24. Januar 2017
Ein Gespenst geht um in Deutschland - es ist das Gespenst des siebten Turniers. Dabei geht es um die Deutsche Schach-Amateurmeisterschaft (DSAM) und man kann sagen: Sensationelles bricht sich Bahn! "Der Sturm der Anmeldungen führte immer öfter dazu, dass zu viele interessierte Schachfreunde nicht teilnehmen konnten - und das trotz der sehr großen, aber eben doch begrenzten Kapazität unserer Hotels. Es musste etwas geschehen.", sagte Turnierdirektor Dr. Dirk Jordan.
Beraten und gesucht wurde lange. Um das Ergebnis vorweg zu nehmen:
+ Es wird ab der Saison 2018/19 in München ein siebtes Qualifikations-Turnier der DSAM geben, lediglich die allerletzten Fragen müssen noch geklärt werden.
+ Weil die Gruppengrößen auch angepasst werden sollen, um nun eine ungefähr gleiche Verteilung zu erreichen, wird es auch noch eine neue siebte Leistungsgruppe geben, wobei die oberen Gruppen ein wenig gestreckt werden. Weil die Sprünge gegenüber dem heutigen Ist-Zustand nicht groß sind, muss sich wohl kaum jemand allzu sehr umgewöhnen.
+ Damit wird in jeder Gruppe nicht mehr nur der sechste, sondern auch der siebte Platz - zuzüglich der Damen, die sich nicht über die ersten sieben Plätze qualifizieren - für das Finale qualifizieren. Das wird einen anderen Austragungsort als Niedernhausen erfordern.
Stark ins Auge gefasst ist als ständiger Final-Ort sowohl des DSAM- und Dähne-Finales der Gründungsort des Deutschen Schachbundes, also Leipzig. In reger Diskussion befindlich ist noch, ob die Gruppe A weiterhin eine Rating-Obergrenze (Amateurgrenze) von 2300 aufweisen oder nun eine von 2250 erhalten solle. Mehr dazu unten.
+ Bei sieben Gruppen, sieben Turnieren und sieben Qualifikanten pro Gruppe und Ort, ergibt sich für das Finale hinter den Sieben Bergen eine Teilnehmerzahl von: 7 Turniere x 7 Gruppen x 7 Qualifikanten = 343 plus maximal eine Dame pro Gruppe und Turnier = 49 plus die 32 Spieler des Dähne-Pokal-Finales, die von der DSAM liebevoll mit betreut werden, mithin rund 424 Spieler im Saal plus Begleitung und Turnierpersonal.
Selbst wenn wir mit einer "Fehlbestands-Quote" von 3% rechnen könnten, weil kurz vor knapp angeblich immer jemand krank werde, wären das noch immer gut 400 Schachfreunde an den "Bräddern". Zudem sind unsere Spieler knackfrische, durchtrainierte Spitzenathleten, Schach ist ja Sport, die werden also nicht krank.
+ Durchaus mehr als einen Gedanken erforderte die zwangsläufig mit einer Ausweitung verbundene Erhöhung der Anzahl der (gesponserten!) Preise. Die Gespräche mit den Schachhändlern, mit ChessBase und mit der Hotelgruppe RAMADA Wyndham deuten darauf hin, dass es vielleicht möglich gemacht werden könnte, aber manches ist eben noch ein wenig unklar und erfordert weitere Arbeit - womit man nun auch endlich weiß, was die DSAM-Team-Mitglieder, hier besonders Dr. Dirk Jordan, eigentlich außerhalb der Turniertermine tun.
Eigentlich raunte und munkelte man schon in längst vergangener Zeit im DSAM-Team über "das siebte Turnier", in jenen Tagen spielte wohl Steinitz noch. Ohne Bart. "Wir brauchen ein zusätzliches Turnier." Alle nickten. Damals noch nicht aus Altersschwäche. Leider aber war die Sache nicht gerade einfach. Immer schwirrten auch Sätze wie "viel zu großes Risiko", oder "Leute, irgendwann muss ich auch mal arbeiten gehen", über den Tisch. Schließlich reist das DSAM-Team in der Freizeit bzw. Urlaubstagen der Team-Mitglieder zu den Turnieren an.
