15. September 2006
Jugend-Europameisterschaft in Herceg Novi vom 09. bis 20.09.2006
Sonnenschein ist nur ständig am Strand vorhanden
Nicht alle Träume gehen in Erfüllung
Die ersten Anspannungne sind vorüber. „Alter“ Kampfgeist ist erwacht – in aller erster Linie bei unseren Mädchen. Nach einer Schlappe in der dritten Runde, schlug Manuela, die als fünfzehnjährige ja in der U18 spielt, sowohl in Runde 4 und 5 starke Gegnerinnen und befindet sich mit vier Punkten an der Spitze der Altersklasse. Saskia konnte leider die gute Stellung in Runde 5 nicht halten; liegt aber mit drei Punkten gut im Rennen.
Auch Filiz, die Tränen überströmt nach der dritten Runde mit einem selbst verschuldeten Patt zurück kam, konnte mit dem vollen Punkt (3,5) fast an die Spitze gelangen. Das war ein schöner Sieg, ein Matt mit einem Springer; die Gegnerin wurde "erstickt". Und noch ein Sieg in der fünften Partie, wo zwei ihrer Springer und Bauer gegen einen Turm kämpfen mussten. Das Zeitproblem hat sich auch gebessert und so ist sie beste Deutsche direkt an der Spitze liegend. Und erst Saskia in der U12, die nach den zwei Auftaktremisen einen vollen Punkt und das Remis der vierten Runde erst nach harten viereinhalb Stunden erkämpfte. Leider gelang es nicht, mit der "Sicherheitseröffnung" (Geschlossener Sizi) gegen die nun noch stärkere Gegnerin zu bestehen. Mit zweieinhalb Punkten liegt sie in den Erwartungen.
Nach den ersten beiden Runden mit plus 8 und plus 2 wurde es deutlich schwieriger; jeweils zweimal plus 1 und heute sogar minus 1.
Bei den großen Jungs weiß man manchmal nicht, ob man beim Pokern ist oder beim soliden Schach. Nachdem der Kelch der Niederlage an Atila zweimal knapp verbei gegangen ist, wollte er den Bogen doch zu weit spannen. Statt Remis gab es die nicht eingeplante Niederlage in Runde 4; Runde fünf ein Sieg. Paul konnte als 66. der Setzliste in Runde drei "zuschlagen". Die nächsten beiden Partien waren Übersehen in der Berechnung in guten Stellungen. So gingen leichtsinnig die Punkte verloren.
Für Falko, der von allen "gejagt" wird, ist es schwer mit Schwarz zu gewinnen, wenn der Gegner das Siegen auch nicht will. "Oben wird die Luft immer dünner", so könnte die Auslosung seiner Gegner, die ausschließlich Schachhochburgen angehören, gedeutet werden.
Nach dem Israeli Michael Zaslavsky, er ist ein emigrierter Russe, und dem Georgier FM Davit Benidze bekam er nochmals zwei Russen zum Gegner; Emil Musakaew und den FM Evgeny Levin. Auch beim heutigen Gegner, Emre Can, aus einer aufstrebenden Schachnation Türkei. Mit den schwarzen Farben wurde es wieder nicht einfach. Sein Trainer Großmeister Henrik Teske, hatte psychologische Züge "verordnet", um den Gegner straucheln zu lassen. Wieder wurde er aber Opfer seiner selbst. Nach dem Überspielen des Gegners, bereits Mehrbauern und Läuferpaar, wollte er "den Ball ins Tor tragen". Der Gegner gab noch einen Bauern und besaß plötzlich ungleiche Läufer; ein Sieg war nicht mehr möglich.
Auch Benjamin sammelte fleißig Punkte. Nach Wechsel von Sieg, Remis und wieder Sieg hat er mit Falko gleichgezogen.
Julian war doch traurig! Gegen den mehrfachen Welt- und Europameister Sjugirov (ELO 2444) hatte er im Mittelspiel eine Chance ausgelassen und im Endspiel auch wieder ausgeglichen. Die Klasse des Gegners zeigte sich, dass er mit den wenigen Material, beide hatten Turm, Springer und zwei Bauern, ein feines Mattnetz spinnen konnen. In Runde 4 und 5 hatten beide Gegner keine Chance. Mit Vier Punkten ist Julian wieder an der Spitze des Feldes.
In der U12 hatte Jonas auch in den Runden 3 und 4 sehr starke Gegner. Auch hatte er verschiedene Möglichkeiten, die leider nicht genutzt wurden. Hier fehlt Erfahrung gegen starke Gegner, die die anderen Länder uns voraus haben. Wer schon mehrfach gegen erwachsene und nicht erwachsene Titelträger gespielt hat, hat einen großen Vorteil bei den internationalen Meisterschaften mit den Gleichaltrigen. Leider ging auch noch die fünfte Partie verloren, so dass das Ergebnis nicht der eigentlichen Leistung gleichkommt. Auch die anderen U12er haben das "Wellen"-Problem. Nach einem Sieg kommt der Stärkere und eine Niederlage folgt. Nach der Niederlage wieder ein Sieg. Da nehmen sich Maximilian, Jonas, Slavik und Franz nicht viel.
In der U10 kam es zum ersten Aufeinandertreffen der Deutschen. Das Duell wurde taktisch durch Spieße entschieden. Zweimal zugestochen, nachdem Ahmed einen vergifteten Bauern geschluckt hatte, war der Sieg Philipp nicht mehr zu nehmen. In der fünften Runde gewannen wieder Ahmed seine Partie recht sicher und nun haben beide zwei Punkte.
Bianca, unsere Jüngste, Kleinste und vielleicht Ängstlichste hat ebenfalls 50 %; auch zweieinhalb Punkte erreicht. In der vierten noch mit einer Figur mehr gegen zwei Bauern remis angeboten, hat sie den vollen Punkt von der Gegnerin in der Runde 5 abgeholt, weil diese auch gewinnen wollte und dann doch den letzten Fehler machte.
Nun geht es erstmal zu einer Schiffsfahrt am wohlverdienten Ruhetag., bevor dann in den letzten Runden die Entscheidung fällt. Die tagelange oft mehr als sieben Stunden anstrengende Tätigkeit kostet Kraft und auch die Konzentration lässt nach. Daumendrücken ist angesagt, damit alle Pläne in Erfüllung gehen können.
Oswald Bindrich
Weitere Bilder auf: http://www.scgchess.org/euro2006/english.htm
// Archiv: DSB-Nachrichten - DSB // ID 4716