27. Oktober 2013
Viele Schachspieler dürften in den letzten Wochen unter Entzugserscheinungen gelitten haben, aber jetzt ist es endlich so weit: die 17. Internationale Meisterschaft in Bad Wiessee ist gestartet! Die Organisatoren von der Tegernseer Tal Tourismus GmbH müssen gute Beziehungen zum Wettergott haben, denn selten hat es Ende Oktober Temperaturen über 20 Grad gegeben und man sieht auf der Straße Leute im T-Shirt! Und das Beste daran: auch für die nächsten Tage ist schönes Wetter angesagt. Erst Mitte der Woche wird es dann kälter und schlechter, aber immer noch sehr erträglich.
Das Teilnehmerfeld ist mit 20 Großmeistern, 23 Internationalen Meistern, und 35 FIDE-Meistern wie immer sehr stark besetzt. In der Spitze dürften die drei Erstplatzierten GM Liviu-Dieter Nisipeanu, GM Ferenc Berkes und GM Jewgenij Romanow unter den Favoriten einzureihen sein. Der mittlere Elo-Wert aller Teilnehmer liegt bei 2045 Punkten, was für ein starkes und ausgewogenes Teilnehmerfeld spricht!
Ältester Teilnehmer ist Zeljko Cajkovski von Schachunion München mit 87 Jahren. Bei den jüngsten Teilnehmern sind viele vom TV Tegernsee dabei, die aus dem erfolgreichen Schulschachprojekt hervorgegangen sind. Turnierleiter Horst Leckner wird das Abschneiden seiner Schützlinge sicher mit Spannung erwarten!
Das Turniergericht zur Behandlung von Protestfällen ist wie folgt besetzt: GM Gerald Hertneck (Vorsitzender), GM Michael Prusikin und Hanna Marie Klek.
Herr Leckner, Sie sind der Initiator des Traditionsturniers in Bad Wiessee, haben aber schon vor vielen Jahren die Organisation an die Tegernseer Tal Tourismus GmbH bzw. den Vorläufer in Bad Wiessee abgegeben. Welche Aufgaben nehmen Sie heute noch für das Turnier wahr?
Ich habe alle Aufgaben, die einen Schachbezug haben. Darunter fällt die Zusammenstellung und Einladung der Großmeister und auch speziell eingeladener Teilnehmer. Ich mache auch Werbung für das Turnier. Diese Aufgaben werden in Zusammenarbeit mit Hauptschiedsrichter Wolfgang Fiedler erledigt. Während des Turniers bin ich als Turnierleiter verantwortlich für den Ablauf und Ansprechpartner für alle Fragen vor Ort. Im Vorfeld muss ich natürlich auch an vielen Besprechungen teilnehmen.
Wie lange denken Sie, dass Sie sich diese viele Arbeit noch antun werden?
Es ist zwar unbestritten viel Arbeit, die mir aber auch Spaß und Freude macht. Also, wenn die Teilnehmer ein schönes Turnier spielen können und wieder zufrieden nach Hause fahren. Solange ich noch gewünscht werde und gesundheitlich in der Lage bin, die Arbeit zu leisten, werde ich das weiter machen.
Schach steht bekanntlich im Mittelpunkt Ihrer Interessen, ich denke hier zum Beispiel an die langjährig betreute Bundesligamannschaft des TV Tegernsee und zuletzt die Leitung des Schulschachs im Landkreis Miesbach. Was ist für Sie im Vergleich dieser drei Tätigkeitsbereiche, also Turnier, Bundesliga und Schulschach die schönste und erfüllendste Aufgabe, und wieso?
Die schönste Aufgabe kann ich ehrlich gesagt gar nicht benennen. Denn jede dieser Aufgaben bereitet mir Spaß. Hier auf dem Turnier treffe ich viele Schachspieler, mit denen ich seit langen Jahren Kontakt habe. Im Schulschach ist meine Hauptmotivation, dass man schon nach wenigen Jahren sieht, wie man Kindern mit Schach wirklich helfen kann, ihre Probleme in der Schule zu bewältigen.
Das hört sich auf den ersten Blick erstaunlich an – wie kann Schach denn zur Lösung von Schulproblemen beitragen?
Nach Auskunft unserer Schulrektoren und der Lehrer haben ca. 80 Prozent der Grundschulkinder Probleme mit der Konzentration. Sie haben deshalb Schwierigkeiten, den Unterricht so aufzunehmen, wie es wünschenswert wäre. Unsere Erfahrungen haben gezeigt, dass wir im Hinblick auf Konzentration und mentale Ausdauer bei regelmäßiger Beschäftigung mit Schach den Kindern hier wirklich helfen können. Im Schnitt haben Lehrer und Eltern nach etwa 2 Jahren Schachtraining in dieser Hinsicht merkliche positive Veränderungen an den Kindern festgestellt. Auch der Notenschnitt der Kinder verbessert sich dadurch. Viele Kinder, die langjährig am Schulschach teilgenommen haben, sind inzwischen Klassenbeste, und treten auch hier im Turnier an. Schach ist auch ein Mittel gegen Computersucht bei Kindern und Jugendlichen!
Herr Leckner, ich danke für das interessante Gespräch!
Quelle: Turnierbulletin Nr. 1/Information Gerald Hertneck
// Archiv: DSB-Nachrichten - DSB // ID 9206