28. September 2013
"Zug um Zug" - Schach für alle! ist das Motto des dritten Schachfestes der Emanuel Lasker Gesellschaft in Berlins Mitte im Hauptbahnhof unweit von Reichstag und Kanzleramt. Der Titel ist bewußt gewählt: bei der Deutschen Bahn und beim Schach spielen Züge die entscheidende Rolle. Das stellte Bahnhofschef Thomas Hesse in seiner Eröffnungsrede am heutigen Sonnabend noch einmal heraus. Und später am Brett blühte der Flachs: "Handys aus?" - "Nein, hier werden sowieso ständig Züge angesagt!" Auch die in Bahnhöfen nicht unübliche Durchsage "Achtung am Gleis! Ein Zug fährt durch." läßt sich leicht aufs Schachbrett übertragen, wenn ein Bauer auf dem Weg zur Krönung ist...
Paul Werner Wagner, Vorsitzender der Emanuel Lasker Gesellschaft, holte anschließend den Hauptakteur des Tages auf die Bühne: Rasmus Svane. Der 16-jährige "Schachprinz" war in der ersten Septemberhälfte Sechster bei der Deutschen Meisterschaft in Saarbrücken geworden. Nun durfte er einige Fragen zu seiner schachlichen Entwicklung beantworten. Mit 4-5 Jahren kam er erstmals mit Schach über ein Computerspiel in Berührung. Und schon mit 8 Jahren wurde er Mitglied im Lübecker Schachverein. Sein erster Trainer war IM Sergej Salov. Als er Salovs Spielstärke erreicht hatte, übernahm der Hamburger Wolfgang Pajeken das Training. Aktuell betreuen Rasmus die beiden Großmeister Jan Gustafsson und Karsten Müller.
"Einfach spielen und Spaß haben" antwortete Rasmus auf die Frage, was ihn an Schach so begeistert. Das wird er wahrscheinlich auch in seinem nächsten Turnier so umsetzen: Nach der Veranstaltung in Berlin geht es weiter zu einem Open nach Oslo. Ein Normenziel hat er nicht. Über die erste Großmeisternorm würde er sich aber sicherlich freuen.
Bei der Vorbereitung auf seine Gegner, die er mit Hilfe der ChessBase-Software durchführt, versucht er bei der Wahl der Eröffnung flexibel zu bleiben, um auch des Gegners Vorbereitung zu erschweren. Selbst spielt er mit Schwarz gern Französisch und Caro-Kann. Mit Weiß ist es etwas schwieriger, weil man vorher nie weiß in welche Richtung der Nachziehende das Spiel lenkt. Damengambit und Slawisch spielt er aber auch hier gern.
Für das Simultan gegen den jungen IM hatten 24 Gegner unterschiedlicher Spielstärke Platz genommen, darunter auch eine Übungsgruppe des Potsdamer Schachtrainers Ludwig Stern. Zu Rasmus' Spielstärke fehlt ihnen aber noch eine ganze Menge. Die Tischreihe lichtete sich an der Stelle recht schnell. Aber auch bei der anderen Konkurrenz erlahmte bald der Widerstand. Nachdem die letzte Partie beendet war, brauste Beifall auf: Rasmus hatte alle Spiele gewonnen!
Im anschließenden Schnellturnier, zu dem auch bereits die Deutsche Meisterin Hanna Marie Klek angereist war, traf Rasmus auf härtere Gegenwehr. Der Berliner Adis Artukovic nahm dem jungen Talent in Runde drei ein Unentschieden ab. Zuvor hatte Rasmus bereits gegen Schachfest-Initiator Wagner fast einen halben Punkt liegengelassen. In Runde vier besiegte er die Deutsche Meisterin, mit der er sich in den Pausen angeregt unterhielt. Man kennt sich halt.
