27. November 2005
Au, das tat weh. Gut gewehrt mit allem, was so drin war. Aber gegen solche Wucht war wenig auszurichten. In die Ecke gedrängt, schnell noch 'ne Lagebesprechung - der Präsident längst schon auf sich allein gestellt mitten im Fight - und dann kamen sie, sahen und siegten. Angeführt vom unerschrockenen saarländischen Vorsitzenden, ging die geballte hessische, bayerische und nordrhein-westfälische Macht unbarmherzig aufs Präsidium nieder. "8:5" rief der Bremer schallend im Raum aus, "7:6, da waren wir ja gnädig diesmal", höhnte es aus dem Rheinland.
Harhar. Sehr lustig. Man merkte das den Schlitzohren richtig an, dass sie nicht nur Spaß am Gewinnen fanden, sondern am plötzlichen Wenden des berühmten Blattes. Und wie die DSB-Riege litt.... Schmerzhaft.
Dabei hatte alles so schön begonnen. War ja auch ne schöne Idee, zum 70. Geburtstag des Alfred Schlya ein Blitzturnier zwischen Landesvertretungen und DSB-Präsidium zu starten. Immerhin war Uwe Bönsch in unseren Reihen, der aber enttäuschender Weise nur 13 Punkte aus dreizehn Partien erspielte. Einen mehr und wir hätten es packen können. Auch sonst ging das ja ganz gut los und wir erspielten uns 'ne richtig gute Führung - aber alles Lug und Trug.
Spätestens nach dem dritten Gerstensaft erwiesen sich die Landeskräfte doch als wesentlich formstärker. Am Schluss fehlten - und das macht es ja so tragisch - gerade mal zwei Mannschaftspunkte und ein paar läppische Brettpunkte. Viel an Salonremisen war nicht zu sehen und eigentlich spielte die Bundesriege ganz schön stark. Aber am Ende stand dann doch dieser hauchdünne Unterschied zugunsten der Favoriten.
Genau, jetzt wo ich das hier so schreibe: Tapfer haben wir uns gewehrt und moralisch, hach, da reden wir erst gar nicht von oder lieber dann doch: Gewonnen sowieso. Damit Ihr's wisst. Und beim nächsten Mal machen wir Ernst, war ja nur ne Generalprobe...
Getagt wurde dann aber auch und das viel länger als von manchen erhofft. Schon am Freitag tat sich das Präsidium schwer mit manchem Punkt, Etatfragen, Honrarordnung und Auszeichnungen wurden kontrovers diskutiert. Die Gestaltung der Öffentlichkeitsarbeit bis 2008 und der künftige Tätigkeitsschwerpunkt Leistungssport nahmen einen breiten Raum ein, die Sitzung wurde nach der Diskussion um die Wertungsgebühren bis Samstag unterbrochen.
Während am Samstag das Präsidium seine Arbeit bis Mittag fortführte, tagte gleichzeitig der Arbeitskreis der Landesverbände. Da mir noch kein Protokoll vorliegt, kann ich aber gerne aus der Tagesordnung zitieren: Schachausstellung Dresden, Seniorenschach, Auslegung der FIDE-Regeln, Fusion DSB/NOK und Berichte der Arbeitskreismitglieder standen auf der Liste.
Das Präsidium beschäftigte sich inzwischen mit der Problematik "DSJ als eingetragener Verein" und der Reform der deutschen Meisterschaften. Hier besteht offensichtlich dringend Handlungsbedarf. Eine weitere, wichtige Station im Sitzungsverlauf nahm der Rückblick auf den FIDE_Kongress in Dresden ein, schließlich sprach man über die Kooperation mit ausländischen Förderationen und trat dem Karpow-Schachzentrum Baden-Baden bei. Die Mitgliedschaften des DSB und deren Entwicklung werden zur nächsten Sitzung überprüft.
Anschließend ging es in den Hauptausschuss und es gab nicht wenige Mitglieder, die am ersten Sitzungstag des wichtigsten Gremiums nach dem Bundeskongress, mit dem konstruktiven Sitzungsverlauf hoch zufrieden waren. Es wurde in offener Art auf sachliche Weise gestritten und die Diskussion um den künftigen Kurs des DSB in Blickrichtung 2008, dürfte bei allen Delegierten einen ähnlichen Eindruck hinterlassen haben: Nicht etwa einzelne Facetten der Olympiade müssen verstärkt gefördert werden, sondern die Veranstaltung als solches muss im Vordergrund aller Bemühungen stehen. Und dazu gehört mehr als Leistungssport und Öffentlichkeitsarbeit als einzelne Komponenten.
Natürlich gibt es im deutschen Schachbund nicht nur die Olympiade. Genauso wenig, wie es nur die Schachbundesliga gibt. Aber man dürfte sich in der Gewissheit voneinander getrennt haben, dass nicht mehr viel Zeit bleibt, um konzentrierte Leistungen zum Gelingen einer sich wohl einmalig bietenden Chance zu erbringen: Eine Veranstaltung, die nicht nur organisatorisch eine große Herausforderung stellt, sondern auch sportlich gemeistert sein will und letzten Endes bleibende Spuren hinterlassen soll. Es ist ein gehöriges Pfund, mit dem wir wuchern sollten. Wenn uns das Resultat einen deutlichen Zuwachs an Aufmerksamkeit für das Schach im Allgemeinen und für den Mitgliederzuwachs in den Vereinen im Besonderen wert ist.
Der deutsche Schachpreis wurde während des Hauptausschusses verliehen. Insgesamt neun Vorschläge wurden eingereicht. Die Mitglieder des Gremiums bedauern, nicht jeden einzelnen mit dem Schachpreis auszeichnen zu können, denn die Vorschläge waren allesamt preiswürdig und exzellent begründet. Wir freuen uns, Kurt Lellinger den Preis zuzusprechen. Für sein Engagement in der Schulschachstiftung und für das Schulschachpatent, sowie viele weitere Leistungen im ehrenamtlichen Bereich. Der Preis soll voraussichtlich am 10. Dezember übergeben werden.
Die Ausbildungsoffensive des DSB wurde von Hanno Dürr bilanziert. Auch dieses Ziel steht in direktem Zusammenhang mit der Grundüberlegung, bis 2008 einen spürbaren Mitgliederzuwachs zu erreichen. Die massive Förderung der Ausbildung von Trainern, Schiedsrichtern, Turnier- und Jugendleitern soll dabei helfen.
Das eher leidige Thema einheitlicher FIDE-Regelauslegungen war ebenfalls Thema an diesem Tag. Zum einen war lange keine klare und einheitliche Auslegung seitens der FIDE zu erkennen, zum anderen ist es unbefriedigend, dass die durch den DSB getroffenen Auslegungen in unzureichender Form veröffentlicht werden.
Herr Dr. Jordan war am Sonntag zu Gast und berichtete über die bisherigen Vorbereitungen für 2008 in Dresden. Kaderstrukturen im Leistungssport wurden ebenfalls diskutiert, schließlich wurde Dr. Hofstetter zum immer wieder aktuellen Thema "Doping" gehört und über den momentanen Stand des geplanten Zusammenschlusses des deutschen Sportbundes mit dem Nationalen Olympischen Kommitee informiert.
Unter den vielen verschiedenen Themen, die üblicherweise zum Ende einer Tagesordnung erscheinen, möchte ich die Vergabe des Bundeskongresses 2007 nach Bad Wiessee in Bayern hervorheben. Noch immer wird außerdem angestrebt, einen Internetvergleichskampf an 500 Computerplätzen mit Polen durchzuführen.
Ach - SO wird das gespielt...
// Archiv: DSB-Nachrichten - DSB // ID 4015