27. Februar 2017
Für die aktuelle Ausgabe der Rochade Europa (März 2017) hat sich DSB-Präsident Herbert Bastian für das Interview des Monats zur Verfügung gestellt. Ob er im Mai erneut für das Amt des Präsidenten kandidieren wird, hat er den Lesern zwar noch nicht verraten, dafür hat er zu anderen Fragen seiner schachlichen Ämter und zu Schach in Deutschland ausführlich Stellung bezogen. Einen Ausschnitt des Interviews lesen Sie hier:
Rochade: Sie sind seit 2011 Präsident des Deutschen Schachbunds (DSB). In diesem Jahr steht wieder eine Präsidentschaftswahl an. Werden Sie wieder antreten?
Bastian: Die Wahlen zum Präsidium stehen für den Bundeskongress am 27.5.2017 in Linstow, Mecklenburg-Vorpommern an. Aus Respekt vor den Gremien und unseren Mitgliedern werde ich meine Entscheidung zunächst anlässlich der Präsidiumssitzung im März vorstellen und danach an die Öffentlichkeit gehen.
Rochade: Wie bewerten Sie die Entwicklung des DSB, seitdem Sie im Amt des Präsidenten sind?
Bastian: 2011 waren meine ersten Schwerpunkte die finanzielle Konsolidierung des DSB, eine stärkere Förderung des Frauenschachs und die Fokussierung auf die Arbeit der Vereine. Wie den Haushalts-zahlen zu entnehmen ist, haben wir die Konsolidierung mittlerweile geschafft. Mit UKA haben wir für die nahe Zukunft einen zuverlässigen Sponsor als Partner. Ein wichtiger Meilenstein war 2013 die Beitragserhöhung, mit der die Landesverbände uns den Rücken gestärkt haben. Im Herbst 2015 standen wir vor der Wahl, entweder für 2018 eine weitere Beitragserhöhung anzuvisieren oder Personal abzubauen. Der außerordentliche Kongress in Leipzig hat sich für den Personalabbau entschieden. Der nächste Meilenstein war die Sicherung der BMI-Zuschüsse für den Leistungssport,
wenn auch um ein Drittel gekürzt. Für 2017 wurde uns wieder eine merkliche Erhöhung in Aussicht gestellt. Erstmalig haben wir es vor kurzem geschafft, dass die Deutsche Sporthilfe Förderanträge für Schachsportler zulässt. Im Bereich Frauenschach hat es eine Reihe von neuen und erfolgreichen
Impulsen gegeben. Man denke z.B. an die Frauenschachkongresse und an die Mädchenschach-Newsletter, für die sich unsere Nationalspielerin Melanie Lubbe als Zugpferd eingesetzt hat. Mit dem German Masters der Frauen in Dresden und dem Frauenschachfestival in Erfurt wurden zwei neue Formate geschaffen. Weitere Initiativen sind die besondere Förderung der Frauen bei der DSAM,
deren Frauenanteil deutlich höher als bei den Mitgliedern ist, oder der von Wolfgang Fiedler propagierte Deutschland-Dreier. Wir konnten die Honorare für die Frauennationalmannschaft
verbessern und Elisabeth Pähtz in der Frauenkommission der FIDE platzieren. Die neueste Mitgliederstatistik weist erstmals einen Frauenanteil über 8% auf! Dazu haben sicher die Projekte der DSJ und solche Initiativen wie „Kinderschach in Mitteldeutschland“, „Schach für Kids“ oder die Schulschachinitiative von Horst Leckner in Bayern beigetragen. Leider musste ich auch Widerstände erfahren. So ist es mir bisher nicht gelungen, einen weiblichen Vizepräsidenten im DSB-Präsidium zu etablieren. Damit wollte ich nicht nur einer DOSB-Forderung nachkommen, sondern auch ein sichtbares Zeichen dafür setzen, dass der DSB es ernst damit meint, um die größere Hälfte der
Bevölkerung zu werben.
Die von mir schon in meiner Zeit als AKLV-Sprecher immer wieder angeregten Vereinskonferenzen hat die DSJ in den letzten Jahren dankenswerter Weise durchgeführt. Dieses Jahr wird die DSJ in Kooperation mit dem Bereich Verbandsentwicklung die schon lange gewünschte Bundesvereins-konferenz ausrichten, und zwar parallel zur Bundesligaendrunde (29.4. – 1.5.) in Berlin. Eine Idee dahinter ist, den Ideenaustausch zu intensivieren und Vereine dazu zu motivieren, auf Landesverbandsebene als Motoren für neue Vereinsaktivitäten zu wirken. Passend dazu hat die DSJ das Jahr 2017 zum „Jahr der Vereine“ erklärt, was vom DSB-Präsidium unterstützt wird. Und das Lasker-Jahr 2018 soll ebenfalls dazu genutzt werden, Vereine zu Projekten zu animieren, die den Deutschen Schachbund in eine gute Zukunft führen. Es scheint vielleicht etwas weit hergeholt, die Vergangenheit als Turbo für die Zukunft einzusetzen, aber da halte ich es mit dem französischen
Schriftsteller und Politiker André Malraux: „Wer in die Zukunft schauen will, muss in der Vergangenheit blättern“.
Schon 1997 hat der damalige Präsident Egon Ditt in den Diskussionen zur Entwicklung des „Marketing-Konzepts“ die Ansicht vertreten, dass der DSB sich mehr um seine Vereine kümmern muss. Mein persönlicher Beitrag in den letzten Jahren war, möglichst viele Einladungen von Vereinen anzunehmen
und mir vor Ort ein Bild davon zu machen, was an der Basis geschieht. Die Pflege der Kontakte zu unseren vielen Partnern, die großartige Arbeit leisten, war und bleibt mir wichtig. Ein Glücksgriff war die Ernennung von Dr. Michael Negele zum Beauftragten für Schachgeschichte und Schachkultur.
Daraus sind bisher zahlreiche Beiträge auf unserer Webseite entstanden, die großen Zuspruch fanden. Dr. Negele hat als Erster auf die großen Jubiläen des Jahres 2018 (Lasker-Jahr) hingewiesen.
Ich habe es mir zum Ziel gemacht, alle relevanten Gruppierungen näher an den DSB heranzubringen oder noch besser zu integrieren. Kontakte geknüpft habe ich z.B. zu den Schachsammlern, den Schachhistorikern und den Fernschachspielern. Nun noch ein paar Worte zu Entwicklungen, die zwangsläufig zu bewältigen waren, wie z.B. die personellen Veränderungen in der Geschäftsstelle. Mit dem Ausscheiden von Horst Metzing hat sich eine Menge Kompetenz zurückgezogen, auf die wir aber hin und wieder noch zurückgreifen dürfen. Eine Person mit dieser Erfahrung kann man nicht kurzfristig ersetzen. Dann mussten wir uns wegen der Begrenzung der Personalmittel von unserer gerade eingearbeiteten, neuen Geschäftsführerin trennen. Heike Quellmalz hatte bis dahin ausgezeichnete Arbeit geleistet. Neuer Geschäftsführer und Sportdirektor
ist nun Uwe Bönsch.
Das komplette Interview über 6 Seiten finden Sie in der März-Ausgabe der Rochade Europa
// Archiv: DSB-Nachrichten - DSB // ID 21729