17. April 2015
In der nordhessischen Metropole, in der europäischen Kulturstadt, in der Schachstadt Kassel begann heute das letzte Quali-Turnier der Saison der DSAM, also der Deutschen Schach-Amateurmeisterschaft. Fünf Turniere liegen schon hinter uns, jetzt geht es um die allerletzten Plätze für das Finale in Niedernhausen/Wiesbaden.
359 Spielerinnen und Spieler stellten für Kassel einen neuen Teilnehmer-Rekord dieser Veranstaltung auf. "Es ist unglaublich. Wir denken nach jedem Turnier, es kann nicht noch besser werden für den Deutschen Schachbund. Wird es dann aber doch". sagte Turnierdirektor Dr. Dirk Jordan, der Beauftragte des Deutschen Schachbundes für die Deutsche Schach-Amateurmeisterschaft. Mit dieser langen Bezeichnung kann man allein schon ein halbes Buch füllen. Manchmal sei sie aber nötig, hören wir.
Ein "dreifacher Jordan" ist kein Kantensprung beim Eiskunstlauf wie der "doppelte Rittberger", sondern der konnte diesmal leibhaftig im Saal erlebt werden. Vor Turnierdirektor Dr. Dirk Jordan ist immer Martina Jordan zu erwähnen, die eben keineswegs nur "Gattin von ...", sondern die Finanzfachfrau des Turniers ist (ohne sie geht hier wirklich gar nichts!). Mit den beiden waren es gleich drei Jordans auf dem Podium.
Das bezaubernde Grußwort der Stadt Kassel wurde nämlich diesmal von Stadtrat Henrik Jordan überbracht. Er zeigte, wie stark beachtet die Aktivitäten der drei Kasseler Vereine (Kasseler SK 1876, SVG CAISSA Kassel und der SAbt SVH Kassel) in der Stadt und ihrer politischen Gremien sind. Dazu gehört ja nicht "nur" der normale Spielbetrieb, sondern auch die Schach-AG an zahlreichen Schulen, aber auch, Kindern und Schülern durch das Mikrokosmos des Schach ein anderes soziales Verhalten vorzuführen, gekoppelt mit guter Fähigkeit zur Konzentration und der Aufnahme ungewohnter Denkfiguren.
Gut informiert war er auch, der Stadtrat Jordan, denn er verwies auf gleich drei Frauenmannschaften eines Vereins, der damit eine höhere Frauenquote als im DSB aufweist. Und auch sein "politisches Wort" war wichtig für den DSB, denn Stadtrat Henrik Jordan erklärte, mit Bezug auf einen Olympier, nämlich den ehemaligen IOC-Präsidenten Juan Antonio Samaranch: "Schach ist Sport, denn die erste Bedingung, dass es nämlich einen Wettkampf geben muss, ist erfüllt." Und schließlich würden im Schachsport "Kondition und Nervenstärke benötigt, um so ein Turnier erfolgreich durchzuhalten."
Einfach großartig kam das "hessische Grußwort" von FM Uwe Kersten bei den applaudierenden Spielern an. Der Referent für Leistungssport des Hessischen Schachverbandes weiß, worüber er referiert, denn er ist zugleich Spitzenspieler in Kassel, also Allrounder in Sachen Schach.
Er stellte den Spielern drei Aufgaben:
1.) Man stelle sich auf einem leeren Brett einen Läufer auf b2 vor. Auf wie viele Felder kann er ziehen?
2.) Nun eine Dame auf e5. Auf wie viele Felder kann die Dame ziehen?
3.) Auf einem leeren Brett steht auf a1 ein Springer. Der soll nach h8 ziehen. Wie viele Züge braucht er höchstens und wie lautet die Route?
Natürlich musste alles gelöst werden, ohne aufs Brett zu schauen.
Nach seinen Begrüßungsworten für den Verband streifte Meister Kersten sozusagen sein Spieler-Trikot über und begab sich ans Brett - natürlich ans Spitzenbrett, denn Multitalent Kersten ist auch noch die Nummer Eins in der Setzliste des Turniers. Das hätte allerdings fast nicht geklappt, denn seine Elo 2300 bildet genau die Zulassungs-Grenze; wer besser als "Zwodrei" ist, ist laut Statuten des Turniers nicht mehr spielberechtigt. Anscheinend ist man dann kein Amateur mehr. Nunja, irgendwo muss die Grenze eben liegen.
Ralf Mulde
// Archiv: DSB-Nachrichten - DSB // ID 19673