28. Mai 2015
Liebe Schachfreunde,
vor wenigen Wochen erst erregte der Rücktritt des SC Eppingen aus der 1. Schachbundesliga die Gemüter. Ein langer Artikel mit Interviews und Stellungnahmen des Vereinsvorsitzenden Rudi Eyer und Joachim Gries, seinerzeit noch DSB-Vizepräsidentden für Sport, auf unserer Website folgten. Heute morgen erreichte mich nun nachstehende Pressemitteilung des USV Halle e.V. - traurige Worte und irgendwie haben wir das alles schon mal gehört...
Nach mehr als 20 Jahren ununterbrochener und erfolgreicher Teilnahme zieht sich ab der kommenden Saison die Mannschaft des USV Volksbank Halle aus der 1. Frauenschachbundesliga zurück.
Obwohl noch in der letzten Saison der 4. Platz erkämpft werden konnte, musste diese schmerzliche Entscheidung in den letzten Monaten nach langer Überlegung unter Analyse der veränderten Rahmenbedingungen getroffen werden. Die zunehmende Professionalisierung, Kostenaspekte, Abgänge von Spielerinnen aus der eigenen Schachschule sowie aktuell auch die Tatsache, dass unser langjähriger Mannschaftsleiter Jürgen Luther aus gesundheitlichen, beruflichen und privaten Gründen nicht mehr zur Verfügung steht, ermöglichen uns leider keine Alternative.
In der seit 1991 existierenden Frauenschachbundesliga konnte der USV Halle sich ununterbrochen behaupten. Höhepunkte waren die Erringung des Titels eines Deutschen Meisters in den Jahren 2007 und 2010. Als der USV im Jahre 1991 in der Frauenbundesliga den Spielbetrieb aufnahm, bildeten junge Mädchen aus der eigenen Schachschule den Kern der Mannschaft. Heute spielen in allen Mannschaften der 1. Frauenschachbundesliga vorwiegend Profispielerinnen, die in vielen Fällen zu den Top 100 der Welt gehören. Ohne den Einsatz vorwiegend ausländischer Spitzenspielerinnen ist heute die Konkurrenzfähigkeit nicht mehr gegeben. Beim USV Volksbank Halle führte dies in den letzten 5 Jahren zwangsläufig dazu, dass die Eigengewächse immer mehr zurückgedrängt wurden. Statt dessen wurden zu den Wettkämpfen regelmäßig ausländische Spielerinnen mit allen finanziellen Auswirkungen der Kosteninanspruchnahme eingeflogen.
Ohne tatkräftiges und finanzielles Engagement wäre dies eine unmögliche Herausforderung gewesen. Für die langjährige Unterstützung gebührt unser Dank vor allem dem Hauptsponsor, der Volksbank Halle eG. Aber auch die Stadt Halle, die Stadtwerke Halle und eine Vielzahl weiterer Unterstützer haben einen großen Anteil am langjährigen Verbleib in der 1. Frauenschachbundesliga.
Nicht zuletzt durch das hohe Engagement unseres Mannschaftsleiters Jürgen Luther, der mit großer Unterstützung seiner Familie für unsere ausländischen Spielerinnen Kost und Logis unentgeltlich bereitstellte, war es möglich, alle organisatorischen Anforderungen zu bewältigen.
Diese dargestellten Gründe haben den USV Halle zu einem notwendigen Schritt gezwungen: Die Sektion Schach wird die 1. Frauenbundesliga-Mannschaft mit sofortiger Wirkung vom Spielbetrieb zurückziehen. Die Durchführung einer weiteren Saison in der ersten Frauenschachbundesliga ist unter den neuen Gegebenheiten nicht mehr realisierbar.
Trotz des Rückzugs der Frauenbundesligamannschaft ist die Sektion Schach weiterhin in einer Vielzahl von Wettkampfklassen aktiv. Einen besonderen Schwerpunkt bildet die Nachwuchsarbeit - sowohl in der Breite als auch im Leistungssport. Ein wichtiges Anliegen bleibt weiterhin, junge Talente aus der Region zu finden und sportlich zu entwickeln. Auch die spezielle Förderung des Mädchenschachs gehört dazu. Daher findet jeweils montags ab 16:00 Uhr in der Trainings- und Wettkampfstätte der Sektion Schach des USV Halle im Kreuzvorwerk 22 ein spezielles Training für Mädchen statt. Interessierte Mädchen sind dazu herzlich eingeladen.
Weitere Infos unter http://schach.usv-halle.de
Gert Kleint, Vorsitzender des Ausschusses für Öffentlichkeitsarbeit
USV Halle e. V.
Einleitungstext: Louisa Nitsche
// Archiv: DSB-Nachrichten - DSB // ID 19816