23. Mai 2018
Die Schachgesellschaft Solingen und das deutsche Schach haben einen ihrer ganz Großen verloren. Herbert Scheidt, seit Gründung der Schachbundesliga im Jahr 1980 Mannschaftsleiter der Solinger - und damit auch dienstältester Teamchef, weilt nicht mehr unter uns. Er erlag am 20. Mai nach kurzer schwerer Erkrankung im Alter von 73 Jahren einem Schlaganfall. "Ich bin zutiefst traurig. Es wird keinen mehr wie Herbert geben." kommentierte der bekannte Solinger Schachmeister Bernd Schneider die traurige Nachricht auf der Vereinswebsite.
Betroffenheit herrscht auch im Deutschen Schachbund. Noch auf dem Bundeskongress in Linstow am 27. Mai 2017 wurde Herbert Scheidt (neben Horst Leckner) die erstmals vergebene Auszeichnung für das Lebenswerk zuerkannt. Der damalige DSB-Präsident Herbert Bastian erläuterte zuvor den Delegierten die einmalige Karriere Scheidts. Gut sechs Wochen später konnte dem Solinger Urgestein im Rahmen der Hauptversammlung des Schachbezirkes Bergisch-Land vom damaligen stellvertretenden DSB-Präsidenten Ralf Chadt-Rausch die Auszeichnung persönlich übergeben werden.
Als Herbert Scheidt 1960 im Alter von 15 Jahren Mitglied der Schachgesellschaft Solingen wurde, ahnte noch niemand was für ein engagierter und aufstrebender junger Mann da zum Verein gestoßen war. In den folgenden Jahrzehnten prägte er den Solinger Klub wie kein anderer. Fast durchgängig (seit 1963) gehörte er dem Vorstand an, war neben seiner Tätigkeit als Mannschaftsführer auch Spielleiter, Jugendwart und von 1980 bis 1995 1. Vorsitzender. Scheidt führte die 1. Mannschaft zu zwölf deutschen Meistertiteln, den letzten vor zwei Jahren (sh. Foto). 1974, bei der Endrunde der Deutschen Mannschaftsmeisterschaft in Berlin, gehörte Scheidt selbst zum Meisterkader. Es war der vierte Titel in Folge in den überaus erfolgreichen 1970er Jahren für die Solinger.
In diesem Jahr feiert die Schachgesellschaft Solingen, die 1996 aus einer Fusion der Solinger Schachgesellschaft 1868 mit der SG Aljechin Solingen hervorgegangen war, ihren 150. Geburtstag. Kurz vor den Höhepunkten der Feierlichkeiten, dem Stichkampf um die deutsche Meisterschaft morgen gegen die OSG Baden-Baden und der Deutschen Blitzschach-Mannschaftsmeisterschaft am Wochenende, hat das Herz von Herbert Scheidt aufgehört zu schlagen. Mit ihm ist das deutsche Schachleben um eine Persönlichkeit ärmer geworden.
Interview (2016) mit Herbert Scheidt im Schach-Magazin 64 | Ehrung für das Lebenswerk | Nachruf der Schachgesellschaft Solingen | Nachruf Schachbundesliga e.V.
Ullrich Krause
Präsident des Deutschen Schachbundes
// Archiv: DSB-Nachrichten - DSB // ID 23151