13. Februar 2009
Michael Prusikin ist kurz vor dem Ziel, erstmals Deutscher Meister zu werden. Dabei startete der für den SC Forchheim spielende Großmeister gar nicht so erfolgreich, zeigte aber vor allem in den letzten vier Runden absolute Nervenstärke. In Runde Vier noch mit einer Niederlage gegen Georg Meier, gewann er vier Partien in Folge gegen absolut starke Konkurrenz und ist zurecht dort, wo er nur einen Tag vor dem Ende der 80.DEM steht: Platz 1. Denn heute gewann er nicht nur den Schönheitspreis der Partienauswahl in Runde 7, sondern es gelang ihm auch etwas, was nur ganz wenigen Schachspielern vorbehalten bleibt: Ein Schwarzsieg gegen Daniel Fridman, den aktuellen Deutschen Meister. Dabei ist nicht mal genau zu finden, wo der weiße Aufbaufehler lag, vermutlich aber recht früh begründet. Prusikin baute seinen Vorteil sehr präzise aus und gewann nach 22.Kg2 entscheidend Material. Damit ist für Daniel Fridman das Unternehmen Titelverteidigung beendet.
Arik Braun meldete sich heute eindrucksvoll zurück und gewann gegen Rainer Buhmann sehenswert - und das ist noch untertrieben. Ständig läuft man Gefahr, als Amateur in seiner Begeisterung so zu schreiben, dass der unterlegene Großmeister Kritik an seinem Spielstil auslesen könnte. Aber das hier war wirklich etwas fürs Auge! Nach 20....Ld5 21.Th3 entfachte der Eppinger Bundesliagspieler ein Feuerwerk. Im Angriffsspiel ist der Blonde - einmal in Fahrt - wirklich kaum zu stoppen. Mit Dame und Turm erlegte Braun zum Schluss des Hockenheimers König auf freier Strecke: Mal soeben einen Turm plus zwei Figuren zu investieren, ist schon ne feine Sache - wenn man das Spiel verstanden hat. Und noch einer ist zurück: Klaus Bischoff, der zwischendurch auf mich den Eindruck machte, als käme es jetzt nur noch auf ein feines Turnierergebnis, nicht aber auf einen Titel an, besiegte heute Igor Khenkin. Bedrohlich sahen die beiden Möpse auf d3 und e4, weit vorgerückt ins weiße Lager aus. Bischoff behielt (wie in der Analyse auch der Rechner) die Nerven und konterte spät, aber trocken. Weil Khenkin 29.d2 verpasste und nach dem richtigen 35...Sf4 36. gxf4 ein Matt in Drei übersah. Aber auch, weil Bischoff in höchster Bedrängnis im 40. Zug Te8 fand! Und so ist das mit den Chancen und den Weisheiten... wenn man sie nicht nutzt: Khenkin ließ vor Schreck die Platte fallen.
Georg Meier besiegte Sebastian Siebrecht in einem über lange Strecken materiell ungewöhnlichen Verhältnis und Arno Zude unterliegt nach 37 Zügen David Baramidze. Für die möglichen Kombinationen am Schlusstag fehlen noch die Informationen über die Auslosung (18h30). Tatsache ist aber, dass nur Bischoff, Braun und Prusikin in Frage um den Titel 2009 kommen. Da Bischoff noch nicht gegen Prusikin spielte, kann hier die direkte Entscheidung fallen (Auslosung: 20Uhr!) Andererseits könnte Braun mit einem Sieg bei gleichzeitigem Remis der beiden Mitkonkurrenten mit einem Sieg alles klar machen. Entscheidend bei Punktgleichheit ist der ELO-Schnitt der Gegnerschaft. Hier lag vor dem heutigen Tag Braun klar vor Prusikin und Bischoff. Eine kleine Bemerkung noch am Rande: Durch den Sieg Herbert Bastians gegen seinen Vereinskollegen Ronny Müller hat er als Verbandspräsident womöglich seinem Kaderspieler eine Norm verbaut - so was macht man aber doch nicht;-)) Erfolgreichster Saarländer bis dato bleibt Hendrik Tabatt mit nunmehr 5 Punkten.
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