Pl. | Teilnehmer | TWZ | Verein/Ort | 1 | 2 | 3 | 4 | Pkt. |
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1. | FM Dirk Paulsen | 2243 | Berlin | 12w1 | 6s1 | 8w1 | 7s1 | 4.0 |
2. | Christian Rohrer | 2187 | Zürich | 18s1 | 9w1 | 5s1 | 4w½ | 3.5 |
3. | IM Rasmus Svane | 2407 | Hamburg | 15w1 | 13s1 | 7w½ | 10s1 | 3.5 |
4. | Frank Hoppe | 1926 | Berlin | 19w1 | 10s1 | 13w1 | 2s½ | 3.5 |
5. | Philippe Vu | 2060 | Berlin | 17w1 | 21s1 | 2w0 | 11s1 | 3.0 |
6. | Fabian Wilde | 1824 | Berlin | 22s1 | 1w0 | 20s1 | 14w1 | 3.0 |
7. | Adis Artukovic | 2020 | Berlin | 14s1 | 11w1 | 3s½ | 1w0 | 2.5 |
8. | Ben-Luca Schreiber | 1600 | Berlin | 25s1 | 16w1 | 1s0 | 9w½ | 2.5 |
9. | Ignatz Biegler | 1826 | Altenkirchen | 23w1 | 2s0 | 15w1 | 8s½ | 2.5 |
10. | Hanna Marie Klek | 2263 | Erlangen | 16s1 | 4w0 | 18s1 | 3w0 | 2.0 |
11. | Uwe Zeidler | 1803 | Berlin | 24w1 | 7s0 | 12w1 | 5w0 | 2.0 |
12. | Jörg Weber | 1684 | Berlin | 1s0 | 22w1 | 11s0 | 20w1 | 2.0 |
13. | Mohammed Hassan Solhjou | 1919 | Berlin | 26s1 | 3w0 | 4s0 | 18w1 | 2.0 |
14. | Anh Van Nguyen | 1518 | Potsdam | 7w0 | 24s1 | 21w1 | 6s0 | 2.0 |
15. | Paul Werner Wagner | 1774 | Berlin | 3s0 | 26w1 | 9s0 | 19w1 | 2.0 |
16. | Thorsten Beier | 1700 | Berlin | 10w0 | 8s0 | 19w1 | 23s1 | 2.0 |
17. | Pascal Güssow | 1630 | Rathenow | 5s0 | 20w0 | 22s1 | 21s1 | 2.0 |
18. | Felix Geißler | 1644 | Berlin | 2w0 | 23s1 | 10w0 | 13s0 | 1.0 |
19. | Ludwig Stern | 1290 | Potsdam | 4s0 | 25w1 | 16s0 | 15s0 | 1.0 |
20. | Wladislaw Gruchowsky | Berlin | 21w0 | 17s1 | 6w0 | 12s0 | 1.0 | |
21. | Helmut Goepel | 1787 | Berlin | 20s1 | 5w0 | 14s0 | 17w0 | 1.0 |
22. | Thomas Schmädicke | 878 | Potsdam | 6w0 | 12s0 | 17w0 | 24s1 | 1.0 |
23. | Leon Sasse | 890 | 9s0 | 18w0 | 25s1 | 16w0 | 1.0 | |
24. | Sandy-Michelle Mylke | 804 | Briesen | 11s0 | 14w0 | 26s1 | 22w0 | 1.0 |
25. | Frank Mylke | Berkenbrück | 8w0 | 19s0 | 23w0 | 26w1 | 1.0 | |
26. | Michael Schmädicke | 916 | Potsdam | 13w0 | 15s0 | 24w0 | 25s0 | 0.0 |
Hanna Marie Klek liegt nach dem ersten Tag nur auf Platz 10, weil sie auch noch eine zweite Niederlage einstecken mußte. Der glückliche Sieger war der Berichterstatter! Nachfolgend diese und meine drei anderen Partien:
Während des Simultans saßen sich zwei Auswahlmannschaften der Emanuel Lasker Gesellschaft (ELG) und des Schachvereins der Deutschen Bahn/BSW gegenüber. Für die ELG saß Ralf Schreiber mit am Brett, der an beiden Tagen sein Projekt "Schach für Kids" in Berlin präsentiert.Die ELG konnte den ersten Durchgang knapp gewinnen, unterlag aber im zweiten Durchgang klar. Gespielt wurden wie im Schnellturnier 15-Minutenpartien.
Br. | ELG | DWZ | 6,5:9,5 | DB/BSW | DWZ |
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1 | Reinhard Müller | 2044 | 0:1,0:1 | FM Dr. Fritz Baumbach | 2116 |
2 | Sebastian Müller | 2024 | 1:0,0:1 | FM Ralf Kleeschätzky | 2135 |
3 | Frank Hoppe | 1926 | 1:0,0:1 | Jürgen Zahn | 2026 |
4 | Dr. Rainer Karlsch | - | ½:½,1:0 | Ulrich Fitzke | 1803 |
5 | Prof. Wilmar Lukas | 1705 | 1:0,½:½ | Horst Kaiser | - |
6 | Paul Werner Wagner | 1748 | 1:0,½:½ | Karsten Gödecke | - |
7 | Ralf Schreiber | 1646 | 0:1,0:1 | Joachim Schwarz | 1615 |
8 | Werner Koep-Kerstin | - | 0:1,0:1 | Steffen Heilmann | 1669 |
Weitere Fotos vom ersten Tag finden Sie in unserer Bildergalerie.
Morgen ab 11 Uhr geht es weiter mit dem Simultan von Hanna Marie Klek, bevor am Nachmittag das Schnellturnier fortgesetzt wird.
Frank Hoppe
// Archiv: DSB-Nachrichten - DSB // ID 9153