8. Oktober 2013
Am Montag war ein spannender Tag auf dem 84. FIDE-Kongress in Tallinn. Der Morgen begann mit einer langen und sehr persönlichen Rede eines entspannt wirkenden Kirsan Iljumschinow, in der er ein Resumé seiner seit Anfang der 90er Jahre währenden Tätigkeit für den Weltschachbund zog. Zunächst blieb offen, ob der Kalmücke seinen Rückzug oder seine erneute Kandidatur ankündigen wollte. Iljumschinow wurde vor ein paar Monaten zum Präsidenten des IMSA Mind Games Weltverbandes gewählt. Doch betonte er stets, dass seine Liebe zum Schach ungebrochen sei und schloss schließlich mit der Feststellung „I will be running“, d.h. er wird erneut antreten. Mehr als Scherz wurde sein Vorschlag aufgefasst, das jeder weitere Kandidat eine Million Euro an die FIDE zahlen solle, er würde dann das Gleiche tun und er war sogar bereit, auf fünf Millionen zu erhöhen. Aber diese Andeutung einer „Materialschlacht“ hatte einen Hintergrund, der am Abend zutage trat. Vor einer großen Zahl geladener Gäste kündigte Garri Kasparow seine Kandidatur an, und er stellte sein Team vor.
In diesem befinden sich mit dem Belgier Jan Callewaert, dem Amerikaner Rex Sinquefield und Scheich Mohammed bin Ahmed Al Hamed Personen, die es finanziell leicht mit Kirsan Iljumschinow aufnehmen können. Der eigentliche Hammer war jedoch der Wechsel von Ignatius Leong aus dem Lager der alten Führung in das Lager von Kasparow. Wie sich später herausstellte, hat dieser Wechsel schon vor einigen Monaten stattgefunden und er war der noch amtierenden Führung bekannt. Das Team wird durch eine Frau komplettiert: Afrika Msimang als Präsidentin der Kasparov Chess Federation Africa soll die Stimmen des schwarzen Kontinentes bringen. Bleibt eine spannende Frage: Was wird geschehen, wenn sich der erste Sturm gelegt hat und die Inhalte genauer unter die Lupe genommen werden. Mit Chess in Schools kann man derzeit viel Aufmerksamkeit erreichen, aber die eigentlichen Probleme des Schachsports lassen sich damit nicht lange kaschieren. Uns erwartet ein spannendes Jahr!
Herbert Bastian
DSB-Präsident
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