10. Januar 2015
419 Schachspieler und 37 -spielerinnen = 8,3% strömten an die Bergedorfer RAMADA-Bretter. So entgingen sie graukaltem Hamburger Sturmregen, um drinnen im geheizten Saal ein richtig schönes Schachturnier zu spielen. Verweichlichte Bundesliga-Fußballer machen bis mindestens Ende Januar Pause, stahlharte Schachsportler aber kennen so was gar nicht. Wer nun verdutzt einwirft, ″aber im vergangenen Jahr waren es doch noch mehr als fünfhundert″, möge bedenken, dass erstens Rekorde nicht dazu da sind, bei wirklich jedem nachfolgenden Versuch überboten zu werden und dass zweitens das letzte Turnier noch in die Weihnachtsferien fiel. Diesmal aber war Knecht Ruprecht schon seit ein paar Tagen abgereist.
Der ursprünglich annoncierte Staatsrat Karl Schwinke war ″auf Olympia″ und wurde auf brillante Weise vom ″Bergedorfer Bürgermeister″, Bezirksamtsleiter Arne Dornquast, vertreten, der sein Publikum mit ″Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Kinder″ gut gelaunt begrüßte. Der Schachsport sei gerade in Hamburg und Bergedorf im Aufschwung; Schulschach gebe es schon seit 1956 und das größte Schachturnier der Welt, nämlich den Teamwettkampf für Schüler ″Rechtes gegen linkes Alsterufer″ seit 1958, an dem jährlich tausende Schüler teilnehmen. Der HSK als der zweitälteste (in Berlin gibt's einen noch etwas älteren) und als der zweitgrößte deutsche Schachverein (die Schachzwerge in Magdeburg sind der größte) sei eins der Aushängeschilder des deutschen Schachs, ″im Moment in der Schachbundesliga wohl nur Sechzehnter, aber ... vor Bayern München!″
Die Hauptpersonen jedes DSAM-Turniers sind die Spieler. Vierhundertzwanzig. Die bekannteste unter ihnen ist vielleicht zur Zeit Teodora Rogozenco. Viele waren da, um uns ihre Grüße zu überbringen, unter ihnen der Vorsitzende des Hamburger Schachverbandes Prof. Dr. Perygrin Warneke und - im Hinblick auf den Turnierort die wichtigste von allen - die Direktorin unseres gastgebenden RAMADA-Hotels, Frau Kathrin Wirth-Ueberschär. Die schilderte sehr charmant, dass sie mit ihrem Mann verabredet habe, dem 3-jährigen Sohn alsbald Schach beizubringen. Weil er immerhin jetzt schon Mitglied eines Fußballvereins sei, solle nun in naher Zukunft der Schachclub folgen. Ihr Gatte konnte auch gleich mit schachlichen Tipps aufwarten: ″Bauern kann man nie genug haben – und passen Sie auf die Königinnen auf.″
Aber auch unser lieber Freund, der Breitenschach-Referent und DSAM-Beauftragte des Deutschen Schachbundes DSB, Walter Pungartnik war aus Baden-Württemberg durch Regen & Sturm an Elbe, Alster und Bille geeilt, um der Eröffnung dieses tollen Turniers beizuwohnen und erlebte so die netten Worte von Prof. Dr. Perygrin Warneke: ″Dieses Turnier sucht seinesgleichen und ist eine tolle Idee des Deutschen Schachbundes gewesen. Ich danke den Organisatoren, die sich ehrenamtlich dafür einsetzen.″ Die Spieler applaudierten.
Und wir haben ja seit einiger Zeit ein zweites Turnier in der DSAM, nämlich das der Frauen: Bei der DSAM geht es um alles, das sowieso, aber es geht mittlerweile nicht mehr nur um die Kerle, sondern eben auch um die "Deutsche Frauen Schach-Amateurmeisterschaft". 40 Spielerinnen strebten in den 6 Gruppen an die Bretter, die Beteiligung der Damen steigt also kontinuierlich an. Schon einige Wochen vorher bekamen wir dafür Schützenhilfe sozusagen von höchster Stelle: "Unser Dank geht natürlich an Dirk Jordan (Schachfestival Dresden), der sich schon in der Vergangenheit als „Frauenversteher“ ausgezeichnet hat!" So zitierte der Deutsche Schachbund die Großmeisterin Elisabeth Pähtz anlässlich des Erfurter "German Masters" 2014. Und eben diese sehr nette deutsche Schach-Athletin hatte am Donnerstag, 8. Januar, Geburtstag – Herzlichen Glückwunsch! Allerdings ob mit oder ohne "Frauenversteher", das Turnier hat weiterhin einen guten, aber eben unseres Erachtens nach durchaus noch ausbaufähigen Frauenanteil von knapp 10%.
Ralf Mulde
// Archiv: DSB-Nachrichten - DSB // ID 19296