14. Juli 2015
Vom 5. bis 10. Juli 2015 fand die 26. NATO-Schachmeisterschaft in Amsterdam statt. Die NATO-Meisterschaften werden seit 1989 jedes Jahr von wechselnden Ländern ausgerichtet und haben somit bereits eine gewisse Tradition. Sie werden als siebenrundiges Einzelturnier mit Mannschaftswertung ausgetragen.
Je Nation können bis zu acht Spieler antreten, die in der Mannschaft ihrer Nation bzw. in NATO- oder Veteranen-Teams zum Einsatz kommen. Sowohl hinsichtlich der Anzahl der Spieler als auch der an den Start gehenden Mannschaften konnten diesjährig neue Teilnehmerrekorde aufgestellt werden: Es waren insgesamt 108 Spieler vertreten, die sich auf 18 Teams verteilten. Die gute Organisation aber auch die offene, lebendige Atmosphäre der niederländischen Hauptstadt haben sicherlich ein Übriges dazu beigetragen. Nicht nur quantitativ sondern auch qualitativ war die Meisterschaft gut besetzt. So war erstmals seit vier Jahren wieder ein Großmeister mit von der Partie.
Neben den sportlichen Aspekten, die natürlich im Vordergrund standen, bietet die Veranstaltung eine ausgezeichnete Plattform um nationenübergreifend Kontakte zu knüpfen, ja sogar jahrelange Freundschaften zu schließen. So ging das Turnier denn auch unter der Ägide eines erfahrenen Schiedsrichterteams in freundschaftlicher Atmosphäre völlig reibungslos über die Bühne.
Sportlich wurde allerdings mit scharfer Klinge gekämpft. Sowohl die Einzel- als auch die Mannschaftswertung, bei der die besten vier Spieler je Nation in die Wertung kommen, waren bis zur letzten Partie des Turniers hart umrungen. Die dänische Mannschaft konnte sich bis zur fünften Runde einen Einpunktevorsprung erarbeiten. In Runde sechs allerdings erlebte die dänische Equipe einen herben Rückschlag, so dass sich das deutsche Team mit einem halben Punkt Vorsprung vor Polen an die Spitze setzen konnte. In der letzten Runde – ohne direkten deutsch-polnischen Vergleich – drehte das polnische Team noch einmal mächtig auf. Die deutsche Mannschaft hielt jedoch dagegen. Ebenso wie Polen konnte sie mit 3,5 aus 4 möglichen Zählern in der letzten Runde den Vorsprung ins Ziel retten und sich mit insgesamt 21 Punkten erneut die Mannschaftswertung sichern! Als Belohnung durfte das deutsche Team unter der Mannschaftsführung von Karl Koopmeiners die etwa zehn Kilogramm schwere Skulptur des mittelalterlichen Königs Knut von Dänemark als Wandertrophäe – wie schon in den drei Jahren zuvor – wieder mit nach Hause nehmen. Es scheint als hätte Knut in Deutschland eine zweite Heimat gefunden.
Pl. | Mannschaft | Pkt. |
---|---|---|
1. | Deutschland | 21,0 |
2. | Polen | 20,5 |
3. | Dänemark | 18,5 |
4. | Niederlande | 17,0 |
5. | Veteranen Captains Team | 17,0 |
6. | Slowenien | 16,0 |
7. | NATO-Team 2 | 16,0 |
8. | Ungarn | 16,0 |
9. | Frankreich | 16,0 |
10. | Italien | 15,5 |
11. | Belgien | 15,5 |
12. | USA | 14,5 |
13. | Litauen | 14,5 |
14. | Großbritannien | 14,0 |
15. | Lettland | 13,0 |
16. | Kanada | 13,0 |
17. | Veteranen Team | 12,5 |
18. | NATO-Team 1 | 12,5 |
19. | Estland | 12,0 |
Die Einzelwertung wurde in der letzten Runde im direkten Vergleich zwischen der deutschen Nummer eins, IM Lorenz Drabke, und dem estnischen GM Alexander Wolodin entschieden. Volodin war mit einem halben Punkt Vorsprung in die Runde gegangen. In einer ausgeglichenen Partie musste sich Lorenz Drabke schließlich ins Remis fügen, so dass mit Alexander Wolodin (6 Punkte) der Beste der Setzliste das Turnier gewann. Lorenz Drabke musste sich mit 5,5 Punkten nach Wertung mit dem dritten Platz zufrieden geben.
Die Platzierungen der deutschen Spieler im Einzelnen:
Besonders hervorzuheben ist das Ergebnis von Ulrich Bohn, der neben Lorenz Drabke als Einziger ein Remis gegen den Turniersieger erreichte und insgesamt eine Turnierleistung von knapp 200 Punkten über seiner Elo-Zahl erspielte.
Alle Informationen zu Paarungen und Platzierungen können auf der Internetseite www.natochess.com eingesehen werden.
Neben dem Turnier blieb dennoch Zeit für ein abwechslungsreiches Rahmenprogramm:
Die Eröffnungszeremonie fand im Rathaus in repräsentativem Rahmen statt. Bei einer Grachtenfahrt konnte man die Sehenswürdigkeiten und die lebendige und zugleich dennoch entspannte Atmosphäre Amsterdams genießen. Wer am Ende des Turniers noch nicht genug vom Schach hatte, der konnte sich beim anschließenden Blitzturnier noch einmal mit den anderen messen.
Abgerundet wurde die rundum gelungene Veranstaltung durch ein Bankett, nach welchem man sich von den Spielern der anderen Nationen herzlich verabschiedete und sich natürlich gleich wieder für die kommende NATO-Meisterschaft 2016 in England verabredete. Die Katholische Arbeitsgemeinschaft für Soldatenbetreuung e.V. als Unterstützer für den Schachsport in der Bundeswehr wird auch dann wieder versuchen, ein starkes Team zu entsenden.
Karl Koopmeiners
// Archiv: DSB-Nachrichten - DSB // ID 19997