10. August 2015
Am vergangenen Freitag wurde das 10-jährige Jubiläum der Karpow-Schachakademie mit Sektempfang, Ehrengästen, Live-Musik, Simultanvorstellung etc. gebührend gefeiert. Auch das Präsidium des Deutschen Schachbundes konnte Dank seiner in Mannheim stattfindenden Präsidiumssitzung einen Abstecher ins Racket Center Nußloch machen, um dieser wichtigen Veranstaltung beizuwohnen.
Mit von der Partie war auch Jonathan Carlstedt, der einen Bericht für unsere Leser verfasst hat.
Wenn eine Schachakademie gegründet wird, dann ist das für die Schachszene ein Grund zur Freude. Dabei gibt es verschiedene Modelle und nicht alle klappen. Den letzteren Umstand kenne ich aus eigener Erfahrung, als ich in Lüneburg ein solches Projekt startete. Aber es gibt auch viele andere, erfolgreiche Versuche eine Einrichtung zu gründen, die in der Region Werbung und Trainingsangebot für unseren Sport sind. Sei es in Berlin eng mit dem Namen Michael Richter verbunden, in München in Verbindung mit Stiftungen oder in Hamburg eng gekoppelt an den Hamburger SK. Immer ist es das Ziel der Beteiligten Schach zu fördern, Talente zu entdecken und Spaß am Schach zu vermitteln.
In Hockenheim hat man hier Pionierarbeit geleistet, denn hier wurde nicht nur ein Verein und ein Verband als Partner gewonnen. Nein eine ganze Region unterstützt die Arbeit um Dieter Auer und seine Mannschaft. Die Trainingslager finden zum Beispiel im Racket Center Nußloch statt, wo die Kinder nicht nur Schachspielen können, sondern auch die zahlreichen sportlichen Angebote nutzen.
Als Zugpferd und Namensgeber hat man sich keinen geringeren als den ehemaligen Weltmeister Anatoli Karpow, langjähriger Freund von Dieter Auer, an Bord geholt. Das Projekt startete 2005 und feiert somit dieses Jahr sein erstes rundes Jubiläum.
Da ich selber in der Schachschule Hamburg involviert bin, einige Freunde vor Ort treffen und natürlich einen Bericht schreiben wollte, machte ich mich aus dem hohen Norden auf in den Süden, an einem der heißesten Tage des Jahres. Angekommen im Racket Center wurde ich direkt von Dieter begrüßt. Ohne, dass wir je zuvor gesprochen hatten, verstand ich schnell, warum er Menschen für unseren Sport begeistern kann. Es wuselten bereits viele Kinder mit dem Logo der Akademie durch die Räume, die heute für die Schachakademie vorgesehen waren.
Der erste Tagesordnungspunkt war ein Simultan der Deutschen Nummer 1 der Frauen, Elisabeth Pähtz, gegen Teilnehmer des zu Ende gegangenen Trainingslagers.
Am Ende musste Elisabeth einige halbe und einen ganzen Punkt gegen die jungen Talente abgeben, für alle Kinder und Jugendliche war das eine großartige Möglichkeit mal gegen eine solch starke Gegnerin zu spielen. Während das Simultan lief, hatte ich die Gelegenheit mit einigen der Trainer und Eltern zu sprechen. Die Meinung war einhellig und durchweg positiv. Denn bei der Karpov-Schachakademie funktioniert die Talentsichtung, das Leistungstraining, aber auch die Gemeinschaft.
Als Elisabeth ihre Simultanrunde pünktlich um 16 Uhr beendet hatte, war der Namensgeber Anatoli Karpow bereits eingetroffen. Umringt von vielen Kindern, Autogrammjägern... Bisher habe ich Karpov erst ein Mal gesehen, als ich für Wiesbaden beim Abschlusswochenende in Schwetzingen, natürlich organisiert vom Team um Dieter Auer, spielte.
