16. Februar 2015
Die heutige dritte Runde brachte nicht nur drei aufregende Partien, sondern zeigte auch wie tief Supergroßmeister ihre Partien vorbereiten. Nachdem Viswanathan Anand gestern eine alte Hausanalyse zu neuem Leben erweckte, war es heute Hikaru Nakamura, der Sergej Karjakin in einem vorbereiteten Netz von Varianten zur Strecke brachte.
Die Partie des amerikanischen Bullet-Experten Nakamura und dem in der Ukraine geborenen Russen Karjakin war die aufregendste Partie des Tages. In einer englischen Partie lud Nakamura seinen mit Schwarz spielenden Gegner ein, den weißen König auf f2 zu attackieren. Kein Amateur hätte je den Mut gehabt, sich diese Blöße zu geben, doch die Vorbereitung Nakamuras war tief. Karjakin verpasste die richtige Fortsetzung seines Angriffs, die für eine Remisabwicklung wichtig war, und fand sich bald in einem verlorenenen Endspiel wieder.
In der Partie zwischen Fabiano Caruana und Viswanathan Anand folgten beide einer Partie des chinesischen Großmeisters Wen Yun. Wen Yun - wie auch heute Caruana - gewann eine Qualität auf a8, und die entscheidende Frage war, ob sich die schwarze Kompensation für dieses Materialungleichgewicht als ausreichend erweisen würde. Verzweifelt musste Ex-Weltmeister Anand heute für sein Remis kämpfen. Lange Zeit sah es nicht so aus, als ob seine Bemühungen erfolgreich sein würden. Doch mit seinem findigem Spiel vermochte er schließlich in ein remisträchtiges Endspiel abzuwickeln. Der Turm Caruanas reichte letztlich nicht gegen den Läufers Anands die Entscheidung zu erzwingen.
Eine komplizierte positionelle Schlacht wurden zwischen Lewon Aronjan und Wladimir Kramnik in einer katalanischen Partie ausgetragen. Kramnik gilt zwar als einer führenden Experten dieser Variante, doch in dieser Partie zeigte Aronjan, dass auch er diese Stellungen in ihrer vollen Komplexität hervorragend versteht. Kramniks Position wurde langsam immer weniger bequem. Letztlich musste er im Endspiel mit großer Kraftanstrengung seinen Bauernachteil kompensieren, was ihm dank eines aktiven Läufers dann auch gelang.
Mit seinem Sieg übernimmt Nakamura die alleinige Führung, einen Punkt vor Anand. Kramnik liegt dahinter auf Platz drei. Nur einen Punkt trennen den Russen von Caruana, Aronjan und Karjakin.
Am zweiten Tag im Match der beiden Legenden Viktor Kortschnoi und Wolfgang Uhlmann gab auch heute zwei weitere entschiedene Kämpfe . In der ersten Partie des Tages musste sich Kortschnoi zunächst sorgfältig verteidigen. Doch als Uhlmann ein Qualitätsopfer unterschätzte, drangen Kortschnois Schwerfiguren entscheidend in das weiße Lager ein. Und schon bald musste Uhlmann die Partie verloren geben. Aber in der folgenden Partie konnte Uhlmann mit den schwarzen Figuren schnell Revanche nehmen. Er fing einen Läufer Kortschnois auf a6 und in dieser hoffnungslosen Stellung war es nun der Schweizer, der die Partie sofort verloren gab.
Mit zwei Siegen auf jeder Seite endet das Match zwischen den Schachlegenden Viktor Kortschnoi gegen Wolfgang Uhlmann unentschieden.
Schachgesellschaft Zürich
// Archiv: DSB-Nachrichten - DSB // ID 19443