7. November 2016
Der Deutsche Schachbund und die NFP marketing & distribution GmbH hatten eingeladen - und viele kamen zur Preview des Dokumentarfilms über den amtierenden Weltmeister Magnus Carlsen im Berliner Kant-Kino. Die 200 Freikarten, die über unseren Newsletter und eine Veröffentlichung beim Berliner Schachverband angepriesen wurden, waren innerhalb von 24 Stunden restlos vergeben. Manche Schachvereine hatten gleich ganze Gruppenkontingente geordert und den Sonntagmorgen zu einer Art Vereinsausflug genutzt. Die ersten Filmhungrigen trampelten bei 5 Grad Außentemperatur bereits eine dreiviertel Stunde vor dem offiziellen Einlaß vor der Tür. Die kleine Gruppe wurde vorzeitig eingelassen, damit sie draußen nicht frieren mußte. Eine halbe Stunde später wurde auch für die anderen Fröstelnden die Pforte geöffnet.
Etwas eher als die ersten Gäste war das Team vom Kino und vom Deutschen Schachbund auf den Beinen. Ich hatte bereits zwei Tage vorher das DSB-Roll-Up und zwei Bretter mit Figuren und Uhren herangeschafft, um am Sonntag noch die 150 Brezeln von einem Bäcker in Kreuzberg abzuholen. DSB-Mitarbeiterin Louisa Nitsche und DSB-Öffentlichkeitsreferent Frank Neumann bereiteten derweil im Vorraum und im Kinosaal alles vor.
Die Brezeln sollten im Anschluß an die Vorstellung an die Gäste verteilt werden und zu unserer Freude fanden alle ihre Abnehmer. An den beiden Brettern mußten sich U16-Europameisterin Fiona Sieber (aus Gleichen im Landkreis Göttingen) und der U18-WM-Vierte Dmitrij Kollars (Hamburg) bereits vor dem Filmstart und auch danach den Besuchern stellen. Sie wurden extra dafür eingeladen und die Bretter waren stets dicht umlagert.
Die Ausgabe der Freikarten und Freigetränkemarken hatten sich Frank Neumann und Louisa Nitsche zur Aufgabe gemacht, während ich nach Motiven für meine Kamera suchte.
Neumann begleitete die Kartenübergabe mit manchem lockeren Spruch und sorgte bei den Ankömmlingen damit für viel Heiterkeit. So auch bei Familie Schnabel, die nicht ganz vollständig zur Filmvorstellung erschienen war. Vater Ralf Schnabel, der unseren Lesern sicher noch durch die grandiose Berichterstattung von der Europameisterschaft 2015 in Erinnerung ist, hatte nur seine Frau und Sohn Bennett (Platz 16 bei der DJEM U18) dabei. Tochter Luise (Platz 5 bei der DJEM U12w) hatte keine Lust auf Filmgucken zu so früher Stunde. Wo gibt's denn sowas!
Schnabel senior fand ich wenig später am Brett von Fiona Sieber wieder, wo die 16-Jährige (DWZ 2153) die etwas höhere Spielstärke des Berliners (DWZ 2165) anerkennen mußte. DSB-Präsident Herbert Bastian (DWZ 2263) testete Fiona kurz vor dem Filmstart auch noch, mußte nach einem mißglückten Abtausch aber aufgeben. Er wird es gern gemacht haben.
Insgesamt hatten die Besucher bei den beiden Vorzeigesportlern unserer Schachjugend wenig Aussicht auf Erfolg am Brett. Fiona hatte eine Partie verloren (die gegen Ralf Schnabel hat sie dabei nicht mitgezählt) und sich zweimal auf Remis geeinigt, Dmitrij konnte alle 3-Minuten-Blitzpartien gewinnen!
Mit reichlich Popcorn und Getränken ausgestattet, hatten es sich die etwas mehr als 200 Zuschauer (es waren auch Karten im freien Verkauf erhältlich) auf den Kinosesseln bequem gemacht. Frank Neumann eröffnete auf der Bühne die Vorführung und stellte den neben ihm stehenden DSB-Präsidenten und Fiona und Dmitrij vor:
Ich darf sie sehr herzlich im Namen des Deutschen Schachbundes, des Kant-Kinos und des Vermarkters NFP zum Film "Magnus - Mozart des Schachspiels" begrüßen. Ich freue mich das sie alle da sind und der Einladung gefolgt. Bevor wir den Film gucken, möchte ich noch gern die Gäste vorstellen: Fiona Sieber, Dmitrij Kollars und Herbert Bastian. Das ist der Präsident des Deutschen Schachbundes, wer ihn noch nicht kennt - ich hoffe sie kennen ihn alle. Ein kleiner Applaus bitte!
Anschließend richtete Herbert Bastian noch einige Worte an die Anwesenden:
Wir hatten im letzten Herbst in Berlin schon eine Filmpremiere. Der Film '"Bauernopfer" wurde im Rahmen der Blitz- und Schnellschach-Weltmeisterschaft hier gezeigt und hat ein riesiges Publikumsinteresse hervorgerufen. Wir wissen das Berlin ein wunderbares Publikum für Schachfilme bietet und ich freue mich das auch dieses Mal das Kino fast voll ist. Wenn wir noch mehr Werbung gemacht hätten, wäre es vielleicht sogar überfüllt gewesen. Berlin ist ein hervorragendes Pflaster für Schach und ich darf sie alle sehr herzlich begrüßen und ich wünsche ihnen allen einen schönen Filmtag heute morgen.
Frank Neumann übernahm noch einmal das Mikrofon:
Kurz noch etwas zum Organisatorischen. Fiona und Dmitrij haben sich bereit erklärt, gleich gegen sie, gegen die Gäste eine kleine Herausforderung anzunehmen und zur Verfügung zu stehen für eine kleine Partie Blitzschach. Ich habe gerade gesehen, vor dem Eingang wurde schon heftig gespielt. Und da sieht man auch mal wieder - es gibt ja auch ein paar Nichtschachspieler heute hier im Kino die andere Filme schauen - und die waren ganz verblüfft wie lebhaft und wie bunt unsere Welt des Sports sein kann. Ich wünsche ihnen jetzt auch im Namen der drei hier auf der Bühne viel Freude am Film "Magnus". Vielen Dank!
Die vier verließen die Bühne, machten es sich in der ersten Reihe bequem und warteten sehnsüchtig wie die anderen Gäste auf das Dimmen des Lichts und den Filmbeginn.
"MAGNUS - Der Mozart des Schachs" erzählt den Lebensweg von Magnus Carlsen, der 2013 knapp 23-jährig in Chennai (Indien) den amtierenden Schachweltmeister Viswanathan Anand mit 6½:3½ entthronte. Im ersten Abschnitt des Films gibt es viele private Videoaufnahmen, die Magnus als kleinen Jungen beim Spielen mit seinen Schwestern zeigen. Die ersten Lacher im Kinosaal gab es bei den Aufnahmen vom Überspringen einer kleinen Hürde, die Vater Henrik für seine Kinder aufgebaut hat. Magnus macht sich erst gar nicht die Mühe eines Sprungs über das Stöckchen, sondern rannte einfach durch. Diese Szene ist bezeichnend für die nächsten Jahre von Magnus. In der Schule ist er ein Außenseiter und wird oft gehänselt. Die Lehrer müssen ihn in Schutz nehmen und wieder aufbauen. Eine Szene die auch Herbert Bastian als Pädagoge sehr gut kennt, wie er mir während des Filmausschnitts zuflüsterte.
Der 27 Jahre alte norwegische Dokumentarfilmemacher Benjamin Ree durfte Magnus Carlsen zehn Jahre lang begleiten und wertete dabei auch über 500 Stunden Archivmaterial aus. Entstanden ist daraus ein 78-minütiger Film, der in der internationalen Filmdatenbank IMDb den relativ hohen Wert von 7,8 von 10 möglichen Punkten bekommt. Die erhält er zurecht. Viele Zuschauer im Kant-Kino waren begeistert, darunter auch Herbert Bastian.
Selbst der Abspann hält mit weiterem Filmmaterial noch eine Überraschung für die bereit, die noch auf den Sitzen verharrten. Magnus' Arbeit für das niederländische Modelabel G-Star wird darin ausführlich dokumentiert. Prominente Models wie Liv Tyler kommen zu Wort. Für Lacher sorgt die Aussage eines Models, daß Magnus nicht nur hübsch sondern auch intelligenter als sie sei.
Ganz kurz ist auch noch Garri Kasparow beim Training mit Magnus zu sehen. Das einjährige Intermezzo zwischen den beiden sorgte 2009/10 für Schlagzeilen in der (Schach-)Presse. Im Film selbst spielt die erste Begegnung beider am Schachbrett 2004 in Reykjavik die weitaus größere Rolle. Kasparow war damals die Nummer 1 in der Welt und Magnus irgendwo auf einem Platz jenseits der 700. Von dieser Partie gibt es auf YouTube einige Szenen zu sehen. In der Filmversion wird diese Begegnung noch weit effektvoller von Ree inszeniert. Garri "Grimassowitsch" Kasparow zieht alle Register seiner Mimikakrobatik, sehr zur Freude der Zuschauer.
Magnus Carlsen in der Wikipedia
MAGNUS - Der Mozart des Schachs im Kinoprogramm suchen (Deutschlandstart: 10.11.2016)
www.magnus-derfilm.de
NFP marketing & distribution GmbH
Dropbox mit allen Fotos im Original (nur wenige Monate online; kann frei verwendet werden)
Frank Hoppe
// Archiv: DSB-Nachrichten - DSB // ID 21463