18. November 2015
Acqui Terme in Italien ist seit dem 9. November Gastgeber der 25. Senioren-Weltmeisterschaften. Neue Titelträger werden in vier Altersklassen gesucht, zwei bei den Herren und zwei bei den Damen. In den einzelnen Gruppen sind 6 bis 7 Runden gespielt, was daran liegt, das in den Frauenturnieren nur 9 statt 11 Partien insgesamt geplant wurden.
Für die Weltmeisterschaften hat der Veranstalter eine Turnierseite in drei Sprachen eingerichtet. Die war bis zum Start am 9. November auch noch sehr aktuell. Doch seitdem tut sich dort nichts mehr und die Website ist in einen Dornröschenschlaf gefallen. Keine Texte und schon gar keine Bilder. Auch für die Ergebnisse ist keine Zeit. Zum Glück wird das Portal von ChessResults täglich mit selbigen gefüttert.
In Deutschland sind Seniorenturniere ab 50 Jahren noch rar wie das Wasser in der Wüste, wobei man ja eigentlich wenigstens Wasser mit eifrigem Graben finden könnte. Bei der Tagung der Seniorenkommission im September in Berlin war das Alter auch wieder ein Thema. Referent Dr. Dirk Jordan hielt einen Vortrag, den er mit zahlreichen Modellrechnungen illustrierte. Die Sitzungsteilnehmer waren trotz dessen nicht für eine Anpassung des Senioreneintrittsalters in Deutschland mit dem der FIDE zu überzeugen.
International nutzen deshalb immer wieder einige "Jungsenioren" die Gelegenheit, sich schon mal für die Zeit in den "Altseniorenturnieren" warmzuspielen. In der 50+ sind die großen deutschen Namen allerdings trotzdem nicht dabei. IM Ali Habibi und der Christoph Frick vom Deutschen Senioren-Mannschaftsmeister Württemberg sind die bisher erfolgreichsten Alternativen in Italien.
In Führung liegen die beiden Favoriten GM Eduardas Rosentalis und GM Predrag Nikolic. Gleichauf mit den beiden ist aber auch der slowenische Großmeister, Schachtrainer und -publizist Georg Mohr.
WFM Petra Schulz spielt das Turnier ihres Lebens. Nach einer Auftaktniederlage gegen WGM Jelena Ankudinowa (Kasachstan) drehte sie zu großer Form auf und bezwang in Runde 6 sogar die noch knapp vor ihr führende WFM Tatjana Bogumil. Als Zehnte der Setzrangliste ist Schulz nur Außenseiterin. Im Moment scheint sogar eine Medaille möglich, aber noch sind drei Runden zu spielen.
Keine Überraschung ist die Führung von GM Wladimir Ochotnik (Frankreich). Er liegt einen halben Punkt vor seinem Landsmann GM Anatoli Waisser, der wiederum mit GM Wiktor Kupreitschik (Weißrussland) und IM Jan Rooze (Belgien) die gleiche Punktzahl aufweist.
Von den Deutschen liegt der titellose Matthias Kierzek auf Rang 11 am besten. In Runde drei durfte er sich schon mit Ochotnik messen, was verständlicherweise nach hinten losging. Der Spielstärkeunterschied zwischen der internationalen Spitze und den deutschen Spielern ist einfach zu groß.
Ohne deutsche Spielerinnen spielt die 65+ der Damen ein Rundenturnier, in dem bisher GM Nona Gaprindaschwili (Georgien) den Ton angibt. Nicht richtig Fuß gefaßt im Wettbewerb hat dagegen die mitfavorisierte WGM Jelena Fatalibekowa (Russland). Mit 3 aus 6 liegt sie nur im Mittelfeld.
Frank Hoppe
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