15. Juli 2013
Vergangene Woche trafen sich diese Hartgesottenen wieder zum alljährlichen Tandemschachtreffen in Berlin, das nun schon das zwölfte Mal stattfand. Höhepunkt der mehrtägigen Veranstaltung, zu der Spieler aus der ganzen Welt in die deutsche Hauptstadt reisen, ist das Internationale Tandemschach-Open am letzten Tag (14. Juli) des Treffens. Die auf diese besondere Spielart Spezialisierten werden hier von Tandemamateuren gefordert, von denen viele sich nur an diesem Tag bei dieser Gaudischachvariante vergnügen. Die Betonung dabei liegt aber nicht auf "gefordert". Zu groß sind die Unterschiede zwischen Amateuren und Profis. Ungefähr so als müßte ein 1400er gegen Spieler vom Format eines Carlsen oder eines Aronjan antreten. Und Letzterer ist sogar ein begeisterter Tandemschächler, der auch schon einmal das Berliner Open gewann! Daß allein seine FIDE-Elo von über 2.700 den Sieg damals garantiert hat, wäre aber abwegig zu glauben: Wer die Feinheiten und Techniken des Tandemschachs nicht verinnerlicht hat, hat auch als Großmeister keine Chance.
Die in Berlin sehr engagierten Tandemschach-Veranstalter um Suza Cramer und Daniel Denes haben es im Laufe der Jahre geschafft, von den international und national anerkannten Schach-Landesverbänden nicht nur wahrgenommen zu werden. Der Berliner Schachverband sitzt seit einigen Jahren selbst mit im Boot und stiftet Pokale für die besten Berliner Mannschaften. Auch das Breitenschachressort des Deutschen Schachbundes spendiert schon länger attraktive Pokale für den inoffiziellen Deutschen Meister. Der ging dieses Jahr mal nicht wie üblich an das Berliner Duo Bernd Bötzel und André Sonder. Die Mülheimer Klaus Beckmann (DWZ 1742) und Gunther Voß (2038) waren diesmal die Glücklichen.
Klaus Beckmann und Gunther Voß vom SV Mülheim-Nord halten die Pokale noch etwas zaghaft, deshalb hier nochmal in Groß:
Im internationalen Vergleich haben die Deutschen aber wenig zu bestellen. Für Bötzel/Sonder endete das Abenteuer in der Vorrunde, die beiden Westdeutschen erreichten immerhin die K.o.-Runde der besten Acht. Hier war nach einem 0:7 gegen zwei Profis der Szene allerdings Feierabend. Genauso erging es auch dem dritten im Viertelfinale vertretenen Deutschen. Thomas Frübing, der Vater des Tegeler Bundesligaspielers Stefan Frübing, hatte sich mit einem US-Amerikaner zusammengetan. Gegen das später drittplazierte polnische Duo blieben sie ohne Chance. Nur in einer Partie keimte so etwas wie Hoffnung auf, wie mir Thomas später sagte.
Das Open selbst endete mit einem überlegenen Sieg von Jeremy Keller (Belgien) alias JKiller und Israel Caspi (Israel) alias Caspi Wins. Der 24-jährige Israeli kann im klassischen Schach immerhin den IM-Titel vorweisen. Gepaart mit seinen Tandemschachqualitäten und den Künsten des elolosen Keller wurde das Duo Firefly/Vampyreslayer klar mit 7:3 geschlagen. Der Schwede Maarten Aronsson (Firefly) ist seit vielen Jahren Gast in Berlin und konnte das Turnier schon gewinnen. Seine Partnerin Kirsten Parker (USA) hatte er dagegen wohl erst kurz vorher gefunden. Während der Partien versorgte er sie dauernd mit Anweisungen, wann sie was zu ziehen hätte oder wann sie mal eine Pause machen soll. Längere Auszeiten während der Partien sind im Tandemschach nichts Ungewöhnliches: Bei immer knapper werdender Zeit wird der Gegner ausgesessen, bis der die Nerven verliert und sich mit einem Zug dem Untergang näher bringt.
Vielleicht hätte das schwedisch-us-amerikanische Duo im Finale erfolgreicher abgeschnitten. Doch sie mußten zuvor ein besonders langes Halbfinale gegen die beiden Polen spielen. Erst nach 13 Runden (7:6) stand der Sieger fest. Weniger verausgabt hatte sich da der spätere Turniersieger beim 7:1 im zweiten Halbfinale gegen das tschechische Duo. So war es auch kein Wunder, daß es ganz schnell 4:0 im Endspiel stand. Beim 1:4 brandete deshalb sogar Beifall auf, was besonders Kirsten Parker sehr zu freuen schien. Beim zweiten Punkt animierte sie das Publikum schon von sich aus zu Klatschbewegungen. Zur Wende im Wettkampf hat es trotzdem nicht mehr gereicht.
Br. | Mannschaft | Erg. | Mannschaft |
---|---|---|---|
1 | JKiller/CaspiWins | 7:1 | MessyEmy/Pagloppaglop |
2 | Yurij/Ishamael | 2:7 | Alama/Wir |
3 | Kiboplaying/rezacz | 7:0 | Frühbing/Kingwalker |
4 | Firefly/Vampyreslayer | 7:0 | beuki/Voss |
Br. | Mannschaft | Erg. | Mannschaft |
---|---|---|---|
1 | JKiller/CaspiWins | 7:1 | Alama/Wir |
2 | Firefly/Vampyreslayer | 7:6 | Kiboplaying/rezacz |
Br. | Mannschaft | Erg. | Mannschaft |
---|---|---|---|
F | JKiller/CaspiWins | 7:3 | Firefly/Vampyreslayer |
3 | Alama/Wir | 1:5 | Kiboplaying/rezacz |
// Archiv: DSB-Nachrichten - DSB // ID 752