29. Mai 2015
Langsam ist das Ziel in Sicht, und die Spannung steigt. Leider wirkt sich das zum Teil nachteilig auf die Qualität der Partien aus. „Nerven behalten!“ lautet die wichtigste Parole in dieser wichtigen Endphase des Turniers.
Richard Bethge hat weiter das Glück des Tüchtigen auf seiner Seite. In einer hochdramatischen Partie konnte er auch gegen den Setzlistenersten Leopold Franziskus Wagner gewinnen. Dabei profitierte er von einem etwas leichtsinnigen Ausflug der weißen Dame, die sich auf der Jagd nach dem Bauern b7 im schwarzen Lager verirrte:
23. Da7? c5 24. Dxb7 La5! Die weiße Dame geht zwar noch nicht sofort verloren, aber sie schwebt natürlich in höchster Gefahr. 25. a3 h5 26. Kg2 Kh8 27. b4? Konsequent und schlecht, denn nun passiert's: 27. ... cxb4 28. axb4 c5 Wer sich in Gefahr begibt, kommt darin um!
Damit ist die Geschichte dieser Partie aber noch nicht zu Ende erzählt:
In dieser toten Remisstellung folgte 63. Tc6?! Kg5 64. Te6? und Richard ließ sich die Chance nicht entgehen: Nach 64. ... Da4 65. Ta2 Dc4 66. Txe5+ Kf6 ging ein Turm verloren.
Durch den Sieg im Spitzenduell führt Richard Bethge mit einem halben Punkt vor Alexander Krastev.
Svenja Butenandt verlor heute gegen Momchil Kosev, was Phuong Thao Vivien Nguyen die Chance gab, durch einen Sieg mit ihr gleich zu ziehen. Hier kann in den letzten drei Runden aber noch alles Mögliche passieren.
Simon Li hielt durch sein Remis gegen Andrei Ioan Trifan diesen ärgsten Verfolger auf Abstand und führt weiter mit 7 Zählern und einem halben Punkt Vorsprung. Oliver Stork teilt nach seinem Erfolg gegen Marco Dobrikov den zweiten Platz mit 6,5 Punkten. Dahinter folgen nicht weniger als fünf Spieler mit 6 Punkten.
Die U12-Mädchen spielen weiterhin Bäumchen wechsel dich: Da die Führende Sophia Brunner ihre Partie verlor, konnten die siegreichen Melanie Müdder und Maria Kühne mit je 4,5 Punkten die Spitze übernehmen. Nach wie vor liegen hier 10 Mädchen nur einen Punkt auseinander.
Der Vorsprung von Samuel Fieberg ist nach seinem Remis gegen Luis Engel auf ein mageres Buchholzpünktchen geschmolzen. Julian Martin und Emil Schmidek haben ihn eingeholt, diese drei Spieler kommen auf 5,5 Punkte. Auch die dahinter liegenden fünf(!) Spieler mit 5 Punkten haben noch Titelchancen.
Jana Schneider ist wieder dran! Die Setzlistenerste besiegte die bis dahin so souveräne Charlotte Sanati in einem Franzosen, wie Schwarz ihn eher nicht haben möchte:
18. ... Sge3!? Charlotte versucht, die Mängel ihrer Stellung (schlechter Lc8, Loch e5) durch taktisches Geplänkel zu verdecken. Jana bleibt aber ganz cool und erreicht nach 19. Tfe1! Sxg3 20. Dxe3 Sf5 21. Lxf5! Txf5 22. Se5 eine Traumstellung mit einem dominierenden Springer auf e5 gegen den Krüppel auf c8.
Den Platz an der Sonne muss sich Jana jedoch mit Annmarie Mütsch teilen, beide kommen auf 5,5 Punkte, dahinter lauern Charlotte Sanati und Lara Schulze auf einen Ausrutscher des Führungsduos.
Auch diese Altersklasse verspricht ein spannendes Finale: Die drei Spitzenpaarungen der 7. Runde endeten allesamt mit einer Punkteteilung. Dadurch konnte Dmitrij Kollars (5,5 Punkte) seinen knappen Vorsprung behaupten, die Zahl seiner Verfolger ist jedoch auf fünf Spieler mit 5 Punkten angewachsen.
Nathalie Wächter und Fiona Sieber sind in diesem Turnier eine Klasse für sich und machen den Titel definitiv unter sich aus. Nathalie hat weiter die Nase vorn mit 6,5 Punkten, Fiona folgt mit 6 Punkten, die drittplatzierte Olga Weis liegt dahinter mit 4,5 Punkten.
Die oben angesprochenen guten Nerven scheint Nathalie durchaus zu besitzen, denn sie ließ sich auch durch den Umstand nicht aus der Ruhe bringen, dass ihre ärgste Konkurrentin einen Kurzsieg vorlegte:
15. e5! leitet schon den entscheidenden Angriff ein: 15. ... dxe5? Der Tausch führt zur Öffnung der f-Linie und vergrößert den Schaden noch. 16. fxe5 Sd5 17. Se4 Dc7 18. c4 Das war's schon: Wegen des drohenden Schachs auf f6 mit Turmverlust darf der Springer nicht ziehen, und Weiß gewinnt eine Figur bei anhaltendem Angriff.
Alles bleibt auch in der U18 beim Alten, denn auch hier endeten die Partien an den ersten drei Brettern unentschieden. Xianliang Xu führt also weiter mit jetzt 5,5 Punkten, einen halben Zähler dahinter folgen Spartak Grigorian und Mark Kvetny. Die beiden Setzlistenersten Jonas Lampert und Lev Yankelevich haben zwar noch keine Niederlage kassiert, aber auch nur zwei Partien gewonnen - definitiv zu wenig, um ganz vorne zu landen!
Josefine Heinemann wackelte erstmals, hielt ihre gefährdete Stellung aber noch Remis und führt mit 6 aus 7 vor Sonja Maria Bluhm und Melissa Fesselier mit 5. Unwahrscheinlich, dass Josefine sich noch die Butter vom Brot nehmen lässt.
Hagen Poetsch und Felix Meißner siegten im Gleichschritt und liegen gleichauf mit 6 aus 7 an der Spitze.
Estelle Morio teilte zum zweiten Mal die Punkte und muss sich die Führung nun mit Niklas Thumm und Nikolas Wachinger teilen. Auch hier steht also noch ein spannendes Finale bevor!
Bernd Rosen
// Archiv: DSB-Nachrichten - DSB // ID 19823