30. Juli 2006
Der Schlusstag hielt, was die Erwartung versprach. Spannende Entscheidungen prägten die neunte Runde der 18. Deutschen Senioren-Einzelmeisterschaft bei den Herren in Dresden. Während bei den Frauen schon einen Tag zuvor mit Lieselotte Janssen aus Leipzig-Lindenau die Siegerin feststand, benötigten die Herren für die Entscheidung auf den ersten drei Plätzen diese finale Runde. Beide Spitzenbretter standen im Fokus der Öffentlichkeit. Sowohl Wolfgang Uhlmann (Dresden) gegen Heinrich Fronczek (SV Calw) als auch Jefim Rotstein (Brück-Rath-Heumar) gegen Eduard Bakhmatov (BSW Wuppertal) spielten dabei Remis und sorgten dafür, dass es an diesem Tag zwei Sieger gibt. Zum einen gewann der 73-jährige Rotstein das Gesamtturnier. Als Ukrainer konnte er laut Ausschreibung aber nicht den Titel eines Deutschen Senioren-Meisters mit nach Hause nehmen. Diesen holte sich der Zweitplatzierte Wolfgang Uhlmann. Nach 2001 siegte der 71-Jährige nun erneut in diesem größten Senioren-Turnier der Welt.
Die Sieger - Deutsche Meisterschaft, A-Gruppe
Senioren:
1. Platz Wolfgang Uhlmann USV TU Dresden
2. Platz Heinrich Fronczek SC Calw
3. Platz Werner Reichenbach SC Schwante
Nestoren:
1. Platz Bernhard Bierwisch Telekom Aachen
2. Platz Wolfgang Kripp Brück-Rath-Heumar
3. Platz Dr. Alexander Ljuboschitz Brück-Rath-Heumar
Seniorinnen
1. Platz Lieselotte Janssen SC Leipzig-Lindenau
2. Platz Hannelore Hoose SC Vahr
3. Platz Kristine Pews Viadr. Frankfurt/Oder
Wissenswertes über den Sieger Wolfgang Uhlmann:
Der gelernte Buchhalter zeigte schon früh sein großes Talent (Sieg bei der Gesamt-Deutschen Jugendmeisterschaft 1951) und wurde bald staatlich gefördert, sodass er sich ausschließlich dem Schachsport widmen konnte.
Uhlmann, der 11 DDR-Meisterschaften gewann (1954, 1955, 1958, 1964, 1968, 1975, 1976, 1981, 1983, 1985 und 1986), bekam 1959 den Großmeisterteitel der FIDE verliehen. Er nahm von 1956 bis 1988 zehnmal für die DDR an der Schacholympiade teil. Auf der Olympiade 1964 in Tel-Aviv erreichte er 83,3 % der möglichen Punkte und erhielt die Goldmedaille für das beste Resultat am ersten Brett.
Seit 1954, dem Jahr seiner ersten Teilnahme an einem Zonenturnier (in Mariánské Lázně, 13. Platz), griff er in den Kampf um die Weltmeisterschaft ein. Nachdem er zunächst beim Zonenturnier in Wageningen 1957 Fünfter geworden war, gelang ihm 1961 (Zonenturnier in Mariánské Lázně, 3. Platz) der Einzug ins Interzonenturnier von Stockholm (1962), bei dem er den 9. und 10. Platz teilte. Durch einen Sieg beim Zonenturnier in Raach 1969 gelang ihm erneut der Sprung ins Interzonenturnier.
Diesmal (1970 in Palma de Mallorca) belegte er den geteilten 5.-6. Platz, der gleichbedeutend mit der Qualifikation zu den Kandidatenwettkämpfen war. Der 1971 gegen den Dänen Bent Larsen gespielte Viertelfinalwettkampf ging für Uhlmann mit 3,5-5,5 verloren. Trotz zweier weiterer Interzonenturnierteilnahmen (1973 in Leningrad und 1976 in Manila) blieb dies sein letzter und einziger Kandidatenwettkampf.
In den 1960er Jahren hatte Uhlmann seine sportlich erfolgreichste Phase. 1964 gewann er gemeinsam mit Lew Polugajewski in Sarajevo und mit Wassili Wassiljewitsch Smyslow in Havanna. 1965 siegte er mit Boris Ivkov vor dem Weltmeister Tigran Petrosjan in Zagreb. Er gewann mit Boris Spasski das traditionelle Turnier von Hastings zur Jahreswende 1965/1966. 1968 gewann er zusammen mit David Bronstein das Lasker-Memorial in Berlin.
http://www.schachfestival.de
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