Nun also mal nicht am Schachbrett, sondern „als Mensch“. Und es passiert nicht allzu häufig, dass eine solche Größe, während man an seinem ersten Sekt nippt, sich neben einen stellt und man auf ein Mal mit ihm anstößt. Kaum versah ich mich, übersetzte Elisabeth Karpovs Fragen vom Russischen ins Deutsche, ob es hier in der Region schon die ganze Zeit so heiß sei... Der Eindruck der sich später bestätigte, hier hat sich die Schachakademie einen Sympathieträger mit an Bord geholt.
Aber nicht nur Karpov zeigte Präsenz auch das DSB-Präsidium um Herbert Bastian und den Badener Präsidenten Uwe Pfenning waren vor Ort.
Dieter Auer sprach dankende Worte an alle die dieses Projekt gestemmt haben, neben den bereits erwähnten, ist auf jeden Fall Dr. h. c. Manfred Lautenschläger zu nennen.
Anschließend bewies Elisabeth ihre gesanglichen Qualitäten. Rainer Buhmann, der neben mir saß, und ich bewunderten wie alle anderen Anwesenden auch, die gesanglichen Künste, die Elisabeth in russischer Sprache vortrug. Nach dieser beeindruckenden Performance wurde von Dieter Auer das Buffet eröffnet begleitet von Live-Musik. So feiert man in mitten vieler Schachfreunde ein Jubiläum angemessen. Nach dem Buffet ging das Jubiläum zu Ende und am nächsten Morgen trat ich die Heimreise an.
Während der Hamburger aber schlapp machte, fanden die Feierlichkeiten für die Schachakademie am nächsten Tag ihre Fortsetzung. Um 10 Uhr mit einem Einladungsblitzturnier für Jugendliche um den OKW-Pokal, dann um 12.30 Uhr Siegerehrung mit dem Geschäftsführer der Odenwälder Kunststoffwerke und Anatoli Karpow.
Ab 15 Uhr gab es diverse Aktivitäten mit Anatoli Karpow, mit Interviews, Fragestunde und Schachaufgabe für Kinder. Beendet wurde das Jubiläum mit einem kulturellen Abend im Hotel Prinz Carl.
Während einer solchen Veranstaltung gibt es immer viel über das man sich unterhalten kann. In der Regel sind es einfach lockere Gespräche mit Rainer Buhmann, Elisabeth Pähtz, Uwe Bönsch oder Herbert Bastian. Wenn man sonst viel miteinander zu tun hat und sich über Dinge rund um das königliche Spiel unterhält, ist es erfrischend auch mal „außerhalb des Platzes“ Kontakt zu haben.
Es ist aber auch Gelegenheit zu lernen von einer Mannschaft die vieles, aus meiner Sicht und auf den ersten Blick sogar alles richtig macht. Es ist aber auch eine Gelegenheit zu überlegen wie Schach erfolgreich sein kann.
Die Karpow-Schachakademie zeichnet sich aus meiner Sicht durch Zweierlei aus: Zum einen hat es Dieter Auer verstanden die Akademie auf eine breite Basis zu stellen, viele Leute ins Boot geholt, Angebote gemacht, Trainer ausgebildet und überzeugt und professionell für seine Sache geworben. Schachsport kann eben doch mehr sein als eine Nischenveranstaltung. Es kann Bürgermeister, begeistern, Sponsoren anziehen und sozial integrieren.
Zum Anderen müssen wir zusammen arbeiten. Bei rund 90.000 Eingetragenen kann es keinen anderen Weg geben. Meinungsverschiedenheiten müssen ausgetragen werden, es muss aber immer in einer Form geschehen, die es Jedem möglich macht, mit dem Anderen wieder, auch in anderen Projekten, zusammen zu arbeiten. Bei der Karpov-Schachakademie scheint das so zu sein. Alle arbeiten konzentriert zusammen, der Verein mit dem Verband, die Akademie mit den Sponsoren, damit unser Sport voran kommt. Für diese großartige Leistung möchte ich mich bei Dieter Auer und seinem Team bedanken. Auf Euch und viele weitere Jubiläen!
Mehr Fotos vom Jubiläum (website KSA)
Jonathan Carlstedt
Einleitungstext Louisa Nitsche
// Archiv: DSB-Nachrichten - DSB // ID 20096