22. Februar 2008
Ruhig - ruhiger - Bad Wörishofen
Nun gut, es ist eine Kurstadt. Das zeigt sie aber auch an jeder Ecke. Es gibt eine Vielzahl an Kurhotels, ich hatte beim Stadtrundgang eine Kurapotheke, eine Kuranlage, eine Kurdrogerie, diverse Kurärzte und unzählige Schilder mit Kuranwendungen gesehen, Wir spielen übrigens im Kurhaus.
Vor lauter Gesundheit wurde Elisabeth Pähtz und vor ihr Michael Gschwendtner krank, aber ganz sicher hat es nicht am Lärm gelegen, denn sowohl im Städtle, als auch im Kurhaus ist es gespenstisch still. Fürs Schachspielen mag das natürlich ideal sein, aber nur für den Fall, dass reiselustige Teenager mit latentem Hang zu spätabendlichen Feierstunden das hier lesen: Tagsüber lässt es sich zumindest gut ausruhen.
Die 79. DEM ist sehr stark besetzt – und es wird auch richtig gutes Schach gespielt, das können all die beweisen, die täglich die Homepage des Ausrichters besuchen. Insgesamt 16 Partien gibt es täglich live, da macht das Zusehen Spaß. Übrigens ist zusätzlich noch ein Liveticker eingerichtet, ebenfalls zu finden unter http://www.schachclub-tuerkheim-bw.de/schachtage_live.php
Nach sechs gespielten Runden – und das ist gewöhnlich der Zeitpunkt, an dem es ans Eingemachte geht bei insgesamt neun angesetzten – führte Vitaly Kunin das Feld mit satten fünf Punkten an. Er traf gestern auf Leonid Kritz (4,5) – und ich war rechtzeitig mit dem Apparat zur Stelle, bevor es Remis endete. Klaus Bischoff ist ebenfalls ungeschlagen und gewann heute gegen Arik Braun. Auch Daniel Fridman konnte gewinnen und so haben wir drei Spieler mit je 5,5 aus 7 ganz oben.
Enttäuschend verlief das Turnier bisher für IM Herbert Bastian und FM Holger Namyslo. Beide mit deutlich über 2.300 Wertungspunkten verkaufen sich unter Wert. Nach sieben Runden hat Bastian nur 2 Punkte, Namyslo 2,5 Punkte auf dem Konto. Abe immerhin gewann er gestern. Glücklich, wie er selbst hinzufügte. Auch Alexander Naumann remisierte überraschend häufig. Obwohl er noch ungeschlagen ist, reiche es bisher nur zu Rang 14. Am siebten Spieltag machte er sein sechstes Unentschieden perfekt.
Kommen wir zu Normenfront. FM Alexander Markgraf hat eine IM-Norm sicher und nach sieben Runden die erforderliche Punktzahl, Performance 2575. Eventuell hat er gar die Chance auf eine GM-Norm, das hängt aber von den Gegnern in den letzten beiden Runden ab. Der 15jährige Julian Jorczik vom SK München Süd-Ost hat ebenfalls eine IM-Norm sicher, vorausgesetzt er schafft noch einen halben Punkt und auch hier stimmen die restlichen Gegner. Gleiches gilt für Evgu Chevelevitch.
Für den DBSB-Spieler Dieter Bischoff läut es leider nicht so rund. Er verlor heute gegen den Löberitzer Norman Schütze. Mit 2,5 Punkten liegt er im Soll, aber es war wohl mehr drin. Einen wahren Krimi lieferten sich gestern gleich mehrere "Bretter", in dne letzten 15 Minuten der gesamten Bedenkzeit (19h45 bis 20 Uhr) waren acht Spiele !! noch nicht beendet. Graf und Huschenbeth hatten ein ebenso packendes Finale, wie die beiden Last-Minute-Siege von Kachiani-Gersinska gegen Tabatt und dre Spitzenkrimi Reuß-Gschnitzer: Das muss man erst mal bringen - mit 25 Sekunden gegen 85 Sekunden das Matt beispielen.
Werner Lux, der Vorsitzende des ausrichtenden Vereins Türkheim/Bad Wörishofen, kämpft derweil an allen Ecken, damit es rund läuft. Er überacht die Live-Übertragungen, bedient den Liveticker, ist hier der Erste der rein kommt und der Letzte der raus geht. Ohne ihn würde es hier wohl kaum vorangehen. Und bei all dem, was so tagsüber anfällt – und das ist eine gehörige Menge – behält er stets die Ruhe und Übersicht. Ein Glücksfall, ihn an der Seite der Schiedsrichter Ralph Alt (Bundesturnierdirektor), Holger Moritz und Hans Brugger zu wissen. Schiedsrichter ist er übrigens auch noch selbst, by the way.
// Archiv: DSB-Nachrichten - DSB // ID 6066