4. Oktober 2015
Es waren hinterher ebenso viele Spieler wie vorher, nämlich 159. Aufatmen. Es ist also niemand auf einer der vielen und umfänglichen Ausflugstouren abhanden gekommen, auch nicht während einer kleinen Nachtwanderung. Auch am 25. Jahrestag der deutschen Vereinigung richtete der Deutsche Schachbund sein Traditionsturnier in Wernigerode aus.
Nach den insgesamt zu spielenden sechs Runden hatte Niklas van der Valk in Gruppe 1 (DWZ 2100 – 2199) schier unglaubliche 5,5 Punkte auf dem Haben-Konto und stand so mit weitem Vorsprung als bestaunter Turniersieger fest. Der 1992 geborene Niklas van der Valk hat eine DWZ von 2122 (Elo 2162) und spielt für den Godesberger Schachklub 1929 in der Regionalliga.
In der Gruppe 2 (DWZ 2000 – 2099), die aus technischen Gründen mit der Gruppe 1 zusammen spielte, siegte Ralf Schöngart (DWZ 2009) aus Buxtehude als "Bester unter Zwoeins" mit 4,0 Punkten.
Mit 4,5 Punkten in der Gruppe 7 und damit dem zweiten Platz wurde die Hamburgerin Sabine Schoknecht "beste Frau im Turnier". Anscheinend ist sie bisher vereinslos ... das kann ja wohl nicht lange so bleiben, oder?
Ein spannendes Kopf-an-Kopf-Rennen gab es nicht nur beim Hotelpersonal aus der Küche raus, sondern auch in der Gruppe 3 (DWZ 1900-1999). Thomas Spiess (Ricklingen) und Josef Kaluza (Eschweiler) kamen am Ende beide auf 4,5 aus 6 und klebten so nah aneinander, dass sie nur noch durch die Buchholzzahl zu trennen waren, die beim Schachfreund Spiess um einen halben Zähler besser war. So geht Wettkampf-Schach!
Und eine ganz besondere Leistung gelang in der Gruppe 5 einem noch recht jungen Mann: Samuel Maar, DWZ 1755. Er für Kaufungen und, jetzt kommt's, stand als einziger Teilnehmer aller 12 Gruppen schon eine Runde vor Schluss als Gruppensieger fest! Er ist Teil der immer (positiv!) auffälligen Schach-Familie Maar, die immer mit guter Laune zum Brocken-Turnier anreist. Samuels Schwestern, die Zwillinge Patricia und Felicitas, waren diesmal allerdings in ihren Gruppen 9 bzw. 11 nicht ganz so erfolgreich wie ihr Bruder.
Andreas Domaske ist sehr zu danken, denn er ließ es sich als neu gewählter Präsident der sachsen-anhaltinischen Schachspieler nicht nehmen (tatsächlich hat ihn natürlich auch niemand abzuhalten versucht), aus Halle nach Wernigerode zu stürmen, um hier zusammen mit allen Teilnehmern und Organisatoren die Sieger des Turniers zu ehren.
Dieses immer mehr nachgefragte Turnier findet jährlich rund um den 3. Oktober zu preiswerten Konditionen in einem 4-Sterne-Hotel (dem HKK) in Wernigerode am Brocken statt, also mitten im Harz und Herz der Urlaubs-Region. Das Besondere an dem Turnier ist das jährlich wechselnde Ausflugs-Angebot mit Führungen z.B. durch Quedlinburg, Goslar, das Schachdorf Ströbeck, Besichtigung der Hasseröder Brauerei usw. Wer sich die Touren selbst zusammenstellt, hätte fürwahr viel zu tun – und es wäre auch teurer.
In ganz Deutschland wenden sich Sportvereine aller Sparten den zu uns gekommenen Flüchtlingen freundlich zu und die deutschen Schachspieler - als Teil der Sportbewegung dieses Landes – sind natürlich mit dabei. Schon zu Turnierbeginn sammelten wir eine sehr große Zahl Spielsätze, damit die Menschen, die vorerst nicht wissen, was sie nun mit der vielen verfügbaren Zeit anfangen sollen, eine Ablenkung haben. Bekanntlich folgte die Deutsche Schachjugend diesem kleinen Beispiel oder verfuhr unabhängig davon bereits ganz genauso.
Es ist selbstverständlich, dass die zu uns gekommenen Menschen auch in den deutschen Schachvereinen willkommen sein werden – wer weiß, vielleicht sind ja auch Meister unter ihnen?
Nähere Ergebnisse mit Tabellen, Fotos und Berichten, auch zum sehr großen Exkursions-Angebot, findet der Leser auf der Turnierseite.
Ralf Mulde
Redaktioneller Hinweis: Der Artikel wurde vom Autor überarbeitet und am 06.10.2015 von uns in der neuen Version mit weiteren Fotos veröffentlicht.
// Archiv: DSB-Nachrichten - DSB // ID 20306