9. Juni 2021
"Läufer nach Bertram fünf, Bauer nach Franz vier, Turm nach Hans sechs". Klaus Bischoff interpretiert die deutsche Buchstabiertafel auf seine ganz eigene Weise, wenn er die Linien auf dem Schachbrett in der Langform ausspricht. Heute wird der wohl bekannteste Schachkommentator Deutschlands 60 Jahre alt und wir gratulieren ihm herzlich dazu.
Die Geburtstagsfeierlichkeiten im Hause Bischoff fallen immer etwas umfangreicher aus. Die ehemalige deutsche Nationalspielerin Ingrid Lauterbach, die seit mehr als 26 Jahren seine Lebensgefährtin ist und die er Ende 2020 geheiratet hat, feiert nur drei Tage vor ihm ihren Geburtstag. Auch hierzu nachträglich unsere Glückwünsche.
Klaus Bischoff gehörte in seiner Jugend zu den stärksten Schachspielern seiner Altersklasse weltweit. Mit einem geteilten dritten Platz bei der Junioren-Weltmeisterschaft 1980 in Dortmund untermauerte er dies. Gewonnen wurde die WM damals von Garri Kasparow vor Nigel Short! Mit Anfang 20 entschied sich Bischoff Schachprofi zu werden, wie er 2009 im Interview mit ChessBase verriet. Die schachliche Karriere nahm ihren Lauf. Mit der deutschen Nationalmannschaft holte er 1989 und 2001 Bronze bei der Mannschafts-Europameisterschaft, wobei er 2001 eine Goldmedaille für das beste ergebnis am 4. Brett erhielt. Bei der Schacholympiade 2000 in Istanbul wurde es sogar Silber.
Ein absoluter Experte ist Bischoff in den schnellen Schachdisziplinen. 1981 gewann er die BRD-Blitzmeisterschaft zum ersten Mal. Es folgten zahllose weitere Titel, der letzte 2012. Im Schnellschach dominierte er ähnlich. In o.g. Interview sagte er, auf seine Blitzschachqualitäten angesprochen:
Hektisches Bolzen und Umwerfen von Figuren fand ich schon immer furchtbar. Ruhiges gleichmäßiges Ziehen sieht nicht nur ästhetischer aus, es ist auch noch schneller. Mein Blitztipp war schon immer: Wenn man dran ist, muss man einen Zug machen!
Wann seine Laufbahn als Schachkommentator begann, ist uns nicht bekannt. 1998 bei den Dortmunder Schachtagen war er Co-Kommentator bei Helmut Pfleger. Nach Pflegers Abschied kam Sebastian Siebrecht als Partner hinzu.
Auch bei den Chess Classic in Mainz brachte Bischoff dem Publikum die Partien näher. Bei der Weltmeisterschaft 2008 in Bonn zwischen Viswanathan Anand und Wladimir Kramnik leitete er zudem die Pressekonferenzen. Unvergessen ist er uns auch als eifriger Kommentator bei der Schacholympiade 2008 in Dresden. Sein Tisch im Foyer war stets dicht umlagert.
Zuletzt sahen wir Bischoff live beim Mitropa-Cup in Magdeburg und der Weltcup-Qualifikation, wo er für uns bei SchachdeutschlandTV auf Twitch berichtete.
Wir wünschen Klaus Bischoff für die kommenden Jahrzehnte viel Gesundheit!
// Archiv: DSB-Nachrichten - DSB // ID 10665