26. Oktober 2014
Dieser Frage kann man sich auf vielerlei Arten nähern. Ich gebe mal wahllos sechs Möglichkeiten vor:
Den ultimativen Tipp kann ich leider immer noch nicht abgeben. Trainiert man zu viel, ist man überspielt, schläft man zu viel, geht es heute schläfrig weiter, beim Fußball kann man sich verletzen, beim Schwimmen ertrinken und selbst beim Faulenzen kann man sehr viel falsch machen!
Im Sinne der Risikominimierung haben wir gestreut. Einige Teilnehmer haben am Lösewettbewerb für Schachaufgaben teilgenommen. Vielleicht bekommen wir dort einen Europameister?!
Einige haben trainiert. Die heutige Runde wird es zeigen…
Über Schlafen und Faulenzen möchte ich nicht sprechen, sondern über die Stadtführung! Unser Mann in Batumi war Boris. Boris ist seit Jahren in Rente, aber er erinnert sich immer noch gerne an die DDR-Touristen, die in den Siebzigern und Achtzigern des vorigen Jahrhunderts Batumi besuchten. Nette freundliche Touristen mit wenig Allüren und froh auf Deutsch begleitet zu werden. Typisch – darf ich als Ossi sagen!
Über die jetzigen Touristen aus dem Iran, der Türkei, Russland und sonst woher äußerte er sich nicht ganz so freundlich!
Unser kleiner Rundgang zeigte vielfältige Einflüsse vor allem politischer Umbrüche.
Batumis wechselvolle Geschichte begann mit den Griechen und Römern vor ca. 2500 Jahren. Batumi (griechisch BATUS LIMEN für tiefe Bucht - es kann auch völlig anders heißen!) liegt am Schwarzen Meer und ist ein großer Hafen. Selbst die Römer hatten hier jahrelang eine Festung unter Waffen (siehe auch Jugend-WM 2006). Danach wechselten die Herrscher, Besitzer und selbst die führenden Religionen ständig. Osmanen, Georgier, Russen, Türken, Engländer, Azeris gaben sich die Klinke in die Hand.
So wurde z.B. die größte Kirche von Batumi 1905 als katholische Kirche gebaut, 1923 stillgelegt und seit 1998 wieder als griechisch-orthodoxe Kirche betrieben. Die älteste Kirche ist griechisch, aber im Moment wird auch eine weitere Moschee in Planung gestellt.
Die vielen Milliarden an Bauvolumen führen laut Boris auch zu den komischsten Blüten der Architektur. Das Sheraton ist dem Leuchtturm vom Alexandria nachempfunden, es gibt den Gebetsturm aus Izmir in der Stadt, im Moment wird der „Turm zu Babel“ direkt am Sheraton gebaut - man fragt sich besorgt, ob Investoren keine Geschichten lesen??
Es gibt den Markusplatz aus Venedig, das Kolosseum aus Rom, das Weiße Haus aus Washington, die Strandpromenade aus Los Angeles, die Casinos aus Las Vegas und den Anspruch „Monaco des Osten“ zu werden. Falls irgendein Architekt einen Albtraum hatte, in Batumi steht er ca. 100 m hoch. Das größte Gebäude der Stadt, die amerikanisch-georgische Universität ist am Tag ihrer Einweihung stillgelegt worden. Wonderful, Great but out!
Menschen haben hier natürlich auch gelebt, berühmte Menschen!
Allen voran Josef Wissarionowitsch Stalin, der ungeliebte Sohn Georgiens. Besonders stolz zeigte sich Boris ob der Tatsache, dass Stalin zwei Jahre im Gefängnis(!) in Batumi zugebracht hatte, 1902/1903. Im Gegenzug revanchierte sich Genosse Stalin als er 1921 den Widerstand der Georgier gegen die wundervolle Sowjetunion zerschlug und in Batumi die Oktoberrevolution als Sieger verkünden ließ. (übrigens direkt gegenüber vom heutigen Sheraton!)
Russische Dichter, wie Gorki, Tschechow und Jessenin verbrachten an der lieblichen Seeluft allesamt schöpferische Stunden.
Die zwei Stunden vergingen wie im Flug und Boris hat uns alle eingeladen, wieder mal als Touristen nach Batumi zu kommen.
Fußball haben wir natürlich auch gespielt. Leider war der Profiplatz besetzt, aber der Pflasterweg leistete gute Dienste.
Bernd Vökler
Bundesnachwuchstrainer
// Archiv: DSB-Nachrichten - DSB // ID 19028