6. März 2010
Viel fehlt eigentlich nicht mehr - und doch sind Deutsche Meisterschaften wie alles, was man über Jahre hinweg in gleicher Form betreibt, verbesserungswürdig. Manche Dinge sollen besser werden, in dem man ihnen weitere Einzelheiten hinzu addiert, anderes verbessert sich durch das Weglassen. So steht für die DEM weiterhin die exemplarische Diskussion, ein Open hinzu zu nehmen oder sie sportlich attraktiver für die Spitzenkräfte zu gestalten. Beispielsweise durch einen höheren Preisfonds oder eine sogenannte Königsgruppe, in der den stärksten deutschen Schachkräften entsprechende Gegnerschaft garantiert wird. Beides ist gut gemeint, verhilft aber der Randsportart Schach leider nicht zu entsprechender Attraktivität, um sie zu vermarkten. Dabei kann man auf die Rahmenbedingungen stolz sein. Ein wunderschöner Spielsaal, eine Kurstadt, eine funktionierende Internetübertragung, Live-Kommentar, Berichterstattung im Internet und schließlich ein Verein, der sich rührend um die Teilnehmer kümmert. Trotzdem finden nur rund 50 Schachspielerinnen und Spieler in das Begleitturnier. Bei Chessbase, wo das Turnier ebenfalls übertragen wird, steigt die Zahl der Kiebitze gerade in den vierstelligen Bereich.
Das ändert aber nichts am durchaus attraktiven Schach der vielen Großmeister, internationalen Meister und Fidemeister hier vor Ort. Tobias Hirneise (21), der wie sein Bruder Jens (18) hier mitspielt, war heute der erste Gewinner. Nach 25 Zügen musste Ralf Schöne - bei gleichem Material, aber in hoffnungsloser Stellung aufgeben. Raj Tischbierek gewann (als Zweiter des Tages) seine zweite Partie mit Schwarz gegen Hendrik Tabatt. Die optimistisch versuchte Abwicklung des Schwarzenbachers, füh auf Bauernjagd zu gehen, wurde schon im 21. Zug mit einer feinen Doppeldrohung bestraft. Das Duell Figura gegen Bindrich, das auch lange Gegenstand von Klaus Bischoffs Kommentaren war, entschied der für Eppingen spielende Großmeister für sich. Bis zur ersten Überraschung musste die Zuschauer eine Weile warten, obgleich das Wort "Überraschung" bei einer Deutschen Meisterschaft kaum eine Rolle spielen sollte.
Zu nahe sind sich die einzelnen Teilnehmer in ihrer Wertungszahl. Wirklich große Unterschiede finden sich nur im Bereich der ersten Sieben der Setzliste mit "2500 plus" gegenüber den Teilnehmern auf den Rängen 32 bis 44 mit "unter 2300". So war es zumindest eine kleine Überraschung im Bezug zum Vortag, dass IM Herbert Bastian auch seine zweite Partie verlor. Waldemar Schlötzer von der BG Buchen berechnete ein gefährlich aussehendes Turmopfer von Bastian korrekt und hielt den Vorteil fest. Auch Hans-Joachim Vatter (2338) unterlag mit Weiß Jakob Engelmann (2213). Die größte Überraschung dürfte Michael Prusikin mit seiner verpassten Wiedergutmachung gewesen sein. Gegen Jens Kotainy arbeitete der erfahrene GM hart an einem Vorteil, musste aber am Ende ins Dauerschach einwilligen. "Oben" ging alles seinen Gang, wenn auch nicht reibungslos. Eine der letzten Partien war Fiebig gegen Milov, die mit Remis endete. Nach zwei Tagen haben noch "weiße Westen": Igor Khenkin, Falko Bindrich, Sebastian Bogner vom gastgebenden SK Neuhausen, Andreas Heimann, Raj Tischbierek und Frank Zeller.
Anbei die Bilder des Tages.
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