Man addierte, wie viele Tage das DSAM-Team für die sechs Turniere plus Finale auf Achse sei, kam auf 4 x 7 Tage (Anreise ist immer am Donnerstag), "also ein ganzer Monat" und fand, dass noch mehr Schach für das Team und dessen Freizeit, nunja, grenzwertig sei. Inzwischen sind einige Jahre vergangen und älter gewordene Menschen brauchen bekanntlich weniger Schlaf, so dass das Projekt in dieser Saison neu debattiert wurde.
+ Benötigt wurde ein RAMADA-Hotel (das ist nun mal der DSB-Sponsor und langjährige Partner gegenseitigen Vertrauens) mit einer "in unserer Zeit" freien Betten-Kapazität von vielleicht 500 Gästen, schließlich sollte es nicht bald schon wieder zu eng werden. Es sind zum Glück ja auch stets "Fans" im Gepäck der Spieler, also Freundinnen, Familie, Trainer, Zugarm-Trainer usw.
+ Wichtig ist auch die Lage: Es sollte nicht gerade am berühmten "Ende der Welt" liegen, unsere Spieler mussten leicht dorthin gelangen können. Zu nah an unseren bisherigen Standorten sollte es auch nicht liegen, aber eben doch in Deutschland. Vorschläge gab es, meiner Erinnerung nach, von Usedom bis Wien und Budapest ... Hawaii tauchte nicht auf. Empörend.
+ Ein Hotel mit vielen Zimmern hat nicht notwendigerweise auch einen großen Saal. Wir brauchten aber einen Spielsaal für 500 und mehr Spieler - wobei noch dazu Schach mit seinen irgendwie störenden Bretter auf den Tischen und dem "Auslauf" der Wettkämpfer wohl dreimal mehr Platz erfordert als eine Versammlung oder ein Seminar der gleichen Teilnehmeranzahl.
Also: Berlin, ganz klar! Leider erfüllt das RAMADA dort zumindest momentan kaum eins der genannten Kriterien. Folglich musste weiter gesucht und praktisch mit jedem deutschen RAMADA verhandelt werden. Diese wirklich zeitaufwändigen, "tausend" Gespräche schob das Team nur allzu gerne auf seinen Turnierdirektor Dr. Dirk Jordan, der dadurch nun wohl in absolut jedem größeren Haus der RAMADA-Wyndham-Gruppe zufriedener Gast war.
Auffällig ist beim Durchschreiten des Turniersaals, dass die Gruppen nicht gleich groß sind. Gruppe A hatte eher wenige Wettkämpfer (in Bergedorf 2017: 34 Spieler), in der C- und D-Gruppe (in Bergedorf 2017: 111 und 120 Spieler) waren es recht viele. Das bedeutet, dass man in der D-Gruppe viel schlechtere Chancen hat, sich für das Finale zu qualifizieren als in der A-Gruppe.
Der sehr willkommene Vorschlag von Spielern, doch "einfach" nach der Anmeldung die Gesamtzahl der Teilnehmer durch die Anzahl der Gruppen zu teilen und so die Spieler, nach TWZ gestaffelt, gleichmäßig auf die Klassen zu verteilen, hat großen Charme. Er wurde aber verworfen,
+ weil erstens die Spieler dann im Turnier X und im nachfolgenden Turnier Y vielleicht in unterschiedlichen Leistungsgruppen spielen würden, was Verwirrung stiften könnte;
+ weil gerade in diesem Fall nicht ganz klar wäre, in welcher Final-Gruppe diese Schachfreunde ggfs. ihren Platz fänden und
+ weil die bisher in unheimlicher Geschwindigkeit zwischen Anmeldung und Turnierbeginn erstellten Paarungen nun zumindest mehr Aufmerksamkeit erfordern würden, mithin fehleranfällig werden würden.
Wolke Freia Kampe, in Bergedorf 2017 zu allem entschlossen.
Ein Beispiel für die Spannbreite unseres entzückenden, kleinen Turniers im stets intimen Rahmen sind die Schwingen zwischen "jünger" und "älter" und natürlich "Kerle" und "Mädels":
Aus all dem und der Überlegung, dass die Ratingspanne (nein, nicht Panne!) zwischen den Gruppen annähernd gleich groß sein sollte, unten mit einem Dreieck, auch "Delta" genannt", gekennzeichnet, ergab sich folgende neue Gruppen-Einteilung der Deutschen Schach-Amateurmeisterschaft DSAM:
Unter Maßgabe bisheriger Erfahrungen ergäben sich daraus annähernd gleiche Gruppengrößen, also überall die gleichen Preis-Chancen. Es waren (leider) bisher sehr, sehr wenige DSAM-Teilnehmer, die in der Gruppe A im Rating-Korridor zwischen 2250 und 2300 lagen.
Die angedachte Änderung hätte also für kaum einen Spieler real spürbare Folgen, ermöglichte aber eben eine harmonische Gruppeneinteilung, wie die einen sagen. Die anderen wenden ein, dass die Herabsetzung des maximalen Ratings womöglich eine negative Außenwirkung ergäbe, weil das Turnier dadurch "schwächer" werde. Auch das ist noch nicht ganz entschieden.
Durchaus nicht unwichtig ist bei diesen Betrachtungen, die sich ja um ein Turnier für den "Spieler wie Du und ich" drehen, wie hoch eigentlich das durchschnittliche Rating eines deutschen Vereinsspielers sei. Rate doch mal!
Der DSB tut sich mit einer Antwort darauf schwer, aber es gelang Frank Jäger dann doch:
+ Aktuell im Januar 2017 gibt es 68.223 aktive Spieler mit einer DWZ größer als Null und zwar mit dem DWZ-Durchschnitt 1510.
+ Mehr noch: Es gibt 3.997 aktive Frauen mit dem DWZ-Durchschnitt 1296.
Und die Elo-Zahlen? Mit denen ist das so: Ziemlich viele, nämlich 22.254 Spieler aus Deutschland haben eine aktuell gelistete Elo über Null und deren Durchschnitt ist 1918. Die 1.347 Frauen mit ELO und Land GER weisen einen Elo-Durchschnitt von 1754 auf. Würde man in beiden Teilen die Spieler mit 0 DWZ bzw. 0 ELO berücksichtigen, sänke der Durchschnitt deutlich.
Beim Start der Turnierreihe vor etwas weniger als 140 Jahren war der DSAM von Pessimisten im DSB - also von allen - prophezeit worden, wohl schon bald wieder die Tore schließen zu müssen. Das Gegenteil geschah! In nahezu jedem Turnier wollten bald mehr sehr liebe Schachfreundinnen und -freunde mitspielen als es aus Platzgründen überhaupt möglich war. Ein für dunkle Kreise furchtbarer Verdacht kam auf: Das DSAM-Team scheint irgendetwas richtig zu machen. Und zwar über Jahre. Unfassbar.
Dabei darf Schach doch nichts kosten, nicht einen Groschen? Und dann das: Ein über Jahre anhaltender Zustrom zu einem Turnier, das mit einer 4-Sterne-Unterbringung, 1A-Spielmaterial, großen und möglichst kommoden Sälen nun mal über"der Holzklasse" abgesiedelt sein möchte, wie es einmal Michael Schönherr ausdrückte. Viele Schacher in Deutschland möchten aber gerade so etwas: Eine ansprechende Umgebung, nette Menschen, angemessene Spielbedingungen und nicht zuletzt genügend lizenzierte Schiedsrichter im Saal. Und wie man hört, freuen sich die immer zahlreicher zu uns stoßenden Damen, wenn die Jungs vom Turnierpersonal nicht die einzigen hübschen Anzugträger des Wochenendes sind.
Andere müssen etwas ändern, um mit ihrem Turnier wieder Erfolg zu haben, die DSAM des Deutschen Schachbundes muss etwas ändern, weil sie "zu viel" Erfolg hat. Hier eine kleine Bilanz:
Sogar noch sehr viel mehr, nämlich gewagte Bilder, großartige Zahlen, rasante Statistiken etc. lassen sich in dem tollen *.pdf nachlesen, das extra für diesen Zweck erstellt wurde und zum (natürlich) kostenlosen Download in der Text-Rubrik "14.01.2017 Fakten & Zahlen zur Deutschen Schach-Amateurmeisterschaft" genau hier ist: www.ramada-cup.de
Das DSAM-Team freut sich über Stimmen und Anregungen zum hier Gesagten, die wir an mulde8@gmail.com zu richten bitten, also an den DSAM-Texter Ralf Mulde.
Es wird alles gelesen! Vieles wird vermutlich auch verstanden.
Ralf Mulde
// Archiv: DSB-Nachrichten - DSB // ID 21638