13. April 2014
"Simultanschach in Loitz ... eine verrückte Idee? Mag sein, aber jegliche (gute!) Werbung für unseren Sport kann überhaupt nicht schaden und ich bin überzeugt davon, dies war eine solche.
Loitz ist übrigens so was wie 'Schach-Niemandsland', soll heißen: ich fand noch keinen Hinweis in alten Schachzeitungen auf einen früheren Schachverein dort und ein paar mir bekannte Sportfreunde anderer Städte erinnerten sich auch nicht an einen solchen. Seit einigen Jahren haben Kinder in dem kleinen Städtchen und seiner Umgebung Schachunterricht, einige fanden schon den Weg in einen Schachverein (SV Gryps) und noch einige mehr nutzen auch gern die Chancen zur Teilnahme an Schulschachturnieren." so Guido Springer in seinem Text an den DSB.
"Seit zwei Jahren darf ich auf dem Loitzer Weihnachtsmarkt mit Schachbrettern stehen (immer das Wochenende 2. Advent) und die Einwohner nutzen die Möglichkeit zum Spiel gern. Dito beim Landeserntedankfest 2013, das ebenfalls in Loitz stattfand. Nach den positiven Eindrücken forderte ich Loitz und sein Umland in Person des Bürgermeisters, Herrn Michael Sack, bei der letzten Beratung zum Weihnachtsmarkt 2013 ganz spontan zum Simultan an (bis zu) 20 Brettern heraus (solche verrückten Sachen krieg ich einfach nicht geplant). Er fand die Idee toll und so gingen wir es dieses Jahr an.
Nach dem Simultan kann ich feststellen: Ich hab's 'überlebt'. 15 Bretter waren besetzt, davon 9 mit meinen Schützlingen/Schülern (7 ... 14 Jahre). Auch der Bürgermeister spielte mit. Dann noch 5 Erwachsene (meist Eltern/Großeltern der Kinder). Es ist sehr bemerkenswert, dass in dem Städtchen ohne erwähnenswerte bzw. bisher gefundene Schachgeschichte immerhin 15 der gewollten 20 Bretter besetzt waren. Gut zweieinhalb Stunden dauerte es bis zum Ende der letzten Partie und ich spielte 'dreifach verschärft': Zeitbegrenzung (es blieb bei den angekündigten 1 h für die Einzelspieler und 2 h für mich), an allen Brettern Schwarz für mich + Partien selbst mitschreiben (die Einzelspieler brauchten nicht zu schreiben). Trotzdem ging ich alle Partien dieses dadurch wohl recht besonderen Simultans ehrgeizig und 'volle Pulle' an ...
Die Tageszeitung (Nordkurier) war fast 2 Stunden da, machte viele Foto's und Gespräche mit Spielern (mit mir wollte der Reporter eigentlich noch telefonieren). NDR-Fernsehen begleitete die gesamte Zeit mit Aufnahmen, bringt einen kleinen Beitrag (ca. 2,5 min) am Montag abend (so ist der Plan) im Nordmagazin (das ist NDR regional für M-V) um 19:30 Uhr. Absprachegemäß stand ich den Fernsehmachern auch mittendrin für kurze Antworten auf kurze Fragen zur Verfügung, ließ mich also durchaus auch aus der Konzentration bringen (der Reporter nahm aber lobenswert Rücksicht und fragte nur zwei-, dreimal was, glaube ich - an meine Antworten kann ich mich nicht recht erinnern, steckte wohl doch wie so oft in meinen Wettkämpfen viel mehr in den Partien als im Drumherum).
Es war (für mich) unglaublich anstrengend, aber auch spannend und der Abend hat allen Spaß gemacht. Das Ergebnis ist da mit Sicherheit nebensächlich, das Erlebnis stand für alle ganz klar im Vordergrund und das ist völlig in Ordnung und gut so. Ich verfehlte knapp mein Traumziel ... Der Bürgermeister, Herr Sack, meinte zum Abschluss, dass wir diese Aktion wiederholen sollten und zwar aus zwei Gründen: einerseits waren nicht alle 20 Bretter besetzt, andererseits hätte ich mit dem 'nur' 14:1 mein Ziel auch nicht ganz erreicht ... Wir einigten uns darauf, dass das ja im Herbst stattfinden könnte. Klingt nach einem gelungenen Abend für alle, na wenn das nichts ist ..."
Wie Guido Springer auf seiner Facebook-Seite (Facebook-Registrierung notwendig, d.Red.) schreibt, übersah er in der einen Verlustpartie ein einzügiges Matt. Es hat also nicht viel an einem glatten "zu Null" gefehlt.
Richtig neidisch zeigten sich die Schachfreunde Friedberg über die Fernseh- und auch Radiopräsenz bei diesem vergleichsweise kleinem Simultan mit einem Alleinspieler mit einer DWZ von knapp über 1800: "Ich renne denen hinterher wegen des Bundesliga-Teams und bekomme keinen Hinweis - und im Norden funktioniert das völlig schmerzfrei. Cool."
Nordkurier vom 7. April
Nordmagazin vom 14. April
Frank Hoppe
Red. Nachtrag: Der NDR hat den Beitrag leider kurzfristig aus dem Programm genommen. Nunmehr ist die Ausstrahlung in der Sendung am 17. April geplant. Und zwar genau um 19:41:33 Uhr!
// Archiv: DSB-Nachrichten - DSB // ID 9687