22. Juni 2014
DSB-Präsident Herbert Bastian zeigte sich einmal mehr begeistert von der Deutschen Schach-Amateurmeisterschaft (DSAM), der "größten und besten Turnierserie des Deutschen Schachbundes". Allein in dieser Saison nahmen weit über zweitausend Spielerinnen und Spieler an den sechs Vorturnieren und dem Finale teil, das Turnier wächst also noch immer - nach mehr als 20 Jahren seines Bestehens. "Das war doch eine richtig runde Sache", zeigte sich auch DSAM-Turnierdirektor Dr. Dirk Jordan sehr zufrieden mit dem Doppel-Finale in Niedernhausen bei Wiesbaden. "Es ist einfach schön, mit der Endrunde des Dähne-Pokals und dem Finale der Deutschen Schach-Amateurmeisterschaft zwei große DSB-Wettbewerbe in einem Saal zu haben."
Bei der Ehrung der Sieger, verbunden mit dem Buffet der Deutschen Schach-Gala, trafen sich die Spitzen des deutschen Schachs. Präsident Bastian nutzte die Gelegenheit, auf die neue Situation der Fördergelder des Schachs einzugehen; das Geld des BMI (Bundesinnenministerium) wird wieder im uns zustehenden Rahmen in den Schachsport fließen. "Ich bedanke mich ganz herzlich bei all den vielen Schachfreunden, die sich an ihre Parlamentarier wandten und sie bewegten, diese Abstimmung in Berlin zu unseren Gunsten herbeizuführen", sagte Präsident Herbert Bastian sichtbar bewegt.
Der diesjährige Deutsche Schach-Amateurmeister der A-Gruppe kommt aus Brandenburg, genauer gesagt vom SC Empor Potsdam. Der ganz groß aufspielende FM Michael Schulz zog mit 4,5 aus fünf allen davon, eine tolle Leistung. FM Schulz spielt erfolgreich in der Oberliga Nordost. Die Homepage seines Vereins ist momentan auf Tief gegangen, das kann nur an den Grußbotschaften für Schulz liegen - nicht wahr?
Der Potsdamer gehörte eigentlich nicht zum Favoritenkreis; mit Elo 2187 und einer DWZ von 2159 ist bis zur im Turnier maximal zulässigen Gesamtgewichts-Grenze einer TWZ von 2300 noch einige Luft nach oben. Aber das phänomenale Ergebnis von 90% in dieser schwierigen Gruppe spricht ja für sich. Lohn der Arbeit ist für den A-Gruppensieger die Möglichkeit, an der Deutschen Meisterschaft an der Seite von Naiditsch & Co. teilzunehmen - und zu siegen!
Der vom Rating her favorisierte Lev Yankelevich von der SG Trier reiste direkt von den neun Runden der Deutschen Jugendeinzelmeisterschaft in Magdeburg in den nächsten Turniersaal nach Niedernhausen (was andere andere Jugendliche und Kinder auch taten) vielleicht fehlte so in den Schlussrunden die letzte Konzentration. Sein dritter Platz ist aber natürlich noch immer eine herausragende Leistung dieses jungen Mannes. Weil seine Heimatstadt Trier nicht weit von der Doppelstadt Wiesbaden/Mainz entfernt ist, war dieser Spieler auch für die lokalen Medien interessant, ebenso wie der Frankfurter Denis Mager, der in der A-Gruppe ein fulminantes Turnier weit besser als sein Setzplatz 29 spielte und Siebter wurde.
Klar über den lokalen Charakter hinaus geht die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" (FAZ), die für ihre Berichterstattung Informationen über das Turnier erbat. Schach ist eben keineswegs uninteressant für die Medien; wenn's so bunt und zugleich so gut ausgestattet daherkommt wie dieses Doppel-Turnier, wenn es etwas Spezielles ist, das den Leser interessieren mag, dann hat man auch in der Zeit einer - wie heißt dieser Sport? - ach ja: einer Fußball-Weltmeisterschaft das Interesse auf unserer Seite.
Unglaublich spannend war es in der Gruppe B, in der Dr. Martin Ploog, Hannover, mit vier aus vier einen glatten Durchmarsch hinlegte und den bestimmt auch auf der Schlussgeraden nicht abreißen lassen wollte. Der noch sehr junge Jeremy Moeller vom SC 1926 Bendorf musste nun in der letzten Runde gegen den Hannoveraner gewinnen - und nach spannendem Partieverlauf gelang ihm das! Er wurde so mit 4,5 Punkten Deutscher Schach-Amateurmeister der B-Gruppe 2013/14.
Auch in der C-Gruppe setzte sich mit Stefan Schiffer vom SV Lendersdorf 57 ein sehr junger Spieler der U20 Jugendliga die Krone auf. Erst ein dynamischer Sturmlauf mit vier aus vier, dann der Abschluss mit einem Remis - und auf ging's zur Siegerehrung. Herausragend ist in dieser Gruppe auch das Ergebnis von Annabelle Schäfer von den SF Korbach, die sich mit starkem Schach nie vom Ziel abbringen ließ und dafür 4,5 Punkte = 90% einheimste - famos.
Auch in der Gruppe D brauchte man 4,5 Punkte, um Klassenbester zu sein; Christian Rahmen gelang das und ist nun "Deutscher Amateurmeister der D-Gruppe 2013/14". Auch Klaus Künitz aus dem sehr nahe gelegenen Mainz kam mit 4,0 Punkten nicht mehr so ganz mit.
In der Gruppe E treffen wir schon sehr oft auf außerordentlich junge Spieler. Der blonde Jacob von Estorff, Post Uelzen, ist einer davon. Dass "jung sein" - Jacob spielt in U12-Turnieren - sich gut mit tollem Schach verbinden lässt, zeigte er in diesem Finale; mit 4,5 Punkten schloss er einen halben Zähler vor Jannis Weber ab.
Die Blicke der meisten Zuschauer aber waren auf die F-Gruppe gerichtet! Gut, die ganz Kleinen sehen eben oft auch einfach süß aus, aber hier wurde eben doch formidabler Sport geboten. Ausgerechnet die Jüngste im ganzen Turniersaal, die erst 9-jährige Antonia Ziegenfuß aus Breitenworbis, die ein paar "Stunden" zuvor schon in der Deutschen Jugendmeisterschaft toll gespielt hatte, die Antonia also siegte in dieser Gruppe mit 4,5 Punkten!
Da fehlt doch noch was? Ja. Deutscher Pokalsieger wurde der favorisierte Berliner FM Dirk Paulsen (SC Kreuzberg), der sich im Blitzentscheid gegen den ebenfalls aus Berlin kommenden, aber nicht favorisierten IM Ulf von Herman (König Tegel) durchsetzte. Beste Frauen des Turniers wurden WGM Barbara Hund als 31. der A-Gruppe und Annabelle Schäfer als Deutsche Schach-Amateur-Vizemeisterin 2013/14 der B-Gruppe.
Und wir haben wieder einen "Verein des Jahres"! Diese hohe Auszeichnung des Deutschen Schachbundes fiel diesmal auf den Rhedaer Schachverein von 1931, dessen Präsident Thomas Bergmann die Ehrung aus den Händen des Breitenschach-Referenten Walter Pungartnik entgegennahm. Der Club hat bereits einen einfach phantastischen Bericht über das Geschehen auf seiner Homepage (schnell sind die also auch noch ...!), den ich jedem Leser zur Lektüre empfehle: www.rhedaer-schachverein.de.
Ralf Mulde
// Archiv: DSB-Nachrichten - DSB // ID 9881