und der Schachsport werden mit Hochachtung, Respekt und viel Bewunderung in einem Atemzug genannt.
Diese Bekanntheit ist gerade für eine vergleichsweise kleine nicht olympische Sportart wie Schach von sehr großer Bedeutung. Unsere Bekanntheit haben wir, hat der Schachsport in Berlin und ganz Deutschland unserem Ehrenpräsidenten zu verdanken.
(und direkt an den Verstorbenen gerichtet)
Lieber Herr Seppelt, ich verabschiede mich heute von einem unermüdlichen Streiter für unseren Schachsport. Auch wenn dieser Abschied leider endgültig ist, bleiben Ihr Name und Ihr Lebenswerk in unseren Erinnerungen – wir werden sie dankend in Ehren halten.
Alfred Seppelt in der Wikipedia
Frank Hoppe
// Archiv: DSB-Nachrichten - DSB // ID 20470