14. August 2017
Vom 6. bis 11. August fanden sie dieses Jahr in Dresden statt: Die 41. Weltmeisterschaften im Problemschach (WCSC World Chess Solving Championship) zusammen mit dem 60. Kompositionsturnier (WCCC - World Congress of Chess Composition).
England's Schachstar John Nunn belegte mit der britischen Mannschaft Platz 2 bei der Löseweltmeisterschaft und wurde Einzelweltmeister der Senioren bei dieser Veranstaltung.
Die deutsche Lösemannschaft bestehend aus Silvio Baier, Boris Tummes und Arno Zude belegte hinter dem alten und neuen Weltmeister Polen und Großbritannien den dritten Platz, gewann also die Bronzemedaille.
Ist Schach Kunst? Eindeutig ja, sagen in diesen Tagen die Freunde des Problemschachs aus aller Welt bei ihren Weltmeisterschaften in Dresden. Frank Neumann, Referent für Öffentlichkeitsarbeit, sprach mit Prof. Dr. Bernd Gräfrath und Thomas Brand, dem ersten und zweiten Vorsitzenden der „Schwalbe“, der deutschen Vereinigung für Problemschach.
F.N.: Herr Professor Gräfrath, Taktiktraining und Problemschach - gibt es da einen Unterschied?
B.G.: Selbstverständlich! Bei uns geht es um die Idee, die Kreativität, Ästhetik – einfach um die Schönheit des Schachs an sich. Taktiktraining konzentriert sich dagegen viel stärker auf die Steigerung der Spielqualität.
F.N.: Kompositions- und Lösungswettbewerbe, muss man die nicht unterscheiden?
B.G.: Genau! Tatsächlich werden sich die 230 Teilnehmer aus 40 Ländern mit ihren Kompositionen den Preisrichtern stellen, ähnlich wie beim Eiskunstlauf werden Punkte vergeben. Die Löser wetteifern gegeneinander und gegen die Uhr.
T.B.: Auch starke Partie-Großmeister haben ihre Leidenschaft für unsere „Spezialdisziplin“ entdeckt. Mit GM Jan Timman (65) aus den Niederlanden als hervorragender Studienkomponist und GM John Nunn (62) aus Großbritannien als einer der besten Löser gehören zwei außergewöhnliche Spieler zu unserem Kreis, die zur erweiterten Weltspitze zählten.
F.N.: Spielt die Digitalisierung in Ihrem Wettbewerb eine Rolle?
B.G.: Unmittelbar nach einer Komposition kontrolliert heutzutage jeder am Rechner die Stellung und führt damit den Beweis für die Korrektheit der Lösung. Das bedeutet: Genau die vom Komponisten intendierten Züge führen zum Ziel. In öffentlich zugänglichen Datenbanken kann der Interessierte Hunderttausende von Schachproblemen finden, nachvollziehen und genießen.
F.N.: Schach befindet sich aktuell zweifellos angefeuert durch die letztjährige Weltmeisterschaft zwischen Carlsen und Karjakin in New York bei uns auf dem Vormarsch. Spüren Sie ebenfalls Rückenwind für den Zweig des Problemschachs? Was sind Ihre Wünsche an die Zukunft?
B.G.: Hier sprechen Sie sicher einen wichtigen Aspekt an. Tatsächlich gibt es so etwas wie Nachwuchssorgen. Feinheit und Kreativität unserer „Kunstwerke“ sprechen nicht unmittelbar jeden Partiespieler sofort an. Für sie sind das tägliche Training, konkrete Pläne für Eröffnung, Mittel- und Endspiel häufig wichtiger. Da fehlt schlicht Zeit und Muße, schöne Stellungen und spezielle Strategien auf sich wirken zu lassen.
T.B.: Es ist für uns sehr wichtig, immer wieder deutlich zu machen, dass wir mit der „Schwalbe“ einen wichtigen Zweig im Deutschen Schachbund vertreten. Breiten- und Leistungssport sind inzwischen zu großen Gebilden geworden. Zahlreiche Turniererfolge unserer Komponisten und Löser führen dazu, dass die deutschen Problemisten in der Welt hoch angesehen sind. Damit tragen sie dazu bei, den Begriff „Schachkultur“ wesentlich zu bereichern.
F.N.: Herr Professor Gräfrath, Herr Brand – ich danke Ihnen für das Gespräch.
// Archiv: DSB-Nachrichten - DSB // ID 22245