4. März 2014
Traditionell findet die Qualifikations-Runde der Deutschen Schach-Amateurmeisterschaft (DSAM) in Brühl einen Tag vor Rosenmontag statt, also zeitlich und räumlich im Herzen des Karnevals. Einmal mehr wurde das Turnier geradezu gestürmt und mit 360 Spielern ging man sogar über die eigentliche Kapazitätsgrenze hinaus, indem ein Hotel-Anbau leergeräumt wurde. "Erfolg" für das Turnierpersonal war, dass die Stühle so knapp wurden, dass teilweise auf Barhockern bzw. umschichtig gearbeitet werden musste.
Wie das immer so ist, waren einige Begegnungen des Turniers in der Schlussphase dem karnevalistischen Datum ein wenig angepasst, aber jeder verliert eben mal - erst die Konzentration und dann die Partie. Mal verliere ich und mal gewinnt der andere. Aber viele Partien waren auch vom ersten bis zum letzten Zug aus einem Guss vorgetragen und zeugten vom hohen Niveau der DSAM.
In der A-Gruppe siegte der an 2 gesetzte dänische FM Niels Christensen, 1971 geboren, Elo 2274, mit 4,0 Punkten aus den fünf Runden. Punktgleich mit ihm beendete nach einer phantastischen Leistung Joachim Kutzner (Schachclub Erkrath 1973, Elo 2108) sein Turnier, der als Letzter auf der Setzliste stand und nun doch punktgleich mit dem Sieger überragend abschloss.
Auch der an 16 gesetzte Hesse Makan Rafiee (Kasseler SK 1876, Elo 2162) spielte einen großen Wettkampf und wurde Dritter der A-Gruppe. Er hatte immer vorne mitgespielt und hatte deshalb die beste Feinwertung aller vier Spieler mit dreieinhalb Punkten. Wir freuen uns darauf, ihn im letzten noch bevorstehenden Quali-Turnier in seiner Heimatstadt am Brett zu sehen.
Sieger der B-Gruppe wurde Martin Wecker (Godesberg) mit 4,0 Punkten; die Gruppe war derart ausgeglichen (oder vorsichtig?), dass alle ersten sieben Spieler jeweils vier Punkte machten. Bester Brühler des Turniers wurde Marius Gramb, der in der C-Gruppe sehr gute 4,0 Punkte erreichte und damit Vierter wurde. Stefan Schiffer (Lendersdorf) siegte in dieser auch ganz engen Gruppe mit 4,5 Zählern. Und auch in der D-Gruppe häuften sich die Spitzenspieler mit gleicher Punktzahl; hier waren es gleich acht, die 4,0 Punkte erzielten. Fatih Baltic (Aachen) diese Gruppe.
Christian Feidel (Waldshut) agierte hingegen in der E-Gruppe mit 4,5 Punkten souverän; in der Schlussrunde genügte ihm ein Remis für den Gruppensieg, das er auch prompt wie der Pizzadienst lieferte. Der für SGEM Waldshut-Tiengen spielende Feidel trat mit seiner DWZ von 1324 als Letzter (!!) der Setzliste an und triumphierte am Ende: Die DSAM macht's möglich. Ihm folgte Alexander Klein mit 4,0 Punkten und dem wiederum Julia Havenith (Würselen), die damit Vorreiterin der weiblichen Schachartisten wurde. In der F-Gruppe schaffte der sehbehinderte Jakob Bender ein 100%-Ergebnis; mehr als fünf Punkte gingen nicht. In der Schlussrunde gelang ihm ein Damengewinn gegen die elegant aufspielende Melanie Iwanecki (DWZ 1251, Turm Spellen - Spellen ist laut Wikipedia der älteste Stadtteil der Stadt Voerde am Niederrhein im Kreis Wesel), die damit Vierte wurde und so ebenfalls für Niedernhausen bei Wiesbaden finalqualifiziert ist.
Der Deutsche Schachbund ehrte mit Breitenschach-Referent Walter Pungartnik und dem NRW-Verbandspräsidenten Ralf Niederhäuser sowohl Spieler als auch Ausrichter per fulminantem Grußwort, das dann kaum noch vom stellvertretenden Bürgermeister Heinz Jung und RAMADA Hoteldirektorin Ulrike Güttler-Lieven übertroffen werden konnte. Das Grußwort von Ralf Niederhäuser ist auf der NRW-Seite nachlesbar.
Ralf Mulde
// Archiv: DSB-Nachrichten - DSB // ID 9462