16. Oktober 2016
Anlässlich der 20. Deutschen Polizeimeisterschaft im bayerischen Dorfen, die am 31. Oktober beginnt, hat unser Vizepräsident für Verbandsentwicklung Uwe Pfenning mit dem Hauptorganisator Rudi Eyer ein Interview geführt über die Anfänge der PSM (Polizeischachmeisterschaft), die Entwicklung und heutigen Ziele dieser erfolgreichen Turnierserie.
DSB: Herr Eyer, sie organisieren maßgeblich die Schachmeisterschaften der Deutschen Polizei. Zuvor waren sie lange führend beim SC Eppingen in seiner Zeit als Erstliga-Team. Sie feiern dieses Jahr Veranstaltungsjubiläum. Seit wann gibt es denn bereits diese Meisterschaft und wie viele Schachfreunde nehmen daran teil?
Eyer: Die Idee zu einer Polizei-Schachmeisterschaft hatte Manfred Herzog, damals selbst noch im aktiven Polizeidienst. Er dürfte vielen Schachfreunden als Schiedsrichter sowie vom "Sulzfeld Open" bekannt sein und organisierte 1997 das erste Turnier im rheinland-pfälzischen Bad Bertrich. Die Resonanz war mit über fünfzig Teilnehmern recht gut. Seither gibt es diesen Wettbewerb im Jahresturnus. Nach 10 Polizeimeisterschaften übernahm ich die Organisation, weil Manfred krankheitsbedingt vorzeitig pensioniert wurde. Ich wollte diese Meisterschaft fortsetzen. Dieses Jahr treffen sich die Ordnungshüter zu ihren 20. Meisterschaften in Dorfen. Die Austragungsorte wechseln jährlich. Auf diese Weise lernen wir nach und nach die ganze Republik kennen.
Es gibt nur zwei Schachfreunde, die bei allen bisherigen Turnieren dabei waren, beide kommen aus Baden-Württemberg: Walter Forschner (SK Pliezhausen) und ich selbst.
DSB: Was hat denn die Polizeimeisterschaft aus Ihrer Sicht so Besonderes, dass sie schon so lange stattfindet?
Eyer: Dafür gibt es meines Erachtens mehrere Gründe: Die absolute Fairness der Teilnehmer und daraus resultierend die harmonische Turnieratmosphähre, ein sehr attraktatives Rahmenprogramm, das auch für die Partnerinnen und Partner sehr interessant ist, ein heterogenes Teilnehmerfeld - vom vereinslosen "Kaffeehausspieler" (im besten Sinne) bis hin zu Bundesligaspielern und nicht zuletzt die Kontaktpflege sowie der Blick über den eigenen dienstlichen Tellerrand hinaus...
DSB: Was sind ihre Zukunftsziele für die Polizeimeisterschaft in den nächsten Jahren?
Eyer: Ich möchte die Deutschen Polizei-Schachmeisterschaften auf eine breitere Basis stellen. Ich denke, dass wir trotz aller Werbemaßnahmen längst noch nicht alle Schach spielenden Kolleginnen und Kollegen erreicht haben. Hier müssen wir ansetzen.
DSB: Schachspielen scheint für Polizisten ja sehr geeignet: Logisches Denken und Fälle aufklären, verborgene Muster erkennen und „Provider“fähigkeiten im Dienst und auch einfach mal zum Entspannen und Abschalten vom all den Erlebnissen im Dienst, einfach mal in eine andere gedankliche Welt entfleuchen. Sind dies aus ihrer Erfahrung tatsächlich die Motive der Teilnehmer/innen?
Eyer: Auf jeden Fall! Hinzu kommen noch die in meiner vorletzten Antwort geschilderten Faktoren.
DSB: Ist es richtig, dass die Sportkommissionen der Polizei den Schachsport noch nicht als Betriebssport anerkannt haben? Würden Sie sich das wünschen und könnte der DSB dabei eine Funktion übernehmen?
Eyer: Schach gehört leider nicht zu dem Kreis der "Polizei-spezifischen" Sportarten. Die Kollegen müssen deshalb für die Teilnahme Urlaubstage opfern und alle anfallenden Kosten (Fahrt, Unterbringung und Verpflegung) selbst tragen. Deshalb findet unser Turnier immer Ende Oktober/Anfang November statt. Die gesetzlichen Feiertage "Reformationstag" (31.10.) in den neuen bzw. "Allerheiligen" (1.11.) in den alten Bundesländern kommen den Teilnehmern entgegen.
Wir müssen leider auch die jährlich anfallenden Kosten für die ELO-Auswertungen tragen. In diesem Punkt könnte der DSB uns und damit das "Betriebsschach" mit einem Rabatt oder sogar Übernahme der anfallenden Gebühren kräftig unterstützen. Es gibt einige Kollegen, die nicht organisiert waren und über unsere Polizei-Schachmeisterschaft den Weg zu Schachvereinen fanden.
Der DSB könnte sich als Fürsprecher in unsere Bemühungen einklinken, Schach in die "Polizeisportarten" zu hieven. Es exisitert zwar ein deutsches Polizeisportkuratorium, aber Polizei ist Ländersache und die in diesem Punkt schwerfälligen föderalistischen Strukturen erleichtern dieses Vorhaben nicht gerade...
DSB: Haben sie Kontakt mit anderen Betriebssportmeisterschaften im Schachsport? Wäre dies für sie überhaupt interessant und könnten der DSB auch hier mehr tun?
Eyer: Auf örtlicher Ebene funktioniert das schon seit langem - allerdings abhängig davon, welchen Stellenwert der Betriebssport dort einnimmt.
Für den DSB gilt das oben gesagte: Er sollte sich künftig mehr als bisher für Schach als Bestandteil des Betriebssport stark machen, erforderlichenfalls auch durch Nachlässe bzw. Unterstützung bei den anfallenden Kosten.
// Archiv: DSB-Nachrichten - DSB // ID 21401