27. Oktober 2015
Nun auch wieder im vertrauten Bild mit dem aus Dresden herbei geeilten Turnier-Direx Dr. Dirk Jordan wurden die Sieger geehrt. Das ist immer spannend und gut besucht, weil die Namen der zu Ehrenden vorher nicht ausgegeben werden (auch nicht an die schwitzende Redaktion) und weil es sich ja sowieso gehört, nach einem sportlichen Wettkampf als Teilnehmer dem Sieger Respekt und Beifall zu zollen. Etwas Anderes käme unseren Mitstreitern aber ja sowieso nicht in den Sinn - nicht wahr? - Fangen wir dabei aber auch noch kurz ein, wie so manches sich am Morgen entwickelte:
″Bente macht remis! Jetzt hat er vier-null!″ lautete die Mitteilung gegen elf Uhr, nachdem man gerade (hoffentlich) alle Uhren wieder auf Normalzeit umgestellt hatte. Völliger Irrsinn, diese überflüssige Umstellerei und das zweimal im Jahr. - Egal.
Im Klartext hieß das: FM Björn Bente hatte am Spitzenbrett mit Dennis Mager remisiert, damit hatte a) der Hamburger Bente 4,0 Punkte, b) der Frankfurter Dennis Mager kam auf schöne 3,5 Erfolge und nun schauten alle, was denn c) am zweiten Brett in der Partie Dr. Frank Hoffmeister (2,5 pt.) - Oliver Kniest (3,0 pt.) geschehen würde. Letzterer, musste gewinnen, um Erster zu werden. Den Platz unter den ersten Sechs für die Final-Qualifikation schien er ja schon in der Tasche zu haben, der Kniest - oder wo immer man so einen Platz verstaut. Derweil gewann auch Dr. Gerhard Köhler gegen Patrick Chandler. Beide hatten bisher 2,5 Punkte, der Hallenser dottore nun also 3,5. Das war für Dr. Köhler ziemlich sicher die Final-Qualifikation - aber auf welchem Platz? Es sollte der vierte werden.
Bente, Kniest, Mager, Dr. Köhler, Lenhardt und Dr.Hoffmeister lautete am Ende die Reihenfolge. Diese sechs sind im Finale.
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Robert Siemes spielt im Ratinger Schachklub 1950. Mit seiner DWZ 1922 und Elo 2056 ging der 1967 Geborene als anerkannt starker Spieler ins Turnier, stand aber auch nicht gerade im Fokus. Die Ratinger bewegen vieles, es ist ein attraktiver Verein. Das dachte sich auch Melanie Ohme, die dort kürzlich simultanisierte.
In der Bezirksliga und Verbandsklasse Niederrhein erspielt Robert Siemes für seinen Verein ordentliche Ergebnisse, aber, seien wir ehrlich, das ist nicht die Bundesliga. Auch das Halbfinale der diesjährigen Niederrheinischen Pokaleinzel-, (Teilnehmer u.a. Oliver Kniest ... man kennt sich), ließ noch niemanden diesen schönen Erfolg ahnen, den Meister Siemes jetzt in B-Gruppe der DSAM erspielt hat. 4,5 aus fünf, schon kurz nach dem zweiten Kaffee am Sonntag, das ist schon eine Ansage, Donnerwetter!
Dann aber siegte Sandro Kleinen. Der war an 16 gesetzt, hatte Schwarz gegen Erich Zweschper und vor allem hatten beide bis dato beide 3,5 Punkte. Also noch keine vorzeitige Siegesfeier im Hause Siemes, jetzt musste es mal wieder das Fallbeil der Feinwertung richten.
Am Ende war der blonde Ruben Gideon Köllner Zweiter, Erich Zweschper sprang auf den Bronze-Platz, der sich irgendwie an unserer Redaktion vorbei ″mogelnde″, an zwei gesetzte Schweriner Ralph Wagner wurde Vierter und der Platze fünf ging an Sandro Kleinen, Übach. Beste Frau des Turniers und dann doch souverän für das Finale qualifizierte Sechste dieser ″Silber-Gruppe″ ist Franziska Beltz!
″Meine Damen und Herren, diese Spielerin ist nun schon mehrfach auffällig geworden ...″ könnte es bei XY heißen - aber immer positiv auffällig! WFM Franziska Beltz wurde 1986 geboren, nahm für uns, also für Dich und mich, im Team Deutschland 3 an der Schacholympiade 2008 in Dresden teil, spielte je 3x in Jugendeuropa- und Jugendweltmeisterschaften mit ... eine Berühmtheit. Und jetzt hier in Bad Soden. Erfolg. Jubel. Wir freuen uns sehr darüber und über ihre Qualifikation.
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Ein nachvollziehbar frühes Remis gab es am Spitzenbrett in der denkwürdigen Partie Markus Kirchner gegen Michael Budde. ″Denkwürdig″, weil es schlicht sensationell ist, in der Schlussrunde zwei Wettkämpfer mit je 100% aufeinander stoßen zu sehen. ″Nachvollziehbar″, weil damit beide, komme was wolle, mit 4,5 Punkten absolut sicher für das Finale qualifiziert waren. Wer denn nun Erster war und vor allem, ob denn vielleicht noch Frank Deckert aufschließen könnte, war hingegen unklar. Meister Deckert kontierte bis dato 3,5 Punkte, hätte also nach einem möglichen Weiß-Sieg gegen den an Eins gesetzten Jürgen Stock (3,0 pt.) auch 4,5 Punkte ... verwirrend.
″Ja, dann rechnest Du mal eben die Buchholz-Zahlen durch und dann hast Du's doch″, wird einem dann auf dem Flur zwischen Saal und Büro durchaus freundlich geraten. Ja, wenn's denn so einfach wäre ... Die Feinwertungen bilden nun mal die Ergebnisse der Spieler ab, mit denen man im Turnier zu tun hatte. Und deren letzte Resultate liegen oft noch gar nicht vor, während die Runde läuft. Mithin: Auch die Turnierleitung kann auch für sich selbst in keinem Fall abschätzen, ″ob's für Spieler xy gereicht hat″, selbst wenn sie wollte. Zudem sind die Ergebnisse auch immer erst nach der Ehrung der Sieger vorhanden.
Es reichte. Jedenfalls für sechs Spieler, die sich für das Finale qualifiziert haben, die Reihenfolge lautete Kirchner, Budde, Deckert, Foskanyan, Densing und Schlierf. Beste weibliche Teilnehmerin dieser Gruppe wurde Estelle Morio, die aber leider nicht unter die Qualifizierten gelangte.
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Hannah Möller, die phantastisch mit bisher 100% durch das Turnier gegangen war, zeigte sich am Sonntag gnädig - lag vielleicht am guten Frühstücksbuffet - und akzeptierte ein frühes Remis. Sie hatte damit 4,5 Punkte, ihr heutiger Schachpartner Noah Paquay kam auf 4,0 Zähler und dürfte damit auch final-qualifiziert gewesen sein. Aber ... Ilia Khassine siegte am zweiten Brett mit Schwarz gegen Johannes Thormeier (der nur an 35 gesetzt war und also ein grandiose Turnier spielte!). Meister Khassine hatte damit ebenfalls 4,5 Zähler. Er gehört zwar keinem Verein an, aber da war doch was ... genau! Abraham Khassine wurde 1963 Zweiter der Moskauer Meisterschaft (Erster Anatoli Bichowsky) und ganz sicher war dasa damals eins der stärksten Turniere der Welt. Der Apfel fällt eben nicht weit vom Stamm.
Die Gruppensiegerin Hannah Möller war natürlich auch die beste weibliche Teilnehmerin dieser Staffel. Ihr folgten als ebenfalls Final-Qualifzierte die Spieler Khassine, Künitz, Paquay, Jennewein, und Schöler.
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Jonas Eilenberg siegte. Zunächst mal nur in seiner letzten Partie gegen Felix Scholz. Eine gute Weile später, wegen der Spannung, siegte aber auch Joel Börkey gegen Andreas Miltner. Damit hatten Jonas und Joel 9,0 Punkte. Jeder 4,5. Also: Feinwertung abwarten ... Und da ist sie!
Die Reihenfolge der Qualifzierten lautet:
Börkey, J., Eilenberg, Spreu, Scheunemann, Grunwald und Scholz. Das Friedberger Burgfräulein Maxima Scheer war beste weibliche Spielerin.
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Dr. Reinhart Scholl ist der Held des Turniers. Wer mit 100% = 5,0 Punkten durch das Turnier rauscht, ist einfach großartig. Der an den Rollstuhl gebundene Essener gewann auch seine letzte Partie gegen die gleichwohl großartig aufspielende Sara Baltic, die damit bei 3,5 Pkt. blieb.
Und der Zweite? Das war auch nach Schluss der Runde lange unklar, denn Sebastian Winkler und Firas Al-Butmeh remisierten und gleich daneben gewannen Jannick Steinkönig und Anja Yüksel ihre Schwarz-Partien, so dass alle vier auf 4,0 Punkte kamen. Wie soll man sich da noch auskennen? Für mich sind solche ″Gleichauf-Spieler″ irgendwie immer alle geteilte Zweite - aber solche Ideen scheitern schlicht an den Notwendigkeiten der Preisvergabe und oftmals auch daran, dass die Quali-Plätze eindeutig vergeben werden müssen, sonst hätte man ja am Ende wer weiß wie viel Spieler im Finale.
In der Reihenfolge der Tabelle lösten sich dann alle Fragen auf:
Dr. Scholl, Steinkönig, Al-Butmeh, Winkler, Yüksel und Baltic.
Obwohl Sara Baltic dicht dran war, wurde Anja Yüksel beste Spielerin dieser Gruppe.
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Das war ein schöner Wettkampf zum Auftakt unserer DSAM-Saison; so kann's gerne weitergehen.
Ralf Mulde
// Archiv: DSB-Nachrichten - DSB // ID 20394