18. Mai 2014
Auf seiner ordentlichen Mitgliedersammlung am 17.5.2014 in Neumühl bei Kehl hat der Badische Schachverband einstimmig eine Resolution zur Streichung der Fördergelder für den Deutschen Schachbund verabschiedet.
Darin heißt es unter anderem: „… Besonders erschreckend ist die Begründung der Mittelstreichung, weil diese direkt auf die Aberkennung des Status als Sport mangels Bewegungskomponente zielt. Schach ist Sport in jeglicher Hinsicht. Die Begründung fehlender Eigenmotorik ist aus unserer Sicht vordergründig, unaufrichtig und verletzt auch die (vom) DOSB mehrfach zitierte Eigenständigkeit der Definition des Sports aus Sicht der jeweiligen Verbände. … Die Rückkehr zu einer Definition des Sports als ausschließlich körperliche Komponente hat gerade in Deutschland eine unheilvolle Vergangenheit. Sport dient im modernen Verständnis der geistigen, kognitiven, sozialen wie körperlichen Betätigung gleichermaßen. Denken ist anstrengend, Sport im Team und im individuellen Wettbewerb, körperliche Fitness für anstrengende professionelle Turniere und als Angebot für körperlich behinderte, ältere und jüngere Menschen bietet der Schachsport in jeglicher Hinsicht. Das Schachspiel als „Volkssport“ ist zudem in Deutschland ein Kulturgut, kein Spielesammlung ohne Schachspiel …“.
Ein besonders wichtiger Faktor wird in der Ausgrenzung durch das BMI, die nicht aus Spargründen, sondern aus prinzipiellen Gründen erfolgt (die Zuschüsse für die nichtolympischen Verbände werden dieses Jahr erhöht!) völlig ignoriert: Der gesellschaftliche Nutzen, der durch das ehrenamtliche Engagement in unseren rund 2500 Vereinen extrem kostengünstig produziert wird.
Dazu zitieren wir aus einem Brief eines Schachfreundes aus Sachsen an den zuständigen Minister: … Viele Studien in Deutschland und weltweit belegen, dass Schach sich stark auf die Lernleistungen der Kinder auswirkt. Zeigen nicht die PISA-Studien, dass unbedingt weitere Anstrengungen zum Wohle der Kinder und der Gesellschaft unternommen werden sollten? … Was ist Ihnen das Gemeinwohl und die Zukunft des Landes wirklich wert? … Sollte es nicht wert sein, die Arbeit der ehrenamtlichen Schachtrainer, Schachfunktionäre zu unterstützen? Sparen Sie nicht in Wahrheit durch diese geringen Ausgaben wesentlich mehr Geld ein, was sonst fließen sollte für zusätzliche Sozialarbeiter, Pädagogen… Bekommen Sie nicht ein Mehrfaches von diesem investierten Betrag zurück, weil die Kinder bessere Schulleistungen, Schulabschlüsse erbringen, die Wirtschaft geeigneten Nachwuchs findet, der die Gesellschaft mit entsprechenden Leistungen und Erfolgen im Berufsleben entschädigt? Sparen Sie nicht auch bei zusätzlichen Angeboten, um Schulabgänger für eine Lehrausbildung fit zu machen? … Warum interessieren sich Firmen und Konzerne für Vorträge von Schachspielern über rationales Denken und Entscheidungsfindung? … Wenn man geistige Höchstleistung bringen will, muss man auch körperlich fit sein. … Wir, Schachspieler, verursachen keine Kosten, die auf die Allgemeinheit abgewälzt werden … .
Wenn man sich ernsthaft diesen Fragen stellt, wird die ganze Absurdität der Paragraphenreiterei, die zudem auf einer willkürlichen und falschen Auslegung beruht, erst richtig deutlich. Ein Schachfreund brachte es in einer Zuschrift auf den Punkt: „Kann man nur hoffen, dass bei den Verantwortlichen die gedankliche Eigenmotorik wieder auf Touren kommt!“
Präsidium des Deutschen Schachbundes
// Archiv: DSB-Nachrichten - DSB // ID 9789