10. November 2014
Sein Ziel war die Top 10, mit dem 6. Platz in der Tasche kehrte er heim - was uns einen Glückwunsch wert war, machte Großmeister Klaus Bischoff gar nicht mal so zufrieden, wie er uns im Kurzinterview verriet.
DSB: Herr Bischoff, Glückwunsch zu Ihrem 6. Platz bei der Senioren-WM Kategorie 50+. Ihr Ziel unter die ersten 10 zu kommen haben Sie damit erreicht.
K.B.: Glückwünsche für einen 6. Platz, der auch noch unter Eloverlust "erreicht" wurde, kommen mir übertrieben vor.
DSB: Wie war es mit Ihren jugendlichen 53 Jahren an einer Seniorenmeisterschaft teilzunehmen, haben Sie sich „heimisch“ gefühlt?
K.B.: Diese Frage hat ihre Berechtigung. Einerseits hat es mich sehr gefreut alte Freunde wieder mal zu sehen. Andererseits fand ich zum Beispiel die Ahnungslosigkeit im Umgang mit laufenden Internetübertragungen schon erschreckend. Aber ich werde mich schon an die Senioren gewöhnen. Dass ich für ein Spitzenbrett in der Bundesliga zu alt bin, bekomme ich an jedem Spieltag aufgezeigt. Ich kann mich ja schlecht sieben Jahre lang hinter Kommentatorenjobs und Mikrofonen verschanzen, bis ich alt genug für die Senioren bin.
DSB: Wie stehen Sie zu der Neueinteilung bei der FIDE was die Altersgrenze bei Seniorenmeisterschaften angeht?
K.B.: Für mich war das kein Problem. Ich gehöre ja zu der Gruppe, die als "frische Kundschaft" gelockt werden sollte. Unzufrieden sind wohl eher diejenigen, die jetzt 63 oder 64 sind und jetzt gegen 50-Jährige spielen müssen.
DSB: Sie wollten unter die ersten 10 kommen und haben das auch geschafft, trotzdem: Hätte es besser laufen können? Haben Sie nach eigenem Empfinden irgendwo gepatzt oder war alles top?
K.B.: Natürlich habe ich ständig gepatzt. Schon in der zweiten Runde habe ich eine fette Stellung, die mir auf einem Silbertablett serviert worden ist, fürchterlich misshandelt. Für die Verlustpartie gegen Keith Arkell hätte mir eigentlich der Großmeistertitel aberkannt werden müssen.
DSB: Sie sind doch Blitzschachliebhaber und sehr erfolgreich in dieser Disziplin. Warum haben Sie nicht beim Blitzturnier in Katerini teilgenommen?
K.B.: Ich habe mich halt lieber auf meine Partie vorbereitet. Und es gab auch nur sehr magere 35 Euro zu gewinnen.
DSB: Ab dem 20. November spielen Sie die Deutsche Einzelmeisterschaft in Verden. Als amtierender Deutscher Meister wollen Sie sicher alles daran setzen Ihren Titel zu verteidigen. Wären Sie auch mit weniger zufrieden? War es eine Überlegung, ob Sie überhaupt teilnehmen?
K.B.: Nein, die Zusage fiel mir sehr leicht. Da ich an Nummer 8 oder 9 gesetzt bin, wäre ich sehr zufrieden, wenn ich unter die ersten fünf käme. Auch wenn sich das sehr banal anhört, ich würde gerne Elo gewinnen. Es droht nämlich, daß ich unter 2500 falle. Das wäre mir schon sehr unrecht.
DSB: Zwischen Senioren-WM und DEM fungieren Sie auch noch als Schachkommentator für die Weltmeisterschaft in Sotschi. Reicht es dann für dieses Jahr oder haben Sie noch weitere schachliche Pläne in 2014?
K.B.: Diese fünf Partien, die ich kommentieren werde, sind doch (hoffentlich) eine wunderbare Vorbereitung auf die Deutsche Meisterschaft. Im Dezember tue ich mir dann vielleicht noch einmal Bundesliga an.
DSB: Vielen Dank für Ihre offenen Worte.
Die Fragen für den DSB stellte Louisa Nitsche
// Archiv: DSB-Nachrichten - DSB // ID 19089