22. Juli 2006
Kühler Kopf bei SommerhitzeSchachweltmeisterin lockt 155 junge Schachspieler zum SK RicklingenHochsommer in Hannover – doch 155 Kinder und Jugendliche zog es am 15. Juli nicht ins Freibad, sondern in die KGS Hemmingen, wo sie einen der begehrten Plätze im Simultanwettkampf gegen Juniorinnen-Weltmeisterin Elisabeth Pähtz ergattern wollten. Der SK Ricklingen hatte aus Anlaß seines 60. Geburtstages eingeladen. Zum Vereins-Jubiläum machte die Olympia-Simultantournee des Deutschen Schachbundes Station. Und da hatten sich die Ricklinger ausdrücklich Pähtz als Simultan-Spielerin gewünscht.
Denn sie steht für Erfolge der deutschen Schachjugend und auch im SK Ricklingen wird die Jugendarbeit groß geschrieben.
Da der SK Ricklingen nicht alle 20 Simultan-Teilnehmer bestimmen wollte, wurde vorweg ein Jugend-Turnier veranstaltet im Rahmen der sogenannten Jugendserie. Die Sieger der sieben Altersklassen dieses Turnieres sollten das Recht haben, gegen die Weltmeisterin anzutreten.
Der Andrang war groß. Die Teilnehmer kamen aus ganz Niedersachsen, sogar aus Berlin und Nordrhein-Westfalen waren junge Schachspieler angereist. Fünf Stunden spielten sie um Sieg und Platz. Dann, nach sieben Runden, stand fest, wer gegen Elisabeth Pähtz antreten sollte.
Die Sieger erhielten ihre Pokale aus der Hand der Weltmeisterin, Urkunden überreichte Hemmingens Bürgermeister Claus-Dieter Schacht.
Das Simultanturnier wurde mit kurzen Begrüßungsreden vom Vizepräsidenten des Deutschen Schachbundes, Heinz-Jürgen Gieseke, von Weltmeisterin Elisabeth Pähtz, vom Vorsitzenden des SK Ricklingen, Rüdiger Henze und von Hemmingens Bürgermeister Claus-Dieter Schacht eröffnet (von rechts nach links).
Um 17 Uhr 15 startete die Weltmeisterin ihre Runden. 20 Schachspieler saßen ihr gegenüber. Neben den Jugendlichen, die sich im Turnier qualifiziert hatten, auch Prominente, wie der Vorsitzende der SPD-Landtagsfraktion Wolfgang Jüttner, in dessen Wahlkreis der SK Ricklingen spielt.
Seit seiner Jugend hatte Jüttner nicht mehr Schach gespielt. Gegen Elisabeth Pähtz hielt er immerhin anderthalb Stunden durch. Dann fraß er einen vergifteten Springer und sah sich daraufhin einem tödlichen Mattnetz ausgesetzt. Zeit für die Aufgabe.
Weil der SK Ricklingen die Jugendarbeit wichtig nimmt, war es keine Frage, dass auch die spielstärksten Jugendlichen aus den eigenen Reihen ins Simultan-Feld aufgenommen wurden. Seit an Seit spielten die beiden amtierenden Landesmeister der Altersklassen U14 und U12, Sven Schubert und Ricarda Lebek. Sven rang der Weltmeisterin immerhin ein Remis ab, Ricarda musste sich in die Niederlage fügen. Sie tröstete sich mit einer Parallele: bei der Deutschen Meisterschaft war sie in der Mädchenwertung jüngst dritte geworden. Den gleichen Platz hatte Elisabeth Pähtz ebenfalls einmal erzielt, allerdings als achtjährige.
Besonders freute sich Jannik Heitmann aus Langlingen bei Celle. Er hatte die Altersklasse U10 gewonnen, einen Tag vor seinem Geburtstag. Die Partie gegen Pähtz war seine letzte als Neunjähriger. "Das ist mein schönstes Geburtstagsgeschenk", meinte Jannik. Am Ende gab es zwar eine Niederlage gegen Elisabeth Pähtz, aber das konnte Janniks Freude nicht trüben.
Den weitesten Weg hatte Frederik Firschke auf sich genommen. Der Neunjährige war mit seinem Vater aus Berlin angereist. Doch der Weg lohnte sich. Frederik konnte in der Altersklasse U9 gewinnen und anschließend eine Partie gegen die Weltmeisterin genießen.
Die jüngsten Teilnehmer am Simultan-Wettkampf: Anthony Petkidis (12), Sieger U14, Jannik Heitmann (9), Sieger U10, Tom Peters (8), 2. U8, Frederik Firschke (9), Sieger U9 und Felix Hampel (11), Sieger U12 (von links nach rechts).
Wer nicht die ganze Zeit den Partien folgen wollte, der konnte Artikel über den Weg von Elisabeth Pähtz zum Weltmeistertitel studieren.
Für die Verpflegung sorgten vor allem die Eltern der jungen Ricklinger Schachspieler.
Nach dreieinhalb Stunden war die Veranstaltung beendet. In der letzten Partie erlitt die Weltmeisterin ihre einzige Niederlage. Landesliga-Spieler Thomas Spiess, Mannschaftsführer der ersten Ricklinger Mannschaft, war der glückliche Sieger. An weiteren sechs Brettern gab es ein Remis, so dass Pähtz gegen die Ricklinger Auswahl am Ende mit 16 zu 4 gewann.
Nach der Simultanvorstellung zeigte sich die Weltmeisterin beeindruckt von der Spielstärke der Teilnehmer. "Gerade die Kinder haben sehr gutes Schach gespielt und mehr Widerstand geboten, als ich erwartet hätte", meinte sie. "Von den Simultanturnieren, die ich gespielt habe, war es eines der stärker besetzten." Insgesamt setzte sich die Weltmeisterin gegen die Jugend-Prominenten-Auswahl des SK Ricklingen mit 16 zu 4 Punkten durch.
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