14. März 2017
Heute feiert ein Mann seinen 80. Geburtstag, mit dessen Namen zwei Ereignisse von regionaler, wenn nicht sogar deutschlandweiter Bedeutung verbunden sind. Gerhard Mietzelfeldt war am 9. November 1989, als die innerdeutsche Mauer fiel, Vorsitzender des Bezirksfachausschusses (BFA) Schach in Berlin - und damit dem Teil der Stadt, der nach dem Mauerbau 1961 in der ehemaligen Sowjetischen Besatzungszone lag. Der Schachverbandspräsident im Westen der Stadt war ihm aber kein Unbekannter. Praktisch inkognito fuhr Alfred Seppelt (* 1929, † 2015) gelegentlich in die DDR-Hauptstadt und traf sich am Rande von Schachveranstaltungen mit Mietzelfeldt. Später saßen sich beide in jeweils dreiköpfigen Gremien in den Vereinigungsverhandlungen gegenüber. Zum 1. Januar 1991 fusionierten der Berliner Schachverband und der vorher noch in Schachverband Berlin umbenannte BFA Schach. Bis zum ersten gemeinsamen Verbandstag im März 1991 blieben beide gemeinsam Präsidenten des neuen Berliner Schachverbandes. Danach verabschiedete sich Mietzelfeldt von der Verbandsarbeit.
Das zweite Ereignis das eng mit Gerhard Mietzelfeldt verbunden ist, ist das Kurt-Richter-Gedenkturnier. "1980 war ich als Organisator bei einem Freundschaftskampf gegen die UdSSR beteiligt. Zur anschließenden Auswertung waren auch der Präsident des Deutschen Schachverbandes der DDR, der Berliner Vorstand und einige Spitzenspieler der DDR vertreten. Beim Thema Breitensport wurde die Einführung eines Volkssportturniers angeregt. Vorschnell meinte ich, dass das nicht so schwer sein dürfte. Und schon hatte ich es an der Backe. Großmeisterin Edith Keller-Herrmann schlug vor, anlässlich des 80. Geburtstages von Kurt Richter ein Gedenkturnier zu organisieren." sagte Gerhard Mietzelfeldt jetzt in einem Interview mit Dagobert Kohlmeyer zur Entstehungsgeschichte des noch immer bestehenden Turniers.
Im Laufe der 35 Jahre gab es viele Veränderungen nicht nur beim Spielort, sondern auch beim Turniermodus. In den neun Auflagen zu DDR-Zeiten war es ein stetig wachsendes neunrundiges, an zwei Wochenende stattfindendes Schachturnier, in dem vereinslose Amateure auf Vereinsspieler fast aller Spielstärken bis zum Meister trafen. Für viele Vereinslose war das Turnier ein Sprungbrett in einen Verein. Viele von ihnen wurden während der Spielpausen auf den Gängen von den Schachsektionsleitern angesprochen und angeworben.
Nach dem Mauerfall erlebte das Turnier einige Metamorphosen. Einige Jahre fand es gar nicht statt, einige Jahre war es ein reines Kinderschachturnier. Seit mehreren Jahren ist es aber wieder offen für alle. Praktisch wie 1981 - nur alles in einem etwas kleineren Rahmen und kürzer als damals.
Interview mit Gerhard Mietzelfeldt beim Berliner Schachverband
Frank Hoppe
// Archiv: DSB-Nachrichten - DSB // ID 21783