23. Januar 2012
Am vergangenen Freitag (20. Januar) erreichte mich eine Mail von Bundesnachwuchstrainer Bernd Vökler. Im Anhang war eine Ausschreibung des ersten Trainingslehrgangs für die Mitglieder der neue Schach-Prinzen-Juniorgruppe nach Buchen im Odenwald. Das Sextett Larissa Schwarz, Sonja Maria Bluhm, Kevin Schröder, Maximilian Mätzkow (Archivbild), Theo Gungl und Tigran Poghosyan sowie die eingeladenen Gäste Thore Perske, Florian Dürr und Emil Schmidek haben dabei die Chance, vom 27. bis 30 März mit Bernd Vökler und Großmeister Sergey Galdunts vier Tage lang intensiv zu trainieren. Außerdem können sie anschließend am Buchener Kurz-Open teilnehmen.
Was mich nachdenklich stimmt, sind die entstehenden Kosten. So fallen pro Juniorprinzen 200,00 € an. Die Gästespieler müssen noch 50 Euro draufpacken, und dieser Betrag wird auch für den begleitenden Erwachsenen fällig. Sollte dann noch der Wunsch bestehen, an dem erwähnten Turnier vom 30. März bis 1. April teilzunehmen, was ja nach einer Trainingswoche nun wirklich Sinn macht, um in der Praxis das erworbene Wissen anzuwenden, dann sind noch einmal 100 € zu berappen.
Im Fall des 10jährigen DSB-D/C-Kaderspielers Maximilian Mätzkow vom ESV Eberswalde, der wohl kaum diese Reise allein antreten wird, kommen beispielsweise auf die Familie so auf die Schnelle 550,00 € an Kosten zu. Und das ist ja noch nicht alles, denn von Eberswalde noch Buchen und zurück wird Maximilian mit seinem Vater, der mal eben eine Woche Urlaub nehmen muss, wohl kaum zu Fuß laufen. Wer da noch sagt, dass Schach eine preiswerte Sportart ist, gerät schnell ins Grübeln, denn für 2012 sind für die Juniorprinzen immerhin drei Lehrgänge geplant.
Und Fakt ist auch: Unsere talentierten Mädchen und Jungen wollen ja sicherlich in diesem Jahr auch bei der EU-Meisterschaft, der EM oder WM spielen, vorausgesetzt, sie qualifizieren sich durch ihre Leistungen. In Erinnerung ist mir in diesem Zusammenhang die Schlusspassage von Bernd Vöklers WM-Bericht aus Brasilien, die aus gegebenem Anlass an dieser Stelle noch einmal wiederholt werden soll:
„Mein Dank geht auch an die oft unterschätzten Eltern! Sie bringen ihre Kinder zum Schach, sie fahren zu Turnieren mit den Kindern und sie finanzieren letztlich die Teilnahme an der Weltmeisterschaft. Die WM macht allein in Deutschland einen Umsatz von mehr als 100.000- €, und irgendjemand muss dafür zahlen! Die Eltern! Danke!“
Was also tun, um diese Situation ernsthaft zu verbessern?
Da bekanntlich selbst unsere Nationalmannschaft mit Sponsoren nicht gerade auf "Rosen gebettet" ist, hier m(ein) ernstgemeinter Vorschlag.
Wie wäre es, wenn die 16 Vereine der Männer-Schachbundesliga quasi als Förderer auftreten würden und einen Fonds für deutsche Nachwuchstalente einrichten, von dem dann auch u.a. die Juniorenprinzen-Gruppe profitieren kann? Einig sind wir uns doch darin, dass sich Leistung soll lohnen soll, oder?!
Wie das Projekt aussehen soll, werden Sie fragen? Nun, es bietet sich aus meiner Sicht eine einfache Lösung an, die ich hiermit zur Diskussion vorschlage:
In der Schach-Bundesliga wird pro gemeldetem ausländischen Stammspieler - also an den Brettern 1 bis 8 - bis spätestens zum Saisonbeginn eine einmalige Pauschale von 100,00 € fällig. Macht aktuell für den Titelverteidiger OSG Baden-Baden beispielsweise 700,00 €, während Aufsteiger SK König Tegel Berlin mit 200,00 € dabei wäre. Was die laufende Spielzeit 2011/12 angeht, so hätten die 103 Ausländer in den 16 Erstliga-Klubs immerhin 10.300 € Startkapital für einem solchen Bundesliga-Förderfonds für Nachwuchstalente gebracht. Das wäre im Übrigen ein echtes Signal vom Schachbundesliga e.V. auch im deutschen Nachwuchsschach etwas zu bewegen - nicht zuletzt im eigenen Interesse! Und wäre das nicht zuletzt auch ein toller "gemeinnütziger" Schritt der Schachprofis?
Wie hat es doch 1948 der große deutsche Dichter Bertolt Brecht treffend formuliert: "Um uns selber müssen wir uns selber kümmern..."
Ich finde jedenfalls, dass trifft auf diese Herauforderung genau zu, vor der wir im deutschen Nachwuchsschach stehen und der wir uns stellen wollen - mit eigenen Ideen! Manchmal sind es halt auch die ungewöhnlichen Wege, die Erfolg bringen. Vorausgesetzt, man macht mutig den ersten richtigen Schritt gemeinsam...
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// Archiv: DSB-Nachrichten - DSB // ID 222