29. Juni 2014
Einen sperrigen Namen haben sich da der Berliner Schachverband und die Fachvereinigung Schach, die Berliner Betriebsschachler, 2005 ausgesucht, als diese inzwischen sehr populäre Turnierserie ins Leben gerufen wurde.
Die Ziffer vor dem "+" wurde in den neun Jahren öfter ausgetauscht. Sie steht für die Anzahl der Schnellschachturniere, die die Aufnahme in die Grand-Prix-Wertung schafften. Und die "1" dahinter steht für das Finale, an dem die 12 Spieler teilnehmen dürfen, die die meisten Grand-Prix-Punkte gesammelt haben. In diesem Jahr war IM Gunter Spieß einer von ihnen. Der Spieler vom Zweitligisten Nickelhütte Aue erreichte die zweithöchste Punktzahl - und ließ es sich nicht nehmen, das Finale für sich zu entscheiden.
Von den zwölf Finalqualifikanten mußte nur GM Martin Krämer absagen. Da auch die beiden Nachrücker von Platz 13 und 14 nicht zur Verfügung standen, gesellte sich kein Geringerer als GM Jakob Meister (SK Zehlendorf) als 15. zum Teilnehmerfeld.
Als es bei einigen Titelträgern am Anfang noch nicht so rund lief, kochten schon mal die Emotionen hoch und das Mobiliar mußte als Aggressionspuffer herhalten. Kaputt ging glücklicherweise dabei nichts und auch der Spieler entschuldigte sich gleich für seinen Ausraster.
Rund dagegen lief es richtig gut bei Nachrücker Meister und Spieß. Nach vier Runden hatten sie als Einzige einhundert Prozent der Punkte gemacht.
In Runde fünf mußte Spieß allerdings abreißen lassen. Während Meister gegen den deutschen Pokalfinalisten Ulf von Herman punktete, konnte Spieß seine klar vorteilhafte Stellung gegen Robert Rabiega nicht in einen Sieg umsetzen.
Nach sieben Runden hatte das Spitzenduo das restliche Teilnehmerfeld zu Statisten degradiert: Meister 6½, Spieß 6 - und zwei Punkte Vorsprung!
So sorgenfrei ging es allerdings nicht weiter. Was für Ehepaare das verflixte siebte Jahr ist, ist für Schachspieler die verflixte siebte Runde. Meister unterlag Martin Brüdigam und Spieß mit Weiß sogar gegen den 260 DWZ-Punkte schwächeren Vitalij Major! Major hatte damit schon ein insgesamt famoses Turnier gekrönt und durfte die Glückwünsche der Umstehenden empfangen.
Spieß ließ der sensationellen Niederlage gleich noch eine Null folgen. Aber gegen René Stern kann das schon mal passieren. Meister dagegen punktete und hatte drei Runden vor Schluß eineinhalb Punkte Vorsprung. Die reichten dann aber doch nicht. Auf der Zielgeraden wurde Meister noch von Spieß überholt. Und auch der stark aufkommende Rabiega hätte fast noch das Zepter an sich gerissen.
Pl. | Name | DWZ | Pkt. | 1 | 2 | 3 | 4 | 5 | 6 | 7 | 8 | 9 | 0 | 1 | 2 |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
1. | IM Gunter Spieß | 2403 | 8,0 | x | 1 | ½ | 0 | 1 | 1 | 1 | 1 | 1 | 0 | ½ | 1 |
2. | GM Jakob Meister | 2427 | 8,0 | 0 | x | 1 | 1 | 1 | ½ | 0 | ½ | 1 | 1 | 1 | 1 |
3. | GM Robert Rabiega | 2471 | 8,0 | ½ | 0 | x | 1 | 1 | 0 | ½ | 1 | 1 | 1 | 1 | 1 |
4. | IM René Stern | 2507 | 7,0 | 1 | 0 | 0 | x | ½ | ½ | 1 | 0 | 1 | 1 | 1 | 1 |
5. | GM Sergej Kalinitschew | 2380 | 6,5 | 0 | 0 | 0 | ½ | x | 0 | 1 | 1 | 1 | 1 | 1 | 1 |
6. | IM Ilja Schneider | 2466 | 6,0 | 0 | ½ | 1 | ½ | 1 | x | ½ | 0 | 0 | ½ | 1 | 1 |
7. | FM Martin Brüdigam | 2299 | 5,5 | 0 | 1 | ½ | 0 | 0 | ½ | x | 1 | 0 | ½ | 1 | 1 |
8. | FM Werner Reichenbach | 2216 | 4,5 | 0 | ½ | 0 | 1 | 0 | 1 | 0 | x | ½ | 0 | ½ | 1 |
9. | IM Ulf von Herman | 2316 | 4,5 | 0 | 0 | 0 | 0 | 0 | 1 | 1 | ½ | x | 1 | 0 | 1 |
10. | Vitalij Major | 2142 | 4,0 | 1 | 0 | 0 | 0 | 0 | ½ | ½ | 1 | 0 | x | 0 | 1 |
11. | FM Dirk Paulsen | 2307 | 4,0 | ½ | 0 | 0 | 0 | 0 | 0 | 0 | ½ | 1 | 1 | x | 1 |
12. | Michail Sawlin | 2060 | 0,0 | 0 | 0 | 0 | 0 | 0 | 0 | 0 | 0 | 0 | 0 | 0 | x |
Besonders enttäuschend verlief das Turnier für den Deutschen Pokalmeister Dirk Paulsen. Im Gegensatz zu einigen seiner Kollegen bewahrte er aber immer die Fassung und blieb bis zum Ende gutgelaunt.
Alle Einzelheiten zum Turnier können auf einer eigens von mir in wenigen Stunden eingerichteten Seite angeschaut werden. Während des Turniers berichtete ich live aus dem Spiellokal des SK König Tegel und veröffentlichte stets aktuelle Tabellen und viele Fotos.
Die beiden russischen Großmeister zogen die Raucherpause dem Gruppenfoto vor und wurden von mir nachträglich hinzugefügt. Völlig dabei ausgeblendet hatte ich aber den fehlenden dritten Russen Major. Der wird sich doch nicht irgendwo dahinter in's Gras gelegt haben?!
Frank Hoppe
// Archiv: DSB-Nachrichten - DSB // ID 9895