27. Februar 2023
Frederik Svane gehört zu den größten deutschen Nachwuchstalenten im Schach. Der 19-jährige Großmeister hat in den letzten Jahren mit seinem U16-Weltmeistertitel, seinen zwei GM-Normen, die er innerhalb von 25 Stunden erreicht hat, und seinem zweiten Platz hinter Vincent Keymer beim German Masters 2022 für Aufsehen gesorgt. Für viele ist es daher nur eine Frage der Zeit, bis er seinem Bruder Rasmus in die deutsche Nationalmannschaft folgt. DSB-Bundesnachwuchstrainer Bernd Vökler hat Frederik zum Interview in Apolda getroffen, wo er im Rahmen seiner DSB-Sonderförderung als Vorbereitung auf die anstehende Einzel-EM in Serbien mit GM Evgeny Romanov trainiert hat. Wie lebt es sich als Schachprofi und wie sind seine Erwartungen für die EM?
Hallo Frederik, Du bist in 2023 in eine Sonderförderung des Deutschen Schachbundes aufgenommen worden. Ursache hierfür waren deine Leistungen im vergangenen Jahr. Gib uns bitte eine Zusammenfassung.
Im ersten Halbjahr habe ich wegen des Abiturs nur sporadisch in der Liga gespielt. Ab dem Sommer arbeite ich als Schachprofi und damit lässt sich auch der Leistungssprung beginnend mit der Team-EM U18 und dem vorläufigen Höhepunkt, dem zweiten Platz beim German Masters, erklären. Im November spielte ich zwei Turniere in Spanien am Stück. 25 Tage von zu Hause weg, nur aus dem Koffer lebend, war auch eine neue Erfahrung für mich.
Stichwort Schachprofi. Schildere deinen Trainingsalltag. Wie finanzierst Du Dich? Worauf liegt dein Hauptaugenmerk?
Mein absolutes Hauptaugenmerk liegt zurzeit in der Perfektionierung meines Spiels. Dabei spielen die Ergebnisse im Moment tatsächlich nur eine untergeordnete Rolle (lacht). Normalerweise bringt gutes Spiel aber auch gute Ergebnisse! Acht Stunden Training sind normal. Finanziert wird das Projekt ausschließlich aus Einnahmen von Turnieren, Ligaeinsätzen und nicht zu vergessen diversen online Events, zu denen ich ab und an eine Einladung erhalte.
Stichwort German Masters. Im vergangenen Jahr Platz zwei hinter Vincent Keymer, in diesem Jahr bist Du bereits für Braunschweig gesetzt. Was ist deine Zielstellung? Wie bereitest Du Dich vor?
Die Namen der Gegner spielen für mich keine Rolle!
Du änderst deine Routine nicht, obwohl die neun Gegner frühzeitig bekannt sind?
Nein! Ich verbessere mein Repertoire, rechne tiefer, lote die Möglichkeiten in der Stellung aus. Egal wer auf der anderen Seite des Brettes sitzt.
Nächste Woche startet die Europameisterschaft in der offenen Klasse. In Serbien sind über 500 Spieler gemeldet. Ist die Qualifikation für den Welt-Cup, also ein Platz unter den Top 23 für Dich realistisch? Im Teilnehmerfeld ist auch dein Bruder Rasmus. Gibt es eine gemeinsame Vorbereitung oder hat jeder von euch seinen Tagesablauf, eigene Geheimnisse?
Mit den Dopplungen aus dem vergangenen Jahr ist möglicherweise sogar eine Platzierung um die 30 herum ausreichend für die Qualifikation zum Welt-Cup. In der Vergangenheit „reichte“ dazu meist eine Performance von „nur 2670“. Diese Qualifikation zum Welt-Cup ist mein Ziel in Serbien, selbstverständlich! Mit meinem Bruder Rasmus bereite ich mich nicht vor. Wir haben komplett getrennte innere Zirkel bei Training und Vorbereitung.
Vorige Woche hast Du mit der Nationalmannschaft in der Sportschule Kienbaum trainiert. Wie sieht deine Perspektive dahingehend aus?
Training mit Rustam Kasimdzhanov ist immer etwas Besonderes. Seine Erfahrung und seine Sicht der Dinge für mich zu nutzen, ist eine große Herausforderung. Daneben war mir der Austausch mit den anderen Nationalspielern sehr wichtig. Denkstrukturen und Herangehensweise an verschiedene Stellungstypen sind bei den Kollegen sehr unterschiedlich ausgeprägt. Hier konnte ich viel mitnehmen. Aber auch allgemeinere Fragen wurden besprochen. Wie geht man mit Niederlagen um? Welche Trainingsschwerpunkte sind stärker wann zu setzen? All diese Themen kamen in Kienbaum auf den Tisch und wurden freundschaftlich diskutiert. Natürlich ist es mein Anspruch, für die Nationalmannschaft Deutschlands nominiert zu werden. Allerdings brauche ich noch etwas Zeit, um die 2600 stabil zu knacken. Dann wird man sehen.
Stichwort Ausgleichssport. Wie sehen hier deine Vorlieben aus? Deine Familie hat dänische Wurzeln, Du hast selbst Handball gespielt, erkläre uns bitte die dänische Dominanz im Welthandball über die letzten Jahre! Anmerkung Dänemark ist Weltmeister 2019, 2021 und zuletzt 2023.
Mein Wochenplan sieht dreimal je 8 km Laufen vor. Zwei Stundenläufe habe ich hier in Apolda durch die Schötener Promenade bereits absolviert. Nach meinem Bänderriss vor drei Jahren musste ich meine „Handballkarriere“ aufgeben. In Dänemark ist Handball Volkssport Nummer eins. Vor Fußball natürlich! Handball ist populär und zuletzt waren „wir“ auch ganz erfolgreich. (schmunzelt)
// Archiv: DSB-Nachrichten - DSB // ID 24458