25. Oktober 2013
Nachdem die 1. Runde erwartungsgemäß ohne große Überraschungen verlief, gab es in der 2. Runde zumindest einige Überraschungen. So besiegte Marco Sponheim aus Deutschland (IPCA - International Physically-Disabled Chess Association) den Internationalen Meister Dimitrij Scerbin aus Russland. Generell ist bei diesem Turnier die Tendenz erkennbar, dass die Partien ausgekämpft werden und nicht vorzeitig mit schnellen Remis beendet werden. Nicht zuletzt wird dies auch durch die sogenannte Sofia-Regel unterstützt, die bei diesem Turnier Anwendung findet und hier besagt, dass eine Remisvereinbarung nicht vor dem 30. Zug erfolgen darf, es sei denn der Schiedsrichter trifft eine anderweitige Entscheidung.
Im Duell der beiden russischen Schachspieler an Brett 1 setzte sich der an Platz 1 gesetzte Internationale Meister Andrei Obodschuk gegen Viktor Strekalovski erwartungsgemäß durch.
Mohammadreza Ghadimi, der für den Hamburger Gehörlosenverband antritt, gewann die ersten beiden Partien und legte damit einen erfolgreichen Turnierstart hin. Er freut sich offensichtlich über den Sieg und ist für die dritte Runde optimistisch.
Der sehbehinderte Stanislaw Babarykin, FIDE-Meister aus Russland, gewann an Tisch 7 gegen den gehörlosen Jerzy Strzelecki aus Polen. Bei dieser besonderen Konstellation assistierten gleich zwei Volunteers: Ilona Olligs und ihr Sohn Antonius Olligs.
Wolfgang Krabbe und Stefan Krause trennten sich remis. Beide spielen für den Gehörlosenverband Dresden und sind im ICCD (International Chess Committee of the Deaf Germany) organisiert.
Hart ausgekämpft wurde eine der am längsten laufenden Partien an Tisch 19, wobei sich der gehörlose Viktor Wareschkin (Elo 2182) aus Russland am Ende gegen Dawid Falkowski (Elo 2013) aus Polen durchsetzte. Auf Grund der Brisanz der Partie in der Schlussphase bildeten sich hier auch entsprechende Kiebitztrauben. Auch die Partie am Tisch 3 zwischen Alexander Balberow (Russland) und Ruben Bernardi (Italien) wurde lange ausgekämpft. Nach fünf Stunden einigten sich beide auf die Punkteteilung.
Interessant für Außenstehende sind die Blindenschachbretter, wie sie beispielsweise der polnische Internationale Meister Pjotr Dukaczweski nutzt, der als einer der Favoriten des Turniers gilt. Ein Volunteer (hier: Alexander Hilgenberg) assistiert am Brett und führt die Züge am großen Brett aus und notiert sie entsprechend. Zusätzlich werden die Züge vom Gegner i.d.R. angesagt und somit bestätigt. Einigen Teilnehmer werden auf Grund der Beeinträchtigungen feste Tische zugewiesen.
Die Ankündigungen vor Rundenbeginn erfolgen jeweils in vier Sprachen: neben Deutsch, Englisch und Russisch auch in Gebärdensprache. Dazu wurden Gebärdensprachdolmetscher von der Landesdolmetscherzentrale für Gehörlose in Zwickau engagiert. Die Gehörlosen werden somit entsprechend einbezogen und es kann von gelebter Inklusion gesprochen werden.
Die weiteste Anreise hatte übrigens der Inder Snehit Saraf, dessen Familie extra für dieses Schachturnier nach Dresden mitgekommen ist. Er spielt in der Gruppe der Körperbehinderten.
Eine solche Veranstaltung lebt auch immer von den vielen fleißigen Helfern im Hintergrund. Insgesamt unterstützen ca. 30 Freiwillige das Turnier. Die beiden Schwestern Valenta Krämer und Livia Krämer werden vom Internationalen Schiedsrichter Martin Sebastian angeleitet.
Der Turnierverlauf wurde auch von Außenstehenden gespannt verfolgt. Die Spitzenpaarungen jeder Runde werden auf Monitoren und im Internet unter www.worldchess-disabled.com live übertragen. Interessierte sind jederzeit willkommen und eingeladen zuzuschauen.
Philipp Roeder
// Archiv: DSB-Nachrichten - DSB // ID 9197