8. Juni 2015
Matthias Tonndorf (DWZ 2248) vom SV Caissa Wolfenbüttel ist Deutscher Schach-Amateurmeister 2014/15 der Gruppe A, also der Meisterklasse!
Mit 4,5 aus 5 brauste er durch das Turnier, und das war angesichts der überraschend hohen Temperaturen, vor allem aber angesichts der starken Gegner gewiss nicht einfach. Auch der Kasseler Markus Hahn (DWZ 2225), vermochte ihn nicht zu stoppen und wurde dennoch mit sehr starken vier Punkten deutscher Amateur-Vizemeister.
Sogar die großartig aufspielende Leipzigerin Sandra Ulms (DWZ 2112), konnte dem Sturm und Drang des Wolfenbüttlers nicht ganz folgen: Sie erzielte 4 Punkte, wurde damit Dritte (womöglich die ergebnisbeste Frau, die wir je in der A-Gruppe sahen) und ... Deutsche Frauen-Schachamateurmeisterin 2014/15 (A)! (Und: Nein, wir kürzen solche Titel nicht unverständlich ab)
DSB-Präsident Herbert Bastian hatte es in einem wahren Kraftakt gerade noch von einer DOSB-Tagung in Hamburg an den Rand von Wiesbaden geschafft. Unser aller Chef-Schacher ist wohl wirklich rund um die Uhr für den DSB tätig! Die Spieler dankten es ihm sehr und so konnte er Seit an Seit mit DSB-Vize Prof. Dr. Uwe Pfenning, und Thorsten Ostermeier als Präsident des austragenden Landesverbandes Hessen die Ehrung der glücklichen Spielerinnen und Spieler vornehmen. Die Amateursportler der DSAM und des Dähne-Pokals standen also genau da, wo sie hingehören: im Mittelpunkt des Interesses.
Sollte es vorkommen, dass in diesem Artikel ein Name, ein Remis, ein starker Zug ungenannt bleiben muss, weil man im DSB zwar alles sagen, aber den bisher noch geneigten Leser niemals mit Details langweilen darf: Alles, aber auch wirklich alles, Skandale und Sandale findet man auf der Turnier-Homepage.
Garantiert nicht ungenannt aber bleibt hier die phantastische Vorstellung der "Deutschen Schach-Frauen" jeden Alters. Auch als Texter darf man ja mal begeistert sein, oder? Da erhält ja der Begriff "Fan-Artikel" eine ganz neue Bedeutung!
"Die" Frau des Turniers war ohne jeden Zweifel: ein Mädchen. Ein ziemlich kleines sogar, schaut man auf die Fotos, aber mit 13 Jahren wächst man ja noch. Glaube ich. Am Brett war Annmarie Mütsch aber überhaupt nicht klein, ganz im Gegenteil! Sie schaffte nie Dagewesenes: Sie wurde gleichzeitig Deutsche Frauen-Schachamateurmeisterin 2014/15 (D) und Deutscher Amateur-Schachmeister 2014/15 (D)! Das geht, indem man bzw. frau Erste(r) der entsprechenden Finalgruppe wird. Anlässlich ihres Triumphs in Bad Soden 2014 schrieben wir: Annmarie Mütsch (DWZ 1627 und Elo 1646) vom Schachclub Eppingen bzw. von den Schachfreunden HN-Biberach hat damit gleichsam ein Doppelticket gelöst, denn natürlich wurde die sehr junge Dame auch beste Frau in dieser Gruppe. Die DWZ-Datenbank weist ihr allein in den vergangenen zwei Jahren eine gar nicht mehr zu überblickende Zahl von Turnieren aus und so dämmert's einem langsam: Tatsächlich erzeugt viel Training durch viele (später gut analysierte) Partien eben auch eine erfreuliche Leistung. Weiter so, Annmarie! Hat sie dann ja auch gemacht. Bei so viel Frauenpower müssen wir auch die Zweitbeste dieser Gruppe nennen: Katharina Reinecke, SK Langen, DWZ 1647, gelang ein herausragendes Turnier und ihr guter siebter Platz ist Ausweis davon.
In der B-Gruppe zog die Aachenerin Daniela Drose zunächst mächtig davon, aber irgendwie stockte ihr in der zweiten Turnierhälfte der Motor, so dass sie nach zwei Verlusten und am Ende 50% ihre gute Leistung doch nicht ganz krönen konnte.
Sarah Hund, Freiburg Zähringen, DWZ 1873, spielte konstant auf einem so bewundernswert hohen Leistungsniveau, dass ihr sehr guter vierter Platz mit 3,5 Punkten in der C-Gruppe fast als Selbstverständlichkeit wirkt. Das ist aber nicht so. Es handelt sich um eine wiederholte und damit außerordentliche Leistung hohen Ranges.
Ob es ihr und auch den anderen Sportlerinnen gelingen wird, diese Erfolge zu verstetigen, entscheidet sich gewiss nicht in der DSAM – aber vielleicht war unsere Turnierserie ein erster Schritt dorthin. Wir hoffen das für alle sehr.
Unfassbare Spannung und am Ende ein in der DSAM noch nie dagewesener Blitzentscheid entstand in der B-Gruppe. Stefan Schiffer, SV Lendersdorf, DWZ 1989, hatte am Ende ebenso wie Robert Kreyssig, SG Leipzig und auch Holger Scherer, SK Lauffen und Marius Gramb, Brühler SK, genau 4 Punkte auf dem Konto. So ist das eben beim "Kampfschach". Aber die beiden zuerst Genannten hatten die beste Feinwertung – und zwar eine total identische. "Was nun?" fragten sich Hauptschiedsrichter Jürgen Kohlstädt und Turnierdirektor Dr. Dirk Jordan ebenso wie jeder andere auch. Die meisten tippten auf nun eben zwei Deutsche Meister.
Die Lösung aber wurde dramatischer inszeniert. Auf die Bühne wurde ein Schachtisch gebeamt, dazu die beiden Spieler und los ging's mit dem Blitzentscheid. Bei dieser Vorgeschichte war klar: Im ersten Anlauf war da kein Ergebnis zu erwarten. Dann aber doch! Im Sudden Death setzte sich Stefan Schiffer gegen seinen Schachpartner und die Klimaanlage durch und war Deutscher Schach-Amateurmeister der B-Gruppe.
"Zwei Turniere auf einmal. Das ist eben einfach doppelt so schön wie sonst", strahlte Turnierdirektor IO Dr. Dirk Jordan am Rande der Ehrung der Sieger. Damit meinte er den Dähne-Pokal, den wie so oft der souveräne Thomas Wiedmann leitete. Hier nur so viel: Björn Bente, Hamburger SK, ist neuer Dähne-Pokal-Sieger und wir gratulieren herzlich!
Mit Prof. Dr. Uwe Pfenning als neuem DSB-Vizepräsidenten und dem neuen DSB-Referent für Breitenschach, Hugo Schulz, nutzten gleich zwei "Neue" die Gelegenheit, sich eben nicht "nur" den Delegierten des DSB-Kongresses zu zeigen, sondern auch, sozusagen direkt bei der Arbeit, den Spielern am Brett. Bei Hugo Schulz war das ein vertrauter Anblick, denn der freundliche Hamburger war und ist schon seit vielen Jahren als Schiedsrichter der DSAM tätig. Walter Pungartnik wurde als bisherigem DSB-Breitenschachreferent für seine beeindruckende und für die DSAM ungemein hilfreiche Tätigkeit gedankt. Das übernahmen in einer schönen Geste als Symbol der Vergangenheit (dieser Amtsperiode, wohlgemerkt!) sein Amtsvorgänger Ralf Schreiber und der Vertreter der Zukunft, sein Nachfolger Hugo Schulz.
Und einen sympathischen, jungen Großmeister hatte das Turnier zu Gast! Dennis Wagner war so freundlich, an 25 Brettern ein Uhren-Simultan anzubieten, ungefähr 3.679 Spieler wollten sofort teilnehmen, am Ende verlor der Meister von den 25 gespielten zwei Partien (eine davon gegen, na raten Sie mal, Annmarie Mütsch) und remisierte wenige. Die DSAM-Organisatoren befürchteten ein wenig, dass das ChessBase-Seminar von Martin Fischer daneben weniger Beachtung als sonst finden würde, aber sein Raum wurde geradezu gestürmt! Offensichtlich ist, dass sowohl die Vortragsweise von Schachfreund Fischer als auch die Qualität der ChessBase-Produkte breiten Anklang finden.
Ralf Mulde
// Archiv: DSB-Nachrichten - DSB // ID